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Urbar/Neu-Ulm: Ballon-Pilot aus Neu-Ulm stirbt bei Absturz: "Er war ein echt feiner Kerl"

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Ballon-Pilot aus Neu-Ulm stirbt bei Absturz: "Er war ein echt feiner Kerl"

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    Mit einem Spezialkran bergen Höhenrettungskräfte den am Sonntag abgestürzten Heißluftballon am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen.
    Mit einem Spezialkran bergen Höhenrettungskräfte den am Sonntag abgestürzten Heißluftballon am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen. Foto: Thomas Frey, dpa

    Der Schock sitzt noch immer tief bei Thomas Grüter. Der Chefpilot des Heißluftballon-Unternehmens „Sunshine Ballooning“ mit Sitz in Langenau hat bei einem tragischen Unglück am vergangenen Sonntag nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen guten Freund verloren. „Er war ein echt feiner Kerl“, sagt Grüter über den 35 Jahre alten Piloten aus Neu-Ulm, der bei einem Absturz nahe Koblenz ums Leben kam.

    Als Grüter von der Nachricht erfährt, dass es in Rheinland-Pfalz einen folgenschweren Unfall mit einem Heißluftballon gegeben hat, sitzt er gerade mit anderen Kollegen und Freunden des verunglückten Piloten zusammen in Seligweiler. Sie selbst haben zu dem Zeitpunkt eine Heißluftballon-Fahrt über Ulm unternommen.

    Wie Thomas Grüter vom Tod des Heißluftballon-Piloten aus Neu-Ulm erfuhr

    Sie versuchen, den 35-Jährigen auf dem Handy zu erreichen, der geht nicht hin. Über Beziehungen zur Feuerwehr erfahren sie am späten Abend noch, dass alle Insassen überlebt hätten. „Ich konnte lange nicht einschlafen“, erzählt Grüter. „Als ich am Morgen um 5 Uhr wieder auf das Handy schaue und die Nachrichten checke, sehe ich die Meldung, dass der Pilot tot ist.“

    Für den Chefpiloten galt der 35-Jährige, der ursprünglich aus Walkertshofen im Kreis Augsburg kommt, als erfahrener Heißluftballon-Pilot. Seit fünf Jahren sei er im Besitz des Scheins und seither schätzungsweise um die 500 Stunden in der Luft gewesen. War er anfangs noch für Grüters Unternehmen unterwegs, hat der 35-Jährige nach seiner Zeit als Berufssoldat an der Rommelkaserne in Dornstadt sein eigenes Ballonfahrt-Unternehmen mit Sitz in Neu-Ulm gegründet.

    Der am Mittelrhein verunglückte Ballon gehörte dem 35-Jährigen, nur die Werbung darauf wurde gesponsort von „Sunshine Ballooning“. „Wir haben uns gegenseitig geholfen“, sagt Grüter. Weil die Freundin des 35-Jährigen aus dem Hunsrück kommt, verbrachte er mittlerweile weniger Zeit in Bayern. Neben Fahrten im Raum Ulm und Augsburg bot er aber auch Touren in Rheinland-Pfalz auf seiner Webseite an, die nun abgeschaltet ist.

    Mit einem Spezialkran bergen Höhenrettungskräfte den am Sonntag abgestürzten Heißluftballon am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen.
    Mit einem Spezialkran bergen Höhenrettungskräfte den am Sonntag abgestürzten Heißluftballon am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen. Foto: Thomas Frey, dpa

    Wie es zu dem Unglück am Sonntagabend kommen konnte, darüber kann der Chefpilot im Detail nur mutmaßen. Ein Gewitter, das zum Zeitpunkt des Starts nahe dem Hunsrückort Ney noch um die 30 Kilometer entfernt war, habe zu einer schlagartigen Veränderung der Bedingungen geführt. Mehrere Landeversuche seien gescheitert. „Der Ballon wurde zum Spielball der Natur“, sagt Grüter, der inzwischen auch ein Video vom Landeanflug gesehen hat. Der Pilot habe in einer halben Stunde voller Angst alles versucht: „Er hat um das Leben der Passagiere gekämpft.“

    Heißluftballon-Absturz bei Urbar: Korb schlägt mehrfach mit bis zu 60 km/h auf

    Auf einem Acker schlägt der Korb dann mehrfach auf – laut Grüter mit einer Geschwindigkeit von um die 60 Stundenkilometer. Bei einer gewöhnlichen Landung seien es um die 15 km/h. Vier der insgesamt sechs Insassen – drei Paare im Alter von 42 bis 69 Jahren – wurden herausgeschleudert. Zwei Personen werden dabei schwer verletzt. Der Pilot schlägt auf einem Felsen auf. Ein Ehepaar habe dem Schwerstverletzten noch zu helfen versucht. Ein Helikopter brachte ihn ins Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus. Doch er starb.

    Rettungskräfte ziehen die mit einem Spezialkran geborgene Hülle des abgestürzten Heißluftballons am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen aus der Arbeitsbühne in einen Container.
    Rettungskräfte ziehen die mit einem Spezialkran geborgene Hülle des abgestürzten Heißluftballons am Rheinufer gegenüber dem Loreley-Felsen aus der Arbeitsbühne in einen Container. Foto: Thomas Frey, dpa

    Höhenretter haben am Donnerstag mit einem mehr als 100 Meter hohen Kran den Ballon aus einem Steilhang geborgen. Der Spezialkran beförderte unter anderem eine Expertin der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) zum Absturzort unterhalb des Höhendorfs Urbar. Bis hier aber ein endgültiges Gutachten vorliegt, werden vermutlich noch Wochen oder gar Monate vergehen. Die Ermittlungen von Polizei und BFU dauern an.

    Thomas Grüter, Chefpilot bei "Sunshine Ballooning" in Langenau.
    Thomas Grüter, Chefpilot bei "Sunshine Ballooning" in Langenau. Foto: Sunshine Ballooning

    Der tragische Tod des Piloten geht nicht spurlos an Thomas Grüter und seinem Team vorbei. Der Verlust habe die Ballon-Truppe trotz all der finanziellen Schwierigkeiten in Corona-Zeiten im doppelten Sinn geerdet. Drei Tage lang blieben die Heißluftballone am Boden. „Aber so hart das auch klingt: Die Welt dreht sich trotzdem weiter.“

    Grüter zum Ballon-Absturz: „Am liebsten hätten die Bayern am Sonntag gespielt“

    Was dem Chefpiloten aber sauer aufstößt, ist wie zum Teil in den sozialen Medien über den Piloten hergezogen werde, ohne die Hintergründe zu kennen. Dem 35-Jährigen werde vorgeworfen, die riskante Fahrt in Kauf genommen zu haben – aus Geldgier. Doch das, sagt Thomas Grüter, könne er klar verneinen. Finanzielle Gründe hätten für den Piloten nie eine Rolle gespielt. Denn auch bei bestem Wetter habe der 35-Jährige schon Ballonfahrten abgesagt. Der Grund: Er war leidenschaftlicher Fan des FC Bayern München. Grüter sagt deshalb: „Am liebsten hätten die Bayern am Sonntag gespielt. Dann wäre das nie passiert.“

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