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Ulm: Neustart beim Ulmer Unverpackt-Laden: Aus Klare Kante wird Ora d'Oro

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Neustart beim Ulmer Unverpackt-Laden: Aus Klare Kante wird Ora d'Oro

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    Aus Klare Kante wird Ora d'Oro, sonst bleibt beim Ulmer Unverpackt-Laden vorerst alles beim Alten.
    Aus Klare Kante wird Ora d'Oro, sonst bleibt beim Ulmer Unverpackt-Laden vorerst alles beim Alten. Foto: Alexander Kaya

    Am Mittwoch soll das neue Schild angebracht werden. Dann wird auch von außen sichtbar, was am Montagmorgen beim Notar beurkundet worden ist: Der Ulmer Unverpackt-Laden Klare Kante heißt von nun an Ora d'Oro, auf deutsch: die goldene Stunde. Der Weißenhorner André Wieland steigt aus, er behält den Laden in der Fuggerstadt. Wielands Kompagnon Anthony Saad, der den Ulmer Laden schon seit Monaten eigenständig führt, ist jetzt auch offiziell alleinverantwortlich. Hinter dem Schritt stecken eine mutige Entscheidung und ein heftiger Schlag.

    Saad ist 2010 aus dem Libanon nach Deutschland gekommen und hat in Karlsruhe ein Maschinenbau-Studium aufgenommen. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang bei Daimler in Stuttgart. Als er einem Freund beim Aufbau eines Unverpackt-Laden geholfen habe, sei ihm klar geworden, ein solches Geschäft selbst leiten zu wollen. Weil er Ulm kannte und es dort keinen Unverpackt-Laden gab, nahm er die Stadt in den Blick. Zeitgleich sammelte André Wieland Spenden, um in Ulm eine Filiale seines Weißenhorner Ladens Klare Kante zu eröffnen. Saad schrieb Wieland an, die beiden taten sich zusammen und eröffneten Ende April 2020 ihr Geschäft auf halber Strecke zwischen Metzgerturm und Stadtbibliothek.

    Aus Klare Kante Ulm wird Ora d'Oro

    Zusammen führten sie den Laden aber nicht lange. "Ich musste aus diesem Projekt einfach aussteigen", sagt André Wieland in einer Videobotschaft, die er über seine Kanäle in den Sozialen Medien verbreitete. Zwei sehr nahe Angehörige hätten im vergangenen Jahr lebensbedrohliche gesundheitliche Probleme gehabt. Da sei ihm bewusst geworden, dass er mehr Zeit für seine Familie haben wolle. Und auch er selbst, berichtet Wieland, habe plötzlich auf die Intensivstation gebracht werden müssen. In einem Kundengespräch in Ulm habe er bemerkt, dass ihm die Luft wegblieb.

    Im Krankenhaus hätten die Ärzte nichts gefunden, er sei körperlich gesund. Psychisch seien die Belastungen aber zu groß. "Ich konnte es nicht mehr alles unter einen Hut bringen", sagt Wieland. Jetzt habe er die Reißleine gezogen und wolle voll für den Weißenhorner Laden da sein.

    Unverpackt-Laden in Ulm bezieht viele Waren aus der Region

    "Er kann nicht beide Läden gleichzeitig führen", sagt auch Anthony Saad, der das Ulmer Geschäft bereits seit Juli de facto eigenständig leitet. Er wolle gern weiter in Kontakt mit André Wieland bleiben, zwischen ihnen beiden gebe es keine Probleme. Der neue Name sei nach dem Ausstieg Wielands aber ein wichtiger Schritt gewesen. Die Kunden müssten wissen, dass es sich bei den beiden Läden eben nicht um das gleiche Unternehmen handelt. In Ulm bleibe vorerst alles beim Alten - beim Team, beim Sortiment und bei den Öffnungszeiten. Im Sommer sollen neue Produkte dazukommen, Saad spricht von "Erfrischungen". Eine Neuerung gibt es schon: Seit einer Woche werden Flocken, zum Beispiel fürs Frühstück, mit einer eigenen Maschine im Laden frisch gemacht.

    Saad bezieht viele Produkte aus der Region: zum Beispiel Linsen aus Burlafingen, Milch und Joghurt aus dem Eselsburger Tal, Nudeln aus Krumbach und Backwaren aus Langenau. "Der Laden funktioniert gut, die Kunden sind sehr zufrieden, die Ulmer schätzen das", sagt Saad. Dass er nun auch offiziell alleine verantwortlich ist, schrecke ihn nicht: "Ich habe meinen sicheren Job gekündigt und das Risiko auf mich genommen", sagt er mit einem Blick zurück. Er stehe hinter der Idee und wolle, dass das Konzept in Ulm bestehen bleibt. "Ich mache das nicht aus monetären Gründen und auch nicht für mein Ego", betont Saad.

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