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Foto: Franziska Wolfinger
Foto: Franziska Wolfinger

Viola und Daniel performen im Probenraum von "Die woll'n doch nur spiel'n" eine improvisierte Theaterszene. Ganz ohne Text ist Kreativität und Körpereinsatz gefragt.

Ulm
11.03.2023

Beim Improvisationstheater in Ulm ist Kreativität gefragt

Von Franziska Wolfinger

Wenn die Mitglieder von "Die woll'n doch nur spiel'n" auf die Bühne gehen, sind sie selbst gespannt, was passiert. So funktioniert Improvisationstheater.

Auf dieser Bühne kommt nie Langeweile auf, denn dort wird niemals dieselbe Geschichte zwei Mal gespielt. Wie das funktioniert? Die Mitglieder der Gruppe "Die woll'n doch nur spiel'n" (DWDNS) erklären, worauf es bei Improvisationstheater ankommt und welche Vorteile es gegenüber "normalem" Theater bringt.

Der erste Vorteil liegt auf der Hand: Textlernen ist hier absolut unnötig. Viel mehr kommt es darauf an, aus wenig bis nichts viel zu machen. Ein paar Stichworte müssen den Akteurinnen und Akteuren genügen, um eine unterhaltsame Geschichte auf die Bühne zu bringen. Aus dem Schlagwort "Pfeffermühle" entspinnt sich schnell ein Sketch über ein zankendes Paar im Kaufhaus, das am Ende gemeinschaftlichen Diebstahl begeht.

DWDNS sind bald live in Ulm zu sehen

"Die woll'n doch nur spiel'n" treten bald in den Räumen der Theaterwerkstatt in Ulm auf. Doch wie bereitet man sich auf eine Vorstellung vor, wenn es keine Szenen zum Proben gibt? Ganz so unvorbereitet ist Improtheater dann doch nicht. Die Mitglieder von "DWDNS" gehen bei ihren wöchentlichen Trainingssessions im Keller des Cafés Jam das Programm durch. Sie haben verschiedene Spiele vorbereitet, die die Kreativität der Teilnehmer jeweils auf andere Weise fordern. 

Die größte Herausforderung: Die Mitspieler haben keine Gelegenheit, sich abzustimmen. Es gilt, während des Spiels flexibel zu bleiben und auch die Ideen der anderen anzunehmen. Für Timo Feld, Vorsitzender von DWDNS, gehören Zuhören und Angebote annehmen zu den wichtigsten Fähigkeiten, die man für Improtheater braucht. Außerdem trainiere man dabei, schnell und stark in einen Charakter zu schlüpfen, authentisch zu bleiben und viele Dinge gleichzeitig im Kopf zu behalten. 

Das ist etwa wichtig bei "Halbwertszeit". In dieser Improdisziplin wird dann nämlich doch immer wieder dieselbe Szene gespielt – allerdings jeweils in der Hälfte der Zeit. Im ersten Durchlauf haben die Darsteller zwei Minuten Zeit, die Geschichte zu entwickeln. Im letzten Durchlauf müssen sie die Handlung auf wenige Sekunden komprimieren. Das kann anstrengend werden. Die Bezeichnung "Theater-Sport" kommt nicht von ungefähr. Besonders ins Schwitzen kommt auch der "Runner", der im gleichnamigen Improspiel alle Rollen mitspielen muss. Die Darsteller und der Runner ergänzen ihre Sätze jeweils wortweise – wohin die Reise geht, wissen am Satzanfang oft beide nicht. Nicht vorausdenken zu müssen, das schätzt Timo Feld am Impro. "Du weißt nicht, was in den nächsten zehn Sekunden passiert. Ich stehe zum Beispiel auf der Bühne und sage 'Das ist ja unglaublich' – ohne zu wissen, was ich da gerade unglaublich finde", sagt er. Man ist auf der Bühne nicht nur Schauspieler, sondern auch sein eigener Autor und Regisseur.

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Foto: Franziska Wolfinger
Foto: Franziska Wolfinger

Beim Improtheater müssen die Schauspieler weitgehend ohne Requisiten auskommen. Timo Feld (links) ist Vorsitzender von DWDNS.

Ist ein Spiel durch, hinterfragen sich die Darsteller auch kritisch und geben sich gegenseitig Feedback. War die Rolle glaubwürdig? Wo hätte man mehr machen können? Hat sich die Story schnell genug entwickelt? Diesmal bekommen "Die woll'n doch nur spiel'n" beim Proben Unterstützung von den "Spatzenhirnen", ebenfalls eine Improgruppe aus Ulm. Bei einem Impro-Event haben sie sich kennengelernt, jetzt wollen sie sich besser vernetzen. 

"Man macht sich auf der Bühne nackig"

Gegründet wurden die Spatzenhirne von Viola Restle. Sie wollte schon immer Theaterspielen ausprobieren, doch neben Job und anderen Hobbys war es schwer, die festen Probentermine einzuhalten, die für klassisches Theater einfach nötig sind. Bei Impro sei man flexibler, sagt Restle. Die Gruppe ist nicht auf jeden einzelnen Mitspieler angewiesen. Sie schätzt an dieser Art von Theater auch, dass es nahbarer und persönlicher ist als normales Theater. Sie sagt: "Man macht sich auf der Bühne nackig, wenn man sich nicht hinter einem Skript verstecken kann. Man spielt automatisch auch immer wieder sich selbst."

Die kleinen Szenen, die beim Improtheater entstehen, sind meist witzig – es sei aber nicht nur Comedy und eine Jagd nach schnellen Gags, findet Viola Restle. "Wenn man eine Geschichte annimmt, vorantreibt, Emotionen zulässt, dann bekommen die Szenen auch Tiefgang."

Info: "Die woll'n doch nur spiel'n" treten am Samstag, 25. März, in den Räumen der Theaterwerkstatt auf. Einlass ab 19.30 Uhr. Wer Improtheater selbst ausprobieren möchte, kann "DWDNS" oder "Die Spatzenhirne" per Mail kontaktieren. Die Adressen dazu: info@diewollndochnurspielen.de und impro@violarestle.de.

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