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Ulm: Tierdrama: Toter Biber mit Schusswunde wird im Ulmer Donautal gefunden

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Tierdrama: Toter Biber mit Schusswunde wird im Ulmer Donautal gefunden

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    Im Ulmer Donautal wurde ein erschossener Biber in einem Bach gefunden.
    Im Ulmer Donautal wurde ein erschossener Biber in einem Bach gefunden. Foto: dpa

    Noch am Freitag wurde das Video eines Bibers in den sozialen Netzwerken gefeiert, das zeigt, wie ein Nager am Morgen durch die Ulmer Altstadt watschelt. Die Reaktionen im Netz darauf waren zum Schmunzeln. Doch jetzt wird erst durch Recherchen unserer Redaktion bekannt, dass wenige Tage zuvor in einem Bach bei Ulm ein grausamer Fund gemacht wurde: ein toter Biber mit einer Einschusswunde. Naturschützer sind empört.

    Toter Biber wird im Röthelbach entdeckt

    Entdeckt wurde das tote Tier bereits am Dienstag, 13. April, im Rötelbach im Ulmer Donautal zwischen Einsingen und Gögglingen. Das bestätigte die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Ermittler gehen demnach von einem Tatzeitraum zwischen 9. und 13. April aus. Eine Zeugin habe den Tierkadaver gefunden, so Claudia Kappeler, Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm am Montag. Der Biber sei anschließend begutachtet worden. Dabei wurde eine Schusswunde gefunden und die Polizei habe daraufhin die Ermittlungen aufgenommen. Auf die Frage, warum die Polizei mit dem Vorfall nicht an die Öffentlichkeit ging, war am Montag keine Antwort zu bekommen.

    Mittlerweile liegen die Ermittlungsakten aber ohnehin schon bei der Ulmer Staatsanwaltschaft. Dort bestätigt Behördensprecher Stefan Adamski, dass eine Anzeige gegen unbekannt erstattet wurde. Jedoch liege kein Tatverdacht vor. Eine Patrone sei nicht gefunden worden. Auch sonst gebe es derzeit keine weiteren Ermittlungsansätze.

    Sprachlos und entsetzt: So reagiert der BUND auf den erschossenen Biber

    Jana Slave, Regionalgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Ulm, reagiert überrascht. Sie hat erst im Gespräch mit unserer Redaktion vom Vorfall erfahren. Biber unterliegen in Deutschland dem Naturschutzrecht und zählen in Europa zu den streng geschützten Arten. "Dass jetzt einer erschossen oder getötet wurde, macht mich sprachlos. Wir sind äußerst entsetzt", so Slave. Empört wäre sie auch darüber, sollte nicht weiter von Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt werden. "Das kann nicht sein. Es wäre ja schon wichtig, dass dem nachgehen wird", sagt sie. Jäger würde sie als Tatverdächtige ausschließen. Die müssten sich dessen bewusst sein, dass sie Biber nicht erschießen dürfen.

    Vergleichbare Fälle sind dem Ulmer Polizeipräsidium bislang nicht bekannt. Von der Stadt Ulm und der zuständigen Biberbeauftragten war am Montag krankheitsbedingt keine Stellungnahme zu bekommen. Doch auch Michael Angerer, Leiter der Abteilung Naturschutz und bereits seit 1990 im Neu-Ulmer Landratsamt, kann sich an einen erschossenen Biber in der Region nicht erinnern.

    Corona und die eigenen Artgenossen treiben Biber in die Städte

    Um die 500 Nager seien bei einer Kartierung vor zwei oder drei Jahren im Kreis Neu-Ulm gezählt worden. Die Lebensräume im Kreisgebiet seien weitestgehend besiedelt und besetzt. Die Artgenossen würden auch gegenseitig ihr Revier verteidigen, sodass der Bestand weitestgehend sich selbst reguliert. Nachkommen aber müssten sich deshalb neue Reviere suchen. Da es auch aufgrund des corona-bedingten Lockdowns derzeit in den Städten ruhiger zugeht als sonst, könne es durchaus sein, dass Biber den Weg dorthin suchen, meint Angerer.

    Zwar würden die Nager hin und wieder auch Schäden anrichten. Dafür wurde in Bayern aber ein Ausgleichsfonds unter anderem für betroffene Landwirte eingerichtet. Die im Freistaat dafür vorgesehenen 450.000 Euro pro Jahr würden dafür allerdings nicht immer ausreichen. Laut Angerer belaufen sich die Schäden bayernweit meist auf 700.000 bis 800.000 Euro im Jahr, davon entfallen zwischen 3000 bis 4000 Euro für den Landkreis Neu-Ulm.

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