Hermann Riebler hat einen prall gefüllten Leitz-Ordner mitgebracht zum Ortstermin bei der einstigen Ölmühle in Biberachzell. Es sammelt sich so allerhand Schriftverkehr mit allerhand Behörden an, wenn ein Bach wie in diesem Fall die Biber umgebaut werden soll, und sei es nur auf einem gerade einmal 35 Meter kurzen Abschnitt. Riebler möchte einen störenden Gewässerabsturz weg haben und noch zwei etwas niedrigere Schwellen. Das höhere Hindernis sei für Fische unüberwindlich, es verhindere ihre Wanderung. Riebler geht es also um eine ökologische Verbesserung und gleichzeitig verfolgt er ein Eigeninteresse. Denn er ist der Inhaber des Fischereirechts in einem rund fünf Kilometer langen Abschnitt bei Biberachzell, in dem die Hindernisse liegen. Das Gewässer selbst aber gehört der Stadt Weißenhorn, welche somit die Unterhaltspflicht hat.
Von seinem planvollen Vorgehen zeugt nicht nur der Ordner, sondern ebenfalls ein Fachgutachten, das der Initiator in Auftrag gegeben hat. Es enthält eine erste Planung, wonach die Schwellen durch eine sogenannte Raue Rampe ersetzt werden, mit „Störsteinen“ drinnen, welche „Turbulenzen erzeugen“, die „Strömung ablenken“ und „verschiedene mäandrierende Wasserkorridore“ ausbilden, so heißt es dort im Wortlaut.
Auch Weißenhorn beteiligt sich an der ökologischen Maßnahme
Nun, nach zwei Jahren Vorarbeit, hat Rieblers Plan die wohl entscheidende Hürde genommen. Die Stadt Weißenhorn beteiligt sich zur Hälfte an den Kosten, hat der Bau- und Werksausschuss entschieden. Die werden insgesamt auf rund 18.000 Euro taxiert. Der Landesfischereiverband ist ebenfalls finanziell mit im Boot. Riebler selbst ist mit ein paar Tausendern dabei, sie sind es ihm wert. Im Herbst nach der Vegetationsphase sollen die Wasserbauarbeiten starten.
Dass sich die Biber ökologisch derzeit in keinem sonderlich guten Zustand befindet, ist an vielen Stellen mit bloßem Auge zu erkennen. Das Bachbett ist stark verschlammt, was nicht allein am jüngsten Hochwasser liegt. Die Strömung ist offenbar zu schwach, um dieses Material wieder wegzuspülen. Die Folge: Der Bach erweist sich als kaum laichtauglich, dazu bräuchte es kiesige Partien. Die Bach- und Regenbogenforellen, welche die zwölf angelberechtigten Fischer aus Riebers Abschnitt holen, sind allesamt vorher dort eingesetzt worden. „Eine natürliche Vermehrung findet nicht statt“, lautet seine ernüchternde Erkenntnis.
Andere können ebenfalls zur ökologischen Verbesserung beitragen
In seinem Drang nach Verbesserungen bezieht sich der Rechteinhaber auf die Europäische Wasserrichtlinie, die bedeutende ökologische Verbesserungen in der Qualität der Fließgewässer der Gemeinschaft bis 2027 vorsieht. Laut Stadt greife diese hier zwar nicht, sie stellte sich aber trotzdem hinter den Vorschlag.
Riebler verspricht sich davon einen Weckruf an alle, die zu Verbesserungen beitragen könnten: Eine bessere Ufersaum-Pflege steht ebenso auf seiner Liste wie die Unterbindung des Schlammeintrags und mehr verschattende Bäume entlang des Bachlaufs, damit er sich im Sommer nicht so stark erwärme, was die Forellen vertreibe. Und dann ist da noch ein weiterer Plan, der sogar um einiges ehrgeiziger ist.
Riebler plant Schlangenlinien für die Biber
Riebler möchte ein Stück des alten Bachlaufs mit seiner verschlungenen Linienführung – heute ist dort lediglich ein Graben – reaktivieren, mit Kiesbett inklusive. Im Zuge einer der Flurbereinigungen sei dieser einst abgeklemmt worden. Die Biber bekam stattdessen ein neues, schnurgerades Bachbett, was bei Hochwasser klar von Nachteil sei. Vom Bund Naturschutz bekam er für die Idee ein unterstützendes Lob.
Weißenhorns Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold signalisiert dafür „prinzipielle Unterstützung“, weil sie solche privaten Initiativen als wichtig empfindet, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Das betreffende Gelände, eine Sumpfwiese, würde ökologisch dadurch kaum noch weiter aufgewertet. So könnte die Kommune damit kaum Ökopunkte sammeln, wäre das Gebiet kaum als Ausgleichsfläche in Anspruch zu nehmen. Außerdem müsste man sich vorher mit dem privaten Besitzer einig werden.
Die Stadtbaumeisterin hofft aber ebenfalls, dass die erste Maßnahme eine Initialzündung wird für weitere Verbesserungen an der Biber. Vor allem wegen der vielen Beteiligten sei dies immer ein mühsames Unterfangen.