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Ulm/Neu-Ulm: Beim Thema neue Moschee in Wiblingen scheiden sich weiter die Geister

Ulm/Neu-Ulm

Beim Thema neue Moschee in Wiblingen scheiden sich weiter die Geister

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    Diese drei Herren stehe federführend hinter der geplanten Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde (AMG) Ulm (von links): Saeed Gessler (Bauleiter AMG für Deutschland), Imam Mohammad Luqman Shahid und Mohammad Sarwar, der Vorsitzende aus Ulm.
    Diese drei Herren stehe federführend hinter der geplanten Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde (AMG) Ulm (von links): Saeed Gessler (Bauleiter AMG für Deutschland), Imam Mohammad Luqman Shahid und Mohammad Sarwar, der Vorsitzende aus Ulm. Foto: Oliver Helmstädter

    Die Örtlichkeit, den sich die Ahmadiyya Muslim Gemeinde (AMG) für die Vorstellung ihrer Pläne für die Errichtung einer neuen Moschee in Ulm-Wiblingen ausgesucht hat, unterstreicht den Bedarf deutlich: In einer beengten Altbauwohnung in der Wagnerstraße ist das Gebetszentrum untergebracht. Es gibt eine Toilette für 100 Mitglieder der Gemeinde. 

    Ahmadiyya will in Ulm-Wiblingen eine Moschee bauen

    Die AMG-Gemeinde will umziehen: Für die Räumlichkeiten einer ehemaligen Schreinerei an der Ecke Dreifaltigkeitsweg/Donautalstraße wurde bereits eine Bauvoranfrage gestellt. Oberbürgermeister Gunter Czisch hatte sich bereits dazu geäußert: Er sehe das Vorhaben kritisch.

    Die Gebetsräume der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in der Ulmer Wagnerstraße sind bescheiden. Eine Toilette für 100 Mitglieder.
    Die Gebetsräume der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in der Ulmer Wagnerstraße sind bescheiden. Eine Toilette für 100 Mitglieder. Foto: Oliver Helmstädter

    In der seit 14 Jahren existierenden Moschee in der Ulmer Wagnerstraße stellten sich Saeed Gessler (Bauleiter AMG für Deutschland) und Imam Mohammad Luqman Shahid nicht nur Fragen der Presse, sondern auch den von kritischen Anwohnern. Dazu gehört etwa Burkhard Siemoneit, der Vorsitzende der Wiblinger Wählergemeinschaft, die im Ulmer Gemeinderat eine Fraktion mit den Freien Wählern bildet. 

    Skepsis bei Anwohnern und Anwohnerinnen in Ulm-Wiblingen

    Siemoneit hält sowohl das Gebäude als auch den Standort für eine Moschee für ungeeignet. Durch zahlreiche Kleinunternehmen und auch eine Tierarztpraxis in nächster Nachbarschaft sei etwa die Parkplatzsituation schon jetzt "absolut angespannt". Wenig mehr Autos würden ausreichen, "dann geht gar nichts mehr". Außerdem sei eine schlecht einsehbare Fuß- und Radweg-Querung eine Gefahrenquelle, die durch einen neuen Anziehungspunkt in dem Quartier noch gefährlicher werde.

    Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde in der Ulmer Wagnerstraße betont ihre Offenheit. "Liebe für Alle, Hass für Niemanden" steht auf einem Plakat am Eingang.
    Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde in der Ulmer Wagnerstraße betont ihre Offenheit. "Liebe für Alle, Hass für Niemanden" steht auf einem Plakat am Eingang. Foto: Oliver Helmstädter

    Ein anderer Wiblinger zog Parallelen zur Moschee in der Herrlinger Straße in Ulm. "Hier in Söflingen geht gar nichts mehr, wenn gebetet wird." Alls sei zugeparkt. Eine andere Anwohnerin betonte: "Wiblingen ist offen. Doch der Standort ist nicht geeignet." 

