Appelle, der neuerlichen Welle des Antisemitismus aktiv und mit Haltung entgegenzutreten, bildeten den roten Faden bei der alljährlichen Gedenkveranstaltung am Samstagabend auf dem Ulmer Weinhof.
„Seien Sie bitte nicht Teil der schweigenden Mehrheit, das reicht uns nicht aus“, wandte sich der Ulmer Oberrabbiner Shneur Trebnik an die Anwesenden. Dass dieser selbst Anfeindungen ausgesetzt sei, sprach Ulms OB Martin Ansbacher in seinem Beitrag an, worin er die Bürgerschaft zu Mut, Engagement und Zivilcourage aufforderte.
Gedenken vor der Synagoge in Ulm
Eine klare und offensiv vertretene Haltung gegen Hass und Hetze sei die Voraussetzung dafür, um die zivilen Werte in der Gesellschaft vor den zunehmenden Angriffen schützen zu können. Eindringlich wurden in weiteren Beiträgen die Vorgänge vor 86 Jahren auf dem Ulmer Weinhof in Erinnerung gerufen, als die Synagoge in Brand gesetzt und zahlreiche jüdische Mitbürger auf dem Weinhof zusammengetrieben und misshandelt wurden, während weite Teile der Bevölkerung darüber hinweggesehen, einige wohl sogar klammheimliche Freude empfunden hätten.
Der Gewaltexzess bildete den Auftakt zur Shoa. 212 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Ulm fielen dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer. An sie erinnerten gleich viele Kerzen, die auf dem Pflaster des Weinhofs einen Davidstern bildeten. Später verlasen Schülerinnen und Schüler des Ulmer Schubart-Gymnasiums die Namen der Ermordeten. Trebnik fügte eine weitere Zahl hinzu: 12.000. So viele Raketen seien seit dem Hamas-Überfall auf Israel niedergegangen. Dennoch: „Das jüdische Volk lebt“, flocht er in seine aufrüttelnde Rede auch einen Hoffnungsschimmer mit ein.
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