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Ulm: Sie lassen die Comedian Harmonists wieder lebendig werden

Ulm

Sie lassen die Comedian Harmonists wieder lebendig werden

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    Am Theater Ulm erzählten die "Comedian Harmonists in Concert" die Geschichte der Berliner Musiker in einem unterhaltsamen und bewegenden Konzert nach.
    Am Theater Ulm erzählten die "Comedian Harmonists in Concert" die Geschichte der Berliner Musiker in einem unterhaltsamen und bewegenden Konzert nach. Foto: Volker Beinhorn

    So ähnlich könnte es vor knapp hundert Jahren zur großen Zeit der Comedian Harmonists gewesen sein: Der Veranstaltungsort bis zum letzten Platz ausverkauft, und eine aufmerksame Stille, die sich dann in Jubel und stehende Ovationen verwandelt. Die "große Haus des Theaters Ulm zum Kochen – und ihre wichtige Botschaft gegen Antisemitismus emotional an die Menschen heran. 

    Die "Comedian Harmonists in Concert" fanden sich 2005 für ein Theaterstück über die Berliner 20er Jahre-Vokalkünstler der Comedian Harmonists am Staatstheater Braunschweig zusammen – und treten seit zwölf Jahren unter diesem Namen als A-Cappella-Gruppe auf. Fünf Männer mit tollen Stimmen und Pianist Ralf Schurbohm, die den perfekten Sound der Comedian Harmonists nachahmen können, ohne einfach nur Imitate zu sein. Sie bringen in den szenischen Inszenierungen jede Menge Humor und Charme mit – und erzählen die Geschichte der vielleicht ersten Boygroup der Musikgeschichte, der Comedian Harmonists, mit viel Tiefgang. 

    Harry Frommermann gründete die Comedian Harmonists 1927

    Der Sänger, der Bariton Harry Frommermann verkörpert, den Gründer der originalen Comedian Harmonists, hatte zudem ein umjubeltes Heimspiel: Stephan Clemens, seit 2018 Mitglied des Schauspielensembles am Theater Ulm und in Rollen wie der Teufel in "Jedermann" oder als Lucky in "Warten auf Godot" überzeugend, zeigte hier, dass er neben den ausgebildeten Sängern wie Markus Schneider (als Erich Collin) und Dirk Mestmacher (als Ari Leschnikoff) problemlos mithalten kann. Der Abend erzählt die traurig endende Erfolgsgeschichte, die am 18. Dezember 1927 begann: mit einer Kleinanzeige des 21-jährigen Musikers

    Auftrittsverbot unter den Nazis

    Schwierig wurde es dann ab 1932, als die Vokalartisten des Ensembles auf dem Höhepunkt ihrer Karriere standen. Drei der Mitglieder des Ensembles – Harry Frommermann, Erich Collin und Roman Cycowski – waren Juden. Unter den Nationalsozialisten wurden sie aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Sie durften nicht mehr auftreten. Ein Schreiben der Kammer vom 22. Februar 1935 besiegelte das Schicksal der Comedian Harmonists. Die drei jüdischen Mitglieder flohen aus Nazi-Deutschland in die USA. Auf schwarzer Bühne, wie Schatten ihrer selbst, sangen die "Comedian Harmonists in Concert" in Ulm an dieser Stelle Joseph von Eichendorffs schmerzvollen und tief trauernden Liedtext "In einem kühlen Grunde": Es braucht eigentlich keine Worte, um gerade in der Gegenwart die Folgen des in verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Bereichen erstarkenden Antisemitismus aufzuzeigen. 

    Erst spät, so Ralf Schurbohm, sei den sechs Musikern - die den Nationalsozialismus alle überlebten, die aber nie mehr gemeinsam auftraten und sich nie mehr in der Gruppe wiedersahen - aufgegangen, was sie geleistet hatten: Sie hatten den Menschen Freude gebracht. Drei Zugaben bejubelte das Ulmer Publikum: "In der Bar zu Krokodil", herrlich parodierend gespielt, zudem eine Vision dessen, was sich musikalisch alles hätte entwickeln können, wären die sechs Sänger noch Jahrzehnte zusammengeblieben, und am Ende ein von Stephan Clemens auf

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