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Ulm-Wiblingen: Siebenjährige vom Partner der Mutter getötet: "Sie war ein süßes Mädchen"

Ulm-Wiblingen

Siebenjährige vom Partner der Mutter getötet: "Sie war ein süßes Mädchen"

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    Am Tatort am Schulzentrum in Ulm-Wiblingen haben Anwohner erste Kerzen, Blumen und Kuscheltiere niedergelegt. Ein 40-Jähriger soll hier die Tochter seiner Lebensgefährtin getötet haben.
    Am Tatort am Schulzentrum in Ulm-Wiblingen haben Anwohner erste Kerzen, Blumen und Kuscheltiere niedergelegt. Ein 40-Jähriger soll hier die Tochter seiner Lebensgefährtin getötet haben. Foto: Alexander Kaya

    "Love you" steht auf dem Teddybären, den drei Mädchen am Dienstagnachmittag am Tatort ablegen. Tränen wischen sie sich aus ihren Gesichtern. Die Siebenjährige, erzählen sie, hätten sie über ihre Geschwister gekannt. Im Sommer hätte das Mädchen eingeschult werden sollen. Doch dazu wird es nun nicht mehr kommen. Am frühen Abend des Ostermontags soll ein 40-Jähriger die Tochter seiner Lebensgefährtin mit einem Messer am Schulzentrum in Ulm-Wiblingen getötet haben. Er rief selbst die Polizei und wurde kurz darauf vorläufig festgenommen. Viele offene Fragen aber bleiben. Dazu viel Wut, Trauer und vor allem Fassungslosigkeit. Bei der Schulgemeinschaft weckt der Vorfall schreckliche Erinnerungen.

    "Furchtbar", beschreibt eine der drei Mädchen das Ganze. Die Siebenjährige sei das jüngste Kind der Familie gewesen. Zwei Brüder und eine Schwester soll sie gehabt haben. Dass sie erst zum neuen Schuljahr eingeschult hätte werden sollen, hätte daran gelegen, dass sie nicht gut genügend Deutsch gesprochen habe. Probleme innerhalb der Familie seien ihnen nicht bekannt. Entsprechend geschockt seien sie jetzt, so etwas habe sich nicht angedeutet. "Sie war ein süßes Mädchen." Braune Haare habe sie gehabt, immer habe sie lieb gespielt.

    Der Tatort am Schulzentrum in Wiblingen wird auch "Party-Dreieck" genannt

    Die wenigsten, die am Tag nach dem Verbrechen den Tatort im Schulhof des Schulzentrums in Ulm-Wiblingen aufsuchen, um Blumen und Kerzen niederzulegen, kennen das Opfer, die Familie oder den Tatverdächtigen. Es sind fast alles Anwohner und Anwohnerinnen, die mit ihren Kindern kommen oder mit ihrem Hund dort regelmäßig spazieren gehen. Fast schon mittig zwischen vier Bäumen, die von einem gepflasterten Rundweg umgeben sind, finden sich sieben gelbe Markierungen der Spurensicherung. Zwischen dem Gras auch ein bisschen Blut. Das Gelände ist zum Teil umzäunt, aber über mehrere Grashügel problemlos zugänglich. Das Blickfeld auf und von bis zu siebenstöckigen Wohngebäuden nebenan ist durch hohe Bäume verdeckt. Die Stelle liegt abgelegen, der Bereich wird womöglich auch deshalb "Party-Dreieck" genannt.

    Wie und warum der 40-jährige Serbe ausgerechnet dort dem jungen Mädchen das Leben nahm? Seitens der Ermittler gibt es dazu bislang keine Antwort. Nachfragen unserer Redaktion blieben unbeantwortet. Zum Hergang offiziell bekannt ist derzeit nur das: Gegen 17.20 Uhr habe der Mann sich selbst über Notruf gemeldet und angegeben, das Mädchen im Bereich des Schulzentrums in der Buchauer Straße getötet zu haben. Gegen 17.30 Uhr seien die Beamten auf den Mann und das tote Kind getroffen. Der 40-Jährige wurde vorläufig festgenommen und zu einer Dienststelle gebracht. Dem Mädchen sei nicht mehr zu helfen gewesen.

    Wieder das Schulzentrum in Wiblingen: Erinnerungen an den Mord in Illerkirchberg

    In der unmittelbaren Nachbarschaft war das am Dienstagmorgen noch nicht bei jedem durchgedrungen. So reagierte eine Anwohnerin, die mit ihrem Labrador entlang des Schulgebäudes Gassi ging, sichtlich geschockt. Sie selbst sei Mutter, ihr Kind besuche die Realschule. Jene Schule, auf die auch die bei der Messerattacke in Illerkirchberg Anfang Dezember getötete Ece ging. Von den Klassenzimmern aus ist jetzt der "neue Tatort" zu sehen. 

    Es sind zwar Ferien. Doch die Tat wird an der Schulgemeinschaft nicht spurlos vorübergehen. "Die werden das sicher in Verbindung bringen", sagt Michael Lobenhofer von der Notfallseelsorge Ulm, die am Abend mit vier Kräften im Einsatz war. Direkte Tatzeugen hätten nicht betreut werden müssen. Eltern gibt er den Rat, Kindern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Sollten die über das Ereignis sprechen wollen, würden sie von sich aus sich ihre Informationen einholen und Fragen stellen. Man sei zudem mit dem betroffenen Kindergarten in Kontakt, falls es Bedarf gebe, so Marlies Gildehaus von der Stadt Ulm. 

    Kind in Ulm-Wiblingen getötet: 40-jähriger Stiefvater kommt in Psychiatrie

    Und auch beim Staatlichen Schulamt in Biberach sind die Abläufe der (Nach-)Betreuung angelaufen. Es sei "tragisch", dass wieder das Wiblinger Schulzentrum betroffen ist, sagt Schulrat Simon Schilling. Er hofft, dass die Aufarbeitung ähnlich gut funktioniere wie im Fall Illerkirchberg. Damals sei die Schulgemeinschaft "unter sich geblieben". Wichtig sei damals gewesen, dass Medienvertreter von Anfragen Abstand genommen hätten, und nicht auf Schülerinnen und Schüler zugegangen wären. Aufgrund der Ferien dürfte das jetzt wieder der Fall sein. Schwieriger werde durch die Urlaubszeit aber die Organisation.

    In Ulm-Wiblingen soll ein Vater seine eigene Tochter getötet haben. Der mutmaßliche Tatort befindet sich unweit des Schulzentrums.
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    Ein 40-Jähriger soll am Ostermontag eine Siebenjährige mit einem Messer getötet haben. Der Tatort liegt im Hinterhof des Schulzentrums. Erste Blumen wurden abgelegt.

    Der 40-jährige Tatverdächtige wurde derweil am Dienstagnachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ keine Haft-, sondern einen sogenannten Unterbringungsbefehl. Der Serbe schweige, mache keine weiteren Angaben und wurde anschließend in eine psychiatrische Einrichtung gebracht. Warum das so entschieden wurde, war für unsere Redaktion am Abend nicht in Erfahrung zu bringen. Die zuständigen Behördensprecher waren nicht mehr zu erreichen.

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