Das Schicksal der Familie von Balletttänzerin Nora Paneva und von Luis Crespo Portero, dem Bühnenbildner der aktuellen Ballettproduktion „Carmen_Requiem“, geht der Ulmer Ballettchefin Annett Göhre nahe. So nahe, dass sie – als Privatperson – eine Spendenaktion ins Leben gerufen hat, um Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, die von der Flutkatastrophe in Spanien betroffen sind.
Mit ihrer Kampagne über betterplace.me möchte sie für Freunde, Kollegen und deren Familien sammeln, die unmittelbar von der Flutkatastrophe betroffen sind, schreibt Annett Göhre. Dabei geht es zum Beispiel um den Wiederaufbau von Ateliers und Werkstätten. Das Atelier von Luis Crespo Portero, in dem er den Prototyp eines Bühnenelements für „Carmen_Requiem“ gebaut hat, ist komplett zerstört. Spenden werden direkt an betroffene Künstlerinnen und Künstler weitergeleitet, zu denen sie durch ihre Arbeit persönlich Kontakt hat, erklärt die Ballettchefin. „Dankenswerterweise unterstützt das Theater Ulm meine Initiative“, sagt sie.
Der „Traumort“ ist zerstört
Nora Paneva, die seit 2018 festes Ensemblemitglied am Theater Ulm ist, wuchs in Spanien auf, seit sie in die Grundschule kam. Die 30-Jährige wurde zwar in Bulgarien geboren, ihre Familie aber lebt in der am Fluss Turia gelegenen Stadt Valencia und in der Kleinstadt Manises unweit von Valencia, das zu den besonders von der Unwetterkatastrophe betroffenen Orten gehört. In Manises haben sich Nora Panevas Vater, der von Beruf Lastwagenfahrer ist, und ihre Mutter ihren Traumort geschaffen – einen Hof mit Obst-, Oliven- und Gemüseanbau, um ökologischer leben zu können. Und sie haben Geflügel gezüchtet.
„Es ist alles zerstört“, sagt Nora Paneva. Das Wasser sei bis zu 1,40 Meter hoch gestiegen, sodass die Möbel im Haus kaputt sind, auch die Maschinen des Bauernhofes und die Technik für das Solarsystem des Hofes. Zudem sind alle Tiere der Familie ertrunken – bis auf die beiden großen Wachhunde. Auch der Lastwagen des Vaters ist beschädigt und wurde vom Wasser mehrere Meter weit weggeschoben. Niemand wisse, was in nächster Zeit passieren werde und wie hoch die Kosten sein werden, um die Schäden zu beseitigen, sagt die Tänzerin. Die Paneele der Solaranlage seien zwar intakt, aber die Technik dazu war unter Wasser gesetzt. „So viele sind es, die dort alles verloren haben“, weiß Nora Paneva aus ihrer Heimatstadt Valencia. Ihr Vater habe zwar seine Arbeit verloren, weil sie Lkw beschädigt ist, aber immerhin haben ihre Eltern in Valencia auch eine trockene Wohnung.
Die mehr als 2000 Jahre alte Stadt Valencia, gelegen in der Mündung des Flusses Turia ins Mittelmeer, war bereits im Jahr 1957 von einer ähnlichen Katastrophe mit vielen Toten betroffen gewesen, als der Fluss die Stadt überflutete. Danach wurde der Fluss über ein künstliches Flussbett umgeleitet – was diesmal die Stadt Valencia aber nicht vor der furchtbaren Überflutung bewahrte.
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