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Ulm: Wie soll das Theater Ulm für den Open-Air-Sommer planen?

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Wie soll das Theater Ulm für den Open-Air-Sommer planen?

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    Im Sommer 2019 wurde in Ulm "Evita" vor vielen Zuschauern gezeigt.
    Im Sommer 2019 wurde in Ulm "Evita" vor vielen Zuschauern gezeigt. Foto: Jochen Klenk (Archivfoto)

    Darf das Theater Ulm tatsächlich im Sommer auf der Wilhelmsburg spielen? "Es wäre ein Meilenstein", sagt Intendant Kay Metzger und seufzt dabei etwas. Denn sein Haus muss in der momentanen Ungewissheit den logistischen Aufwand der Vorbereitung des Theatersommers auf der Burg stemmen und Entscheidungen treffen. Es bleibt ein Balanceakt.

    Der vorliegende Lockerungs-Stufenplan des Robert-Koch-Instituts will Zusammenkünfte von bis zu tausend Menschen im Freien erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter zehn erlauben. Die Premiere von Frank Wildhorns Musical "Dracula" soll am Freitag, 11. Juni, unter freiem Himmel sein. Das Bühnenbild ist im Entstehen, der Aufbau der Bühne muss im April beginnen, wenn bis Anfang Juni im Hof der Wilhelmsburg alles vorbereitet sein soll. Das Theater will mit 29 geplanten Aufführungen und einer Schachbrettmuster-Verteilung zu besetzender Plätze für möglichst viel Sicherheit sorgen - und muss doch selbst in völliger Unsicherheit planen. Die Ausschreibung des Caterings beispielsweise kann nur unter Vorbehalt erfolgen.

    Theater Ulm muss ein Hygienekonzept vorbereiten

    Kay Metzger ist etwas ratlos. "Es hatte doch immer geheißen: draußen", erinnert er sich. Und dass die Politik von Lockerungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 gesprochen habe und von der Notwendigkeit, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Ulm und Neu-Ulm liegen derzeit knapp über dieser Marke, auch bundesweit ist man nicht weit davon entfernt. "Jetzt heißt es 35 und dann zehn und am besten null", überlegt er. "Die Politik fährt auf Sicht." Doch die Vorlaufzeit für die Aufführungen in der Wilhelmsburg ist naturgemäß lang. Heuer kommt erschwerend hinzu, dass ein sorgfältiges Hygienekonzept zusätzlich zur normalen Open Air-Vorbereitung erarbeitet werden muss. Petra Olschowski, Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Forschung und Kunst, unterstützt Metzgers Planungen für den Theatersommer auf der Wilhelmsburg, berichtet der Intendant.

    Die aktuellen Vorgaben zu einer Öffnung der Kultur irritieren Kay Metzger. "Die Menschen sind zermürbt", beobachtet er, "es ist für uns Segen und Fluch zugleich, dass sich Theater über Gemeinschaft definiert, über gemeinschaftliches Erleben". Dass solches wenigstens in eingeschränkter Form für die Menschen wieder möglich werde, ist sein Appell - zumindest dort, wo hygienische Vorgaben erfüllbar sind. Beurteilen wolle er die aktuelle Situation nicht. "Es gehen verschiedene Szenarien durch die Lande. Die Einen, wie Herr Lauterbach, sagen, es gibt eine dritte Welle, die uns erhebliche Probleme bescheren würde. Andere setzen darauf, dass die Impfungen, wenn sie auch etwas langsam gehen, irgendwann Erfolge zeitigen müssen, und dass das Frühlingswetter positive Effekte haben sollte."

    Kann es ein Open-Air in der Wilhelmsburg in Ulm geben?

    Er wünsche sich sehr, so Metzger, dass die Politik eindrucksvolle Studien mehrerer unabhängiger Institute berücksichtigen würde, die aufzeigen, dass das Infektionsrisiko in Theatern gering ist, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind - so der Einsatz einer Frischluft-Lüftungsanlage und eine bestimmte Platzverteilung. Für andere Theater könne er nicht sprechen. "Aber das Theater Ulm verfügt über eine solche Anlage, wir messen CO2 und haben da extrem gute Werte." Eine Besetzung von 50 Prozent der Plätze im Schachbrettmuster, wie von solchen Studien für möglich gehalten, wäre ein riesiger Fortschritt, berichtet Metzger.

    Aktuell nutzt das Theater Ulm für Proben der Janácek-Oper "Katja Kabanova", für die Sopranistin Angela Denoke in die Donaustadt zurückkehrt und ihr Debüt als Regisseurin am Theater Ulm geben wird, neuartige Schnelltests, mit denen die Akteure täglich getestet werden, um Sicherheit auf der Bühne zu gewähren, wenn dann eines Tages ein Neustart der Kultur auch in den Theaterräumen möglich sein wird. Zunächst aber geht es um das Open Air-Festival. "Ich hoffe sehr, dass es möglich werden wird, weil ich glaube, es wäre für die ganze Region wichtig und ein Zeichen der Hoffnung."

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