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Ulm: Schwörmontag 2023: So bereiten sich die Zillenfahrer aufs Nabada vor

Ulm

Schwörmontag 2023: So bereiten sich die Zillenfahrer aufs Nabada vor

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    Die Zillenfahrer bereiten sich in ihrer Generalprobe auf das Nabada vor. Am Montag wird die Donau deutlich voller werden.
    Die Zillenfahrer bereiten sich in ihrer Generalprobe auf das Nabada vor. Am Montag wird die Donau deutlich voller werden. Foto: Florian Lang

    Ganz sicher kann nicht gesagt werden, ob Luca Kleinknecht nervös oder nur sehr konzentriert ist. Vorsichtig nimmt der 22-Jährige das Paddel in die Hand, steigt in den vorderen Teil der Zille und lauscht aufmerksam den Anweisungen seines Bootsführers. Die Generalprobe der Zillenfahrer am Mittwoch ist sein erstes Training, sein erstes Mal am Ruder einer Zille, aber Luca hofft, den Sprung ins Team dennoch zu schaffen. Während er das Paddel schwingt und sich das Floß langsam auf die Donau hinausbewegt, winken und jubeln draußen am Ufer einige derer, die es sich nahe des Edwin-Scharff-Hauses gemütlich gemacht haben. Ob an Land oder auf dem Wasser, nicht nur bei Luca ist die Vorfreude auf das bunte Treiben am Schwörmontag 2023 riesig. 

    Die aufwendigen Themenboote sind das Herzstück des Nabada am Schwörmontag

    Die Themenboote, die jährlich das lokalpolitische Geschehen persiflieren, sind das Herzstück des Nabada. Dafür, dass sich die Fähren sicher durch die vielen "wilden" Nabader schlängeln, sorgen die Ulmer Zillenfahrer mit ihren Flößen. Die bestehen aus zwei Zillen, die mit einer Platte aus Holzlatten verbunden sind, welche später die aufwendigen Aufbauten der Darsteller trägt. Jeweils vier Frauen und Männer steuern die Wassergefährte und weil beim Nabada gefühlt die halbe Stadt die Donau entlangtreibt, müssen Altgediente und neue Freiwillige wie Luca das Steuern üben und den Ablauf einstudieren. 

    Insgesamt sechs Trainingseinheiten haben die Organisatoren um Nabada-Urgestein Michael Schwender angesetzt, am letzten Mittwoch vor dem Schwörmontag fand die Generalprobe statt. "Heute üben wir das Ab- und Anlegen. Die Zillenfahrer steuern die Fähre auf die Donau, üben dort das Geradestellen und fahren dann hinunter zur Anlegestelle", beschreibt Schwender die Trainingseinheit. Am Schwörmontag wird es dann ernst, insgesamt 14 Themenboote sind in diesem Jahr am Start und rund 80 Freiwillige sind nötig, um sie die Donau hinunterzubringen. 

    Die Aufbauten bekommen derzeit den letzten Schliff, erst am Montagmorgen werden sie fest auf den Fähren verschraubt. Viele Regeln gibt es dafür überraschenderweise nicht. Wichtig ist vor allem, dass die Konstrukte nicht zu hoch sind, und das nicht nur, weil auch Brücken zu passieren sind. "Wenn wir Ostwind haben, sind die Aufbauten wie Segel, dann wird aus dem Nabada schnell ein Hinaufbada. Deshalb sagen wir den Gruppen auch, da vorsichtig zu sein", sagt der stellvertretende technische Leiter Karl Striebel. 

    Nabada in Ulm: Beim Zillenfahren zählt Technik und nicht Kraft

    Auf den ersten Blick wirkt das Zillenfahren wie ein Kraftakt. Dieser Eindruck täuscht jedoch, wie Striebel erklärt. "Eigentlich schafft das jeder. Wichtig ist, das Wasser lesen zu können", sagt er und deutet auf eine Stelle, wo die Donau kleine Wellen schlägt. "Dort, wo sich das Wasser kräuselt, ist vielleicht ein Stein drunter und eine Kiesbank. Wenn ich das Wasser verstehe, kann ich es für mich arbeiten lassen."

    Bei der Generalprobe geben die Profis letzte Anweisungen, wie das Paddel am besten zu halten ist.
    Bei der Generalprobe geben die Profis letzte Anweisungen, wie das Paddel am besten zu halten ist. Foto: Florian Lang

    Auf jedem Floß übernimmt ein erfahrener Fährenführer wie Andreas Bachmann das Kommando und leitet die Neulinge an. "Am Anfang sind die Neuen meist wacklig auf den Beinen und haben Angst mit der Zille zu kentern. Aber die Zille ist wie ihr Fahrer, was ihr nicht passt, wirft sie raus und lässt sich volllaufen", scherzt er. Bachmann nimmt sich Zeit und gibt genaue Anweisungen, hin und wieder korrigiert er die Art und Weise wie Luca das Paddel hält und führt es mit ihm gemeinsam durch das Wasser. Beinahe sehen die beiden aus, als würden sie einen Tanz einstudieren. 

    Der Zusammenhalt unter den Ulmer Zillenfahrern ist groß und die Vorfreude riesig

    Doch auch wenn die Übungsleiter ihre Aufgabe ernst nehmen, ist die Stimmung äußerst gelassen. Bachmann erzählt eine Anekdote nach der anderen, es wird viel gelacht und man spürt, dass der Zusammenhalt unter Zillenfahrern groß ist. "Ich war brutal nervös am Anfang, aber jetzt finde ich es schade, dass das Training vorbei ist. Ich werde es vermissen, mit den anderen danach zusammenzusitzen und eine gute Zeit zu haben. Aber ich bin bereit und freue mich auf Montag", sagt Antje Reisser, die jahrelang an den Themenbooten mitgebaut hat und nun zum ersten Mal als Fahrerin dabei ist. 

    Als die Fähre wieder anlegt, springt Luca grinsend aus der Zille und atmet tief durch. "Es dauert ein bisschen, bis man drin ist, und weiß, wie man reagieren muss, wenn das Boot abdriftet. Ich hatte aber einen guten Lehrer, da ist es recht leichtgefallen", sagt er. Auch der Trainer findet lobende Worte für seinen Schützling. Für das erste Mal habe er es sehr gut gemacht. Am Montag beim Nabada wird er dann nicht nur mehr einzelnen Ruderern ausweichen, sondern den tausenden Wilden, die sich in der Donau tummeln werden. Den Sprung ins Team hat er nämlich geschafft.

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