    "Mir platzt da der Kragen", kommentierte das Peter Schneider, Kreisvorsitzender der Ulmer Grünen. Egal, wo in Deutschland eine Moschee geplant werde, kämen immer die Argumente mit Parkplätzen und Verkehr. "Das ist vorgeschoben." Zumal in diesem konkreten Fall die geplante Moschee in Wiblingen nicht mit jener in der Herrlinger Straße verglichen werden könne. Die türkisch geprägte Söflinger Moschee zähle um die 1500 Mitglieder, die AMG-Gemeinde 200. 

    Zuvor hatte Imam Mohammed Luqman in sehr gutem Deutsch verdeutlicht, dass bei der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Ulm keine Zuwächse zu erwarten seien. Die Augsburger AMG-Gemeinde, für die er ebenso zuständig sei, habe sich im Laufe von zehn Jahren sogar von 223 auf 206 Mitglieder verkleinert. Die Ulmer Gemeinde sei stabil, aber leider nicht wachend. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde zieht den Kern ihrer Anhängerschaft aus muslimischen Indern sowie Pakistan und Bangladesch. Im Schnitt kämen sechs Menschen zum abendlichen Gebet nach Ulm. 

    Saeed Matthias Gessler kennt die Argumente gegen Moscheen

    Saeed Matthias Gessler, Leiter der Bauabteilung der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland, war aus Frankfurt nach Ulm gekommen. Der Bauingenieur habe für die AMG im Laufe mehrerer Jahre schon viele Moscheen verwirklicht, immer seien Argumente von Verkehrschaos gekommen, nie seien diese eingetreten. Auch nicht nach acht Jahren Diskussion und Bauzeit für die Moschee in Augsburg-Oberhausen. Gessler ist ein bei Stuttgart aufgewachsener Schwabe, der zum Islam konvertierte. 

    Hier im Dreifaltigkeitsweg in Ulm-Wiblingen soll aus einer Ex-Schreinerei eine Moschee entstehen.
    Hier im Dreifaltigkeitsweg in Ulm-Wiblingen soll aus einer Ex-Schreinerei eine Moschee entstehen. Foto: Alexander Kaya

    Gessler betonte, wie schwierig es war, überhaupt ein Grundstück rund um Ulm zu finden. Es gebe derzeit keine Alternative zur ehemaligen Schreinerei in Wiblingen. Das Gebäude sei sieben Meter hoch. Ein Minarett sei nicht wirklich wichtig. Wenn, dann als Symbol. "Wie das M von McDonald's." Denn weder sei ein mögliches Minarett begehbar, noch sollen von hier aus Rufe zum Gebet übertragen werden. Gessler betonte, dass nach den Vorschriften vier Stellplätze ausreichend seien. Erwähnte jedoch die theoretische Möglichkeit auf einem Nachbargrundstück zusätzliche Parkplätze anzumieten. 

    Sämtliche Glaubensgemeinschaften hätten aus Lärmschutzgründen keine andere Option, so Gessler, als Gebetsstätten in Gewerbegebieten genehmigt zu bekommen. Das Problem: Eine Moschee könne aber nur in einem Gewerbegebiet zugelassen werden, wenn die Stadtverwaltung ausdrücklich eine Ausnahme erlaube. Doch eine andere Wahl bliebe den Gemeinden auch nicht. Der Imam betonte, dass die Gemeinde nicht viel verlange. Schließlich handel es sich um Grundstück weit weg von der Innenstadt. 

    Eine Mitbenutzung existierender Moscheen in Ulm komme für die AMG nicht infrage, wie der Imam auf eine Anfrage von Siemoneit antwortete. Zu unterschiedlich seien die Richtungen in der zersplitterten Religion. So erklärte etwa Gründer Ghulam Ahmad den Dschihad mit Waffengewalt für beendet. Was anderen Gruppierungen nicht gefällt. Die islamische Gruppierung gilt als vergleichsweise liberal und offen. Das wird auch in der Moschee in der Wagnerstraße betont: "Liebe für alle, Hass für keinen steht auf einem Plakat." 

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