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Ulm: Nicht nur WLAN fehlt: Wehrbericht offenbart Missstände am Ulmer BWK

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Nicht nur WLAN fehlt: Wehrbericht offenbart Missstände am Ulmer BWK

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    Im Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl, gibt das Ulmer Bundeswehrkrankenhaus kein so makelloses Bild ab wie hier.
    Im Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl, gibt das Ulmer Bundeswehrkrankenhaus kein so makelloses Bild ab wie hier. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Bundeswehr in Deutschland an Bedeutung gewonnen, aber ihre Infrastruktur ist massiv in die Jahre gekommen. Doch nicht nur Kasernen sind „in einem erbärmlichen Zustand“, wie es die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), in ihrem kürzlich vorgestellten Jahresbericht formuliert. Ihr Wehrbericht offenbart auch Missstände am Bundeswehrkrankenhaus (BWK) in Ulm, die so in der Form in den vergangenen Jahren nicht zum Ausdruck kamen.

    Bundesweit fehle es laut dem Bericht an Militär-Standorten unter anderem an funktionierenden Toiletten, sauberen Duschen, Munitionslagern und einer Waffenkammer. Aber auch beim WLAN tue sich die Bundeswehr „zum Teil weiterhin schwer“ und das mache sich insbesondere am Oberen Eselsberg bemerkbar. So existiere nach den Aussagen der Soldatinnen und Soldaten im BWK in Ulm weder für Beschäftigte noch für Patientinnen und Patienten der Zugang zu kabellosem Internet. Dabei gehe es nicht um Luxus, sondern um „Selbstverständlichkeiten“, so Högl: „Das sollte jede Soldatin und jeder Soldat erwarten können, denn letztlich geht es dabei um Wertschätzung, Respekt und Anerkennung für die Truppe.“ 

    Kein WLAN am BWK in Ulm hat weitreichende Folgen

    Doch damit nicht genug. Die unzulängliche Verfügbarkeit von Wireless-LAN hat an der Klinik in Ulm offenbar weitreichende Folgen: „Der mangelnde Zugang habe vor allem auch Auswirkungen auf die hochmodernen medizinischen Geräte, die Diagnose und Wartungs- sowie Aktualisierungsdaten mit den Herstellerfirmen per WLAN austauschen könnten. Für diese Arbeiten müssten nun stets Techniker ins Haus kommen“, heißt es im Bericht weiter.

    Haarsträubend liest sich darin auch, was sich an der Bundeswehr-Universität in München in diesem Zusammenhang abspielt: Stahlbauwände und Ganzkörperspiegel an den Türen der Unterkünfte würden dort dazu führen, dass Bewohnerinnen und Bewohner für einen WLAN-Zugang ihre Stubentüren offen lassen oder auf den Flur treten müssen. Wie man sich unschwer vorstellen kann, habe das insbesondere während der Corona-Pandemie, als Lehrveranstaltungen ausschließlich online stattfanden, „zu einem großen Problem“ geführt.

    „Ein Ärgernis“: Keine elektronische Arbeitszeiterfassung am Bundeswehrkrankenhaus in Ulm

    Unzureichende Digitalisierung macht dem Ulmer BWK und hier vornehmlich den Beschäftigten auch noch anderweitig gehörig zu schaffen. Unter dem Schlagwort „Fürsorge“ geht der Bericht auf die fehlende elektronische Arbeitszeiterfassung ein, die nach wie vor „ein Ärgernis“ an vielen Standorten ist. In Ulm müsse das zuständige Personal (circa 2300 Beschäftige) die Überstunden wegen fehlender elektronischer Möglichkeiten weiterhin per Hand abrechnen. „Die dadurch anfallende Mehrarbeit sei mit dem vorhandenen Personal kaum zu schaffen, mit der Folge, dass sich die Auszahlungen geleisteter Überstunden um bis zu sechs Monate verzögerten.“ 

    Dabei hat es Mehrarbeit zuletzt genug gegeben. Denn auch unter diesem Stichwort wird das Ulmer BWK im 171-seitigen Bericht aufgeführt. Betroffen sei hier vor allem die Intensivstation. Wie so viele Kliniken in Deutschland bekommen auch die Militärkrankenhäuser den Mangel an Pflegepersonal zu spüren. Beim Truppenbesuch der Wehrbeauftragten im BWK in Westerstede (Niedersachsen) seien nur 92 von 135 Betten belegbar gewesen. Einer der Hauptgründe: Zwei Drittel der Beschäftigten in der Pflege seien Frauen, davon 32 Prozent im Alter zwischen 26 und 35 Jahren. Die Folge: „Eine hohe Zahl an Schwangerschaften und damit einhergehend familienbedingter Abwesenheiten“. 

    Nach der Corona-Pandemie, wo Bundeswehrkrankenhäuser in hohem Maß in die Versorgung der Zivilbevölkerung eingebunden waren und Soldatinnen wie Soldaten mehr als 1,6 Millionen Stunden Amtshilfe leisteten, verschärft nun auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Situation. Und weil sich das alles immer auch auf die Weiterbildung des Personals niederschlägt, sieht die Wehrbeauftragte des Bundestages gar „die sanitätsdienstliche Einsatzversorgung insgesamt gefährdet“. 

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