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Ulm: Radarspezialist Hensoldt in Ulm profitiert von der "Zeitenwende"

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Radarspezialist Hensoldt in Ulm profitiert von der "Zeitenwende"

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    Moderne Technik von Hensoldt zur Landesverteidigung. Rechts das Hochleistungsradar TRML-4D, das die Ukraine im Krieg einsetzt.
    Moderne Technik von Hensoldt zur Landesverteidigung. Rechts das Hochleistungsradar TRML-4D, das die Ukraine im Krieg einsetzt. Foto: Alexander Kaya

    Hensoldt sucht Leute, um die 300 Stellen sind weltweit ausgeschrieben. Es geht vor allem um technische Berufe: Elektroniker, Rundfunktechnikerinnen, IT-Leute, Systemingenieure. Jeder dritter dieser Arbeitsplätze befindet sich in Ulm, wo der Radarspezialist mit rund 2500 Beschäftigten seine größte Produktionsstätte hat. Hensoldt wächst nicht nur personell. Die "Zeitenwende", von der Kanzler Olaf Scholz spricht, ist auch wirtschaftlich spürbar.

    Seit 2020 wuchs Hensoldt um insgesamt 600 Köpfe. In Ulm gibt es seit dem vergangenen Sommer auch ein neues Laborgebäude, das rund 20 Millionen Euro teuer war. Und die Geschäfte? Offizielle Aussagen auf die Frage, wie sich die Zeitenwende auf die Zahlen auswirkt, gibt es nicht. Noch nicht. Schon 2021 war ein Rekordjahr. Knapp 1,5 Milliarden Euro Umsatz, 199 Millionen Euro bereinigter operativer Gewinn nach Steuern. Für 2022 peilte das Unternehmen höhere Werte an, die erreichten Kennzahlen sollen am 24. Februar vorgelegt werden. Bis dahin heißt es nur: Man sei froh, in der Lage gewesen zu sein, schon sehr früh Systeme zu liefern. In der Rüstungsindustrie wird eigentlich auf Auftrag gefertigt, das gilt auch für die Komponenten. Hensoldt stellt zumindest einige Teile in Serie her. "Man muss den Markt gut einschätzen können", sagt Firmensprecher Lothar Belz. Zudem bestünden Radare zur Hälfte aus Software. Das Unternehmen könne die Hardware vorbauen – und dann in einem bestimmten Rahmen auf Kundenwünsche eingehen. Einige Komponenten werden sogar in einer Automatenlinie gefertigt, Rüstungsgüter entstehen üblicherweise in Manufaktur.

    Radar- und Sensor-Spezialist Hensoldt hat in Ulm den größten Standort

    Hensoldt gilt als Spezialist für Sensor-Komplettlösungen zur Landesverteidigung. Ulm ist dank des Unternehmens und seiner Vorgänger seit Jahren Hochburg in der Radar- und Funktechnik. Im Showroom für Gäste ist unter anderem ein Agentenkoffer aus den 50er-Jahren zu sehen. Helles Leder, drinnen Knöpfe und Regler aller Art. Wie aus einem alten Spionagefilm. Was heute gebaut wird, erläuterten Ingenieure am Montag dem Bundeskanzler. Tatsächlich waren es zumindest an diesem Tag nur Ingenieure: Viele seien vorher Zeitsoldaten gewesen und hätten bei der Bundeswehr studiert, erklärt einer. Die Frauenquote sei in der Entwicklung nicht besonders hoch.

    In der Vergangenheit hat Hensoldt nach eigenen Angaben pro Jahr ein Hochleistungsradar gebaut und verkauft. Mit der neuesten Version TRML-4D ist das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM ausgestattet, das Radar kann Ziele in bis zu 250 Kilometern Entfernung entdecken. Ein Exemplar des Systems Iris-T

    Olaf Scholz zu Besuch beim Rüstungskonzern Hensoldt Olaf Scholz zu Besuch beim Rüstungskonzern Hensoldt
    Olaf Scholz zu Besuch beim Rüstungskonzern Hensoldt Olaf Scholz zu Besuch beim Rüstungskonzern Hensoldt Foto: Alexander Kaya

    Bundeskanzler Olaf Scholz peilt Kooperationen mit der Rüstungsindustrie an

    Zeigen ließ sich SPD-Politiker Olaf Scholz bei seinem Besuch am Montag noch drei weitere Systeme: Das Passivradar Twinvis, das Signale empfängt, aber keine aussendet. Spexer 2000, das auch langsame und bodennahe Ziele in großer Entfernung orten kann. Ein Demonstratorfahrzeug, das zeigt, wie Sensoren aller Art ein synthetisches 3D-Bild der Umgebung zusammenstellen. Damit werde ein Panzer von innen "gläsern", beschrieb ein Ingenieur. Die Technik sei bereits im Einsatz, das Gesamtbild werde aber bislang noch nicht erstellt. Entwickelt wurde dieses System in Oberkochen bei Aalen.

    Die Landesverteidigung ist angesichts des Kriegs in der Ukraine deutlich stärker in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit gerückt. Hensoldt-Vorstandschef Thomas Müller versprach dem Kanzler am Montag in Ulm: "Ihre Firma Hensoldt ist bereit, zu liefern." Olaf Scholz betonte, die Bundesrepublik müsse in der Lage sein, sich zu verteidigen, und deshalb langfristige Kooperationen mit Rüstungsunternehmen zustande bringen. "Dafür brauchen wir leistungsfähige Industrie. Es ist gut, zu wissen, dass das gut klappen kann", sagte der Kanzler. Für Hensoldt dürfte das wie ein Versprechen klingen.

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