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Weißenhorn: Häuser drucken aus Schutt: Firma Rupp plant eine Bau-Revolution

Weißenhorn

Häuser drucken aus Schutt: Firma Rupp plant eine Bau-Revolution

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    In Weißenhorn werden derzeit Tiny-Häuser gedruckt. Doch die Revolution, so Rupp-Gebäudedruck-Geschäftsführer Yannick Maciejewski, liegt im Detail.
    In Weißenhorn werden derzeit Tiny-Häuser gedruckt. Doch die Revolution, so Rupp-Gebäudedruck-Geschäftsführer Yannick Maciejewski, liegt im Detail. Foto: Alexander Kaya

    Der Rohbau steht schon: Die Firma Rupp-Gebäudedruck zieht mitsamt dem Mutterkonzern im kommenden Jahr von Pfaffenhofen nach Weißenhorn. Sofort fällt eine elf Meter hohe Säule aus dem Betondrucker auf, um die sich eine Treppe windet. Doch die wahre Neuerung liegt nicht im repräsentativen Eingang, sondern in den Schuttbergen, die auf dem Firmen-Gelände zu sehen sind. 

    Anfragen aus der Ukraine bei Rupp in Weißenhorn

    Schuttberge gibt es in der Welt mehr als genug: dieser Tage in den Katastrophengebieten in Marokko sowie Libyen und auch in der Ukraine. Geschäftsführer Yannick Maciejewski hat einen Traum: Schuttberge zu häckseln und daraus Häuser zu drucken. Anfragen aus der

    Weit sei das Start-up mit nur fünf Beschäftigten davon nicht mehr entfernt. Versuche laufen offenbar vielversprechend. Patentanmeldungen seien auf dem Weg. Doch bis zur Zulassung für Wohngebäude werde es dennoch dauern. Maciejewski sieht das Weißenhorner Unternehmen in dieser Sache auch nicht in erster Linie als Helfer in den Katastrophenregionen dieser Welt. Vielmehr ist der Klimaschutz sein Antrieb. Schutt gebe es mehr als genug, ihn zu verwenden, könnte entscheidend mithelfen, die "graue Energie", also jenen Aufwand samt Emissionen, die der Bau eines Gebäudes verursacht, zu minimieren. Für 38 Prozent der CO₂-Emissionen sollen Bauen und Wohnen verantwortlich sein. Vor allem der Abriss und Neubau sowie der Betrieb älterer Gebäude treiben die Werte nach oben. Ein ganz großer Hebel beim Thema Klimaschutz. 

    Der neue Sitz der Michael Rupp Bauunternehmung sowie der Tochter Rupp-Gebäudedruck entsteht in Weißenhorn – in Teilen wird gedruckt.
    Der neue Sitz der Michael Rupp Bauunternehmung sowie der Tochter Rupp-Gebäudedruck entsteht in Weißenhorn – in Teilen wird gedruckt. Foto: Alexander Kaya

    Die große Revolution erfolgt in kleinen Schritten: Derzeit werden in der neuen Halle im Weißenhorner Industriegebiet Tiny-Häuser gedruckt. Die Modulhäuser gibt es ab einer Größe von 23 Quadratmetern, eines bleibt als Muster auf dem neuen Rupp-Firmengelände. Vier weitere seien in Auftrag. Und sie bleiben ebenso in Weißenhorn für ein ungewöhnliches Büro-Projekt: ein Unternehmen – weder Branche noch Namen will Maciejewski nennen. Jedes der kleinen Häuser sei ein Arbeitsplatz. Auch die größere Variante wird die Region nicht verlassen: Haus Calla, aus dem Rupp-Häuserkatalog, wird im Sendener Ortsteil Witzighausen entstehen. Ein zweigeschossiges Einfamilienhaus mit großer Dachterrasse. Hohen Zinsen, hohen Rohstoffpreisen und fehlender Förderung zum Trotz, soll es noch im Oktober dieses Jahres entstehen.

    Die Krise in der Baubranche berühre die Druck-Sparte der Firma Rupp kaum. Den Anfang des Jahres bezeichnet der Geschäftsführer als "ein bisschen schwammig", der Einfamilienfamilienhausbau sei stark rückläufig gewesen. Doch seit etwa zwei Monaten ziehe es deutlich an. "Wir haben halt ein Alleinstellungsmerkmal." Im konventionellen Bau der Mutterfirma mit ihren 50 Beschäftigten seien die Rückgänge weit deutlicher gewesen. 

    Frisches Geld hätte Maciejewski dennoch gerne. Deswegen laufe im kommenden Monat eine Crowdinvesting-Kampagne. Privatanleger, die auf Renditen hoffen, können dann in die Firma investieren. 

    Häuser aus dem 3D-Beton-Drucker mit Schutt

    Das alles dient der langfristigen Vision von Rupp-Gebäudedruck: aus Schutt aus Ziegeln oder Beton Druckmaterial zu gewinnen. Dafür entwickelten die Weißenhorner einen eigenen Druckkopf, der zum Patent angemeldet wurde. "Nur mit diesem nachhaltigen Ansatz macht die Drucktechnologie auch wirklich Sinn", sagt Maciejewski. Ressourcen werden geschont, Energie gespart. Der Bauingenieur druckte bereits im Kleinformat mit Schutt. Die Phase der Grundlagenforschung sei überwunden, die Testphase laufe.

    Auch wenn die globalen Schlagzeilen, wie beim Druck des weltweit ersten Mehrfamilienhauses aus dem 3D-Betondrucker, das nun in Wallenhausen steht, nachgelassen haben, in der Branche sei das Interesse nach wie vor groß: Derzeit würden zwei Anfragen für Prestigeobjekte in Köln und Berlin auf dem Schreibtisch liegen.

    Der Fokus von Maciejewski liegt nicht auf einzelnen (Prestige-)Projekten, sondern dem großen Ganzen, der Kreislaufwirtschaft. Erste kleinere Dinge für Gärten – von Hochbeeten bis Gartenmauern – druckte das Unternehmen bereits mit 25 Prozent Schutt. Die Genehmigungsphase für ganze Häuser dauere noch ein, zwei Jahre. Ein weiterer, wichtiger Nebeneffekt des Drucks aus Schutt: Der Druck aus selbst hergestelltem Beton aus Recycling-Material sei deutlich günstiger als die Verwendung von eingekauftem Spezialbeton. Mit eigenen Rezepturen wird das Unternehmen zudem aus der Abhängigkeit von wenigen Zulieferern treten. "Mit dem Thema Kreislaufwirtschaft wollen wir auf dem ganzen Kontinent expandieren." Die Nachhaltigkeit auf dem Bau sei eines der Schlüsselthemen. "Das ist unser Antrieb." 

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