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Ulm: Ulmer Münster wird auch Innen zur Dauerbaustelle

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Ulmer Münster wird auch Innen zur Dauerbaustelle

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    Das Ulmer Münster wird auch innen saniert. Das Baugerüst wird voraussichtlich zehn Jahre stehen bleiben.
    Das Ulmer Münster wird auch innen saniert. Das Baugerüst wird voraussichtlich zehn Jahre stehen bleiben. Foto: Jason Tschepljakow, dpa (Symbolbild)

    Eine ewige Baustelle ist das Ulmer Münster seit Jahrhunderten. Nun steht – 2027 – einerseits das 650-jährige Jubiläum der Grundsteinlegung an, andererseits wird das Gotteshaus in naher Zukunft und für viele Jahre zu einer Großbaustelle mit riesigem Gerüst im Mittelschiff, weil schwere Schäden im Gewölbe und an den Obergaden zu beheben sind und zudem eine Sanierung des 160 Quadratmeter großen Weltgerichtsfreskos ansteht. Münsterbaumeisterin Heidi Vormann wagt die Flucht nach vorne.

    Nicht vorhersehbar, wie lang die Sanierung im Münsterinnern dauert

    Die Rechnung für die Zukunft hat – zeitlich und finanziell gesehen – zu viele Unbekannte, als dass man klare Fakten nennen könnte. Von bis zu zehn Jahren Gerüst im Mittelschiff ist allerdings die Rede – vielleicht werden es auch ein paar Jahre weniger, vielleicht sogar mehr. Niemand kann es derzeit voraussehen. Auch über die Kosten lässt sich kaum eine Aussage treffen, da allein für das Weltgerichtsfresko Schätzungen zwischen 300 Euro und 6500 Euro pro Quadratmeter Sanierungskosten vorliegen. Nur eines ist klar und offenbar unausweichlich: Das Münster wird in seinem Inneren über lange Zeit nicht mehr das sein, was den Menschen in der Region vertraut ist und was die Touristen beim Münster-Besuch erwarten - und das alles angesichts des anstehenden Jubiläums.

    Das Weltgerichtsfresko im Ulmer Münster muss restauriert werden. Ein Baugerüst wird das Kircheninnere für viele Jahre prägen.
    Das Weltgerichtsfresko im Ulmer Münster muss restauriert werden. Ein Baugerüst wird das Kircheninnere für viele Jahre prägen. Foto: Dagmar Hub

    Heidi Vormann ging auf die Hochschule Neu-Ulm zu, genauer gesagt auf Markus Caspers, der an der Hochschule Neu- Professor für das Fachgebiet Gestaltung und Medien an der Fakultät für Informationsmanagement ist und zudem an der Folkwang Universität der Künste Essen Designtheorie lehrt. Caspers ließ internationale Studentinnen und Studenten der HNU Konzepte für die Innenraumgestaltung des Münsters und des Gerüsts und für die Kommunikation zu den Baumaßnahmen an die Menschen in der Region, an den Tourismus und auch an potenzielle Sponsoren entwickeln. Möglicherweise sei bei mancher Idee ein bisschen weit gespielt worden, sagt Caspers angesichts der Vorschläge für einen „Arc of Senoric“, der das Gerüst werden könnte.

    Baustelle soll Besucher ins Ulmer Münster locken

    Aber eines ist für ihn klar: „Man muss offensiv mit der Situation umgehen.“ Die Menschen sollen in jener Zeit nicht trotz der Baustelle, sondern gerade auch wegen des kunstvoll veränderten Innenraumes ins Münster kommen. Lebte der Verhüllungskünstler Christo noch – er würde alles daran setzen, ihn nach Ulm zu bekommen, sagt Caspers. Christo aber starb vor vier Jahren, die Legende kann das Gerüst nicht mehr verhüllen. „Thinking big“ aber ist vonnöten, sagt Caspers, will man nicht, dass die Baustelle Menschen abschreckt. Eine europaweite Ausschreibung zum Beispiel, wobei die Lichtshows der Kathedrale von Rouen mit der audiovisuellen Arbeit des berühmten amerikanischen Videokünstlers Robert Wilson Beispiel für Ulm sein könnten.

    Diese Vorschläge haben Studenten für das Ulmer Münster

    Insofern ist zunächst als Vorschlag zu verstehen, was die Studenten und Studentinnen der Hochschule Neu-Ulm entwickelten – zum Beispiel eben das Konzept „Arc of Sensoric“ für das Gerüst, das lange Jahre im Mittelschiff vor dem Chorraum stehen und architektonischen Elemente des Münsters verdecken wird. Der Ideen sind vielfältig, von projizierten Buntglasfenstern über wallende rot-orange Stoffe, Live-Musik von DJs und Musikern. Viel Mut wollen die HNU-Konzepte vermitteln – etwas, was notwendig sein wird, da die Baustelle größer sein wird als erwartet und länger dauern wird als vermutet, und wozu es auch aufgrund der Kosten nötig sein wird, dass viele an einem Strang ziehen. Zu den entwickelten Konzepten zählt beispielsweise auch das eines mobilen „Münsterhauses“ auf dem Münsterplatz, das für die Kommunikation der Projekte genützt werden könnte, und das Konzept von Graffiti-Infos auf dem Boden der Ulmer Innenstadt. Mit der Idee „Zeit für …“ wirbt eine Idee für eine Ganzjahresserie von Events für das Jubiläum, deren Design Bausteine auf violett-purpurfarbenem Untergrund sein würden, „Gedankengänge“ stellt ein anderes Konzept in den Mittelpunkt, bei dem farbige Plexiglasplatten in einer Größe von sechs auf zwei Meter an die Stelle von Baustellenabsperrungen treten könnten. Diese Plexiglasplatten, so die Konzeptentwickler, könnten dann Informationen zur Baugeschichte, zur Bombennacht 1944 und unter anderem einen Vergleich des Tagesablaufes der Menschen zur Zeit der Reformation mit dem Heute transportieren.

    Wie das alles werden wird, wie es das Münster verändern wird? Die Zeitspanne, von der gesprochen wird, ist lange. Vielleicht entwickle sich das Ulmer Münster auch zu einem spirituellen Event-Raum für junge Leute, sagt Caspers.

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