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Weißenhorn: Heimatmuseum und Oberes Tor: Weißenhorns Großprojekt beginnt bald

Weißenhorn

Heimatmuseum und Oberes Tor: Weißenhorns Großprojekt beginnt bald

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    Museumsleiter Matthias Kunze und Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold
    Museumsleiter Matthias Kunze und Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold Foto: Alexander Kaya

    Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold kniet unter dem Dach des Weißenhorner Heimatmuseums. Mit der bloßen Hand kratzt sie über einen der offen liegenden Balken. Das Holz zerbröselt regelrecht unter ihren Fingern. An manchen Stellen ist auch der Expertin nicht ganz klar, wie das ganze Bauwerk noch zusammenhält. Bei einem Rundgang durch den Gebäudekomplex am Oberen Tor sind viele Schäden sichtbar, aber auch das riesige Potenzial, das in dem historischen Gemäuer schlummert. 

    Die Statik des Gebäudes ist angegriffen

    Decken, Böden und Wandverkleidungen wurden im Innern bereits entfernt. Das Gebäude wurde sprichwörtlich auf Herz und Nieren überprüft, um sich ein möglichst genaues und detailliertes Bild seines Zustands zu machen. Zum Vorschein kamen neben zerbröckelnden Balken auch solche, die sich aus ihrer Verzapfung gelöst haben und die im Laufe der Jahrhunderte komplett verrutscht sind. An anderen Balken wurden bei früheren Sanierungen Fäulnisstellen einfach abgeschnitten, sodass sie nun praktisch im Nichts enden. Warum man es sich damals so einfach gemacht hat? Auch die Stadtbaumeisterin wundert sich teils über die Arbeit ihrer historischen Vorgänger. 

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    Decken, Böden und Wandverkleidungen wurden im Innern bereits entfernt. Das Gebäude wurde sprichwörtlich auf Herz und Nieren überprüft, um sich ein möglichst genaues und detailliertes Bild seines Zustands zu machen. Zum Vorschein kamen neben zerbröckelnden Balken auch solche, die sich aus ihrer Verzapfung gelöst haben und die im Laufe der Jahrhunderte komplett verrutscht sind.

    Neben Kaputtem hat man bei der Entkernung des Gebäudes auch Kurioses entdeckt. An einer Stelle lagen acht Bodenschichten übereinander, berichtet Graf-Rembold – Jahrhunderte von Umbau und Sanierung auf ein paar Quadratmetern. Ein historisches Kleinod verbarg sich unter der Decke dreier Räume im ersten Stock des ehemaligen Woll- und Waaghauses: eine Bohlenbalkendecke. Der Museumsleiter Matthias Kunze erklärt: "So eine Decke war auch in der damaligen Zeit eine tolle Handwerkskunst." Allein dass sie die Jahrhunderte überdauert hatte und nun als schöne Überraschung zum Vorschein kam, wäre eine tolle Sache. Das Besondere in diesem Fall ist, dass hier die Bohlenbalkendecke in einem Wirtschaftsgebäude verbaut wurde. Gedacht war das Haus links des Turms (wenn man vom Rathausplatz auf das Ensemble blickt) als Lager für Barchent, ein hochwertiger Stoff, mit dem die Fugger von Weißenhorn aus Handel trieben. Der

    Baumaßnahmen bringen die alte Stadtmauer wieder ans Tageslicht

    Und auch im alten Rathaus wurde Historisches freigelegt. Das Gebäude wurde einst um die Stadtmauer herumgebaut. Die alten Steine werden künftig ein zentraler Teil des neuen Eingangsbereichs im Museum. Das Heimatmuseum selbst wurde zum Profiteur der dringend benötigten Gebäudesanierung. Im Zuge der Arbeiten wird es nämlich nun ebenfalls von Grund auf erneuert. Der Eingang wandert von links nach rechts, raus aus der Seitenstraße und an prominente Stelle am Rathausplatz. 

    Rund 80 Prozent des Museums werden barrierefrei gestaltet – nur im Vorturm mit seinen vielen Treppen kann das nicht umgesetzt werden. Durch den erfolgt künftig der Zugang zum Museumsbereich im alten Woll- und Waaghaus, die barrierefreie Erschließung des Museums gelingt dann mit einem neuen Übergang zwischen den beiden Gebäudeteilen und zwei Aufzügen. Thematisch wollte Kunze im neu gestalteten Museum den Fokus auf Weißenhorn als Fuggerstadt und die mittelalterliche Altstadt legen. Er selbst geht bald in Ruhestand, das frisch sanierte Museum mit Leben zu füllen, wird dann die Aufgabe seines Nachfolgers sein.

    Das Museum soll auch nicht nur ein Museum bleiben. Dort soll auch Platz für die Stadtgesellschaft geschaffen werden. Im Erdgeschoss des alten Museumsgebäudes werden Wände herausgerissen, es entsteht ein großer Veranstaltungsraum, in dem Konzerte, Lesungen, Vorträge und vieles mehr stattfinden können. Im zweiten Stock des alten Rathauses wird es Räume für Museumspädagogik und eine Stadtwerkstatt geben. 

    Spatenstich soll Anfang Juni erfolgen

    18 Millionen Euro werden die statische Instandsetzung und Neugestaltung des Bauensembles kosten. Die ersten Ausschreibungen für Zimmerei, Spenglerei und Gerüstbau sind bereits am Markt, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es losgehen kann. Der offizielle Spatenstich soll Anfang Juni erfolgen. 

    18 Millionen – das Projekt verschlingt eine hohe Summe. Den größten Anteil trägt dabei die Regierung von Schwaben, die das Projekt mit gut 9 Millionen fördert. Dazu kommen weitere kleinere Zuwendungen von Einrichtungen wie dem Bezirk oder der Landesstelle für nicht staatliche Museen. Aus dem Stadtsäckel werden am Ende "nur" rund 7,5 Millionen benötigt. Die Stadtbaumeisterin und Museumsleiter Matthias Kunze wollen vor allem ein großes Missverständnis ausräumen. Es ist nicht ein einfacher Museumsumbau oder eine Museumserweiterung, die 18 Millionen Euro kostet. Es ist ein Großprojekt, das vor allem wegen der dringend benötigten statischen Sanierung des gesamten historischen Ensembles um das Obere Tor so teuer wird. 

    Ein Weißenhorner Aushängeschild soll in altem Glanz erstrahlen

    Das Obere Tor bildet dabei auch die verkehrstechnisch wichtige Zufahrt zur Altstadt und ist somit ein Aushängeschild Weißenhorns. Wer den Turm von außen genauer inspiziert, wird auch dort schon Schäden entdecken, auf die Stadtbaumeisterin Graf-Rembold beim Rundgang ebenfalls aufmerksam macht. Durch den Haupttragebalken zieht sich ein Riss, mit Holzschalungen wurde der bröckelnde Fries fixiert. Und ein "bisschen Farbverlust" zeigt die Fassade auch – Letzteres ist zwar nur ein kosmetisches und kein statisches Problem, wird aber selbstverständlich dennoch behoben, sodass das Obere Tor nach Ende der Sanierung vollumfänglich in altem Glanz erstrahlen wird. 

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