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Ulm/Neu-Ulm: Neuer Müll-Rekord am Schwörmontag: So lief das große Aufräumen

Ulm/Neu-Ulm

Neuer Müll-Rekord am Schwörmontag: So lief das große Aufräumen

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    25 Stadtreiniger waren nach dem Schwörmontag zwischen 1 und 12 Uhr im Einsatz, um den Müll zu beseitigen. Ein neuer Abfall-Rekord wurde aufgestellt.
    25 Stadtreiniger waren nach dem Schwörmontag zwischen 1 und 12 Uhr im Einsatz, um den Müll zu beseitigen. Ein neuer Abfall-Rekord wurde aufgestellt. Foto: Michael Kroha

    Ist es viel Müll? „Abartig. Und das jedes Jahr“, sagt eine Frau, die mit Hund an der Leine am Ulmer Donauufer auf Höhe des Donauturms am Dienstagmorgen spazieren geht. (Kaputte) Flaschen, Plastikbecher, lose Badelatschen, Luftmatratzen, Eimer, Paddelreste, Unterhosen und sogar eine Rutsche. Beinahe alles, was am Schwörmontag Zuschauerinnen und Zuschauer noch beim Nabada auf der Donau erblicken konnten, findet sich entlang des Flusses wieder. Zusammen ergibt es einen neuen Müll-Rekord.

    Gegen kurz nach 6 Uhr startet unsere Dokumentation der Hinterlassenschaften am Friedrichsausteg in Offenhausen. Dort, wo viele Nabader mit ihren selbst gebauten Flößen ankommen und sie teilweise auch liegen lassen - oder im Laufe des Dienstages noch abholen. So zumindest lässt sich ein dort abgestellter Auto-Anhänger deuten, der bereits mit einem Holzfloß beladen ist. Womöglich wollte oder konnte den keiner mehr wegfahren. Entlang der Betonwand für den Hochwasserschutz reihen sich die unzähligen Alkoholflaschen. Vor allem Wein, dafür gibt es ja auch kein Pfand.

    Ulm- Schwörmontag 2024 - Nabada auf der Donau



Foto: Alexander Kaya
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    102 Bilder
    Die Strömung ließ das bunte Treiben auf der Donau entzerren. Tolle Bilder gibt es vom Nabada am Schwörmontag 2024 trotzdem.

    Schwörmontag und der Müll: Erbrochenes lockt Enten an

    Tiere sollten den Müll nicht zu sich nehmen. So manches Überbleibsel scheint sie aber anzulocken. Neben einer leeren Wodkaflasche ziert auf Höhe der Volleyballplätze beim alten Bärengehege in der Friedrichsau ein Häufchen Erbrochenes den Rasen. Eine Ente watschelt genügsam darauf zu. In den Schnabel nimmt sie es aber dann doch nicht. Auch Plastikbecher werden von ihnen immer wieder begutachtet. Doch auch die lassen sie unberührt liegen.

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    157 Bilder
    Badelatschen, Weinflaschen, Nudelboxen: Am Morgen nach dem Nabada und der Schwörmontag-Party ist entlang der Donau in Ulm und Neu-Ulm reichlich Müll zu finden. Unsere Bildergalerie zeigt die Hinterlassenschaften - und die fleißigen Aufräumer bei der Arbeit.

    Die dauerhaft aufgestellten Mülleimer quellen über. Extra fürs Fest heran gekarrte Mülltonnen sind teilweise nur zur Hälfte gefüllt, aber trotzdem vom Abfall umzingelt. Auf Höhe des Hans-Lorenser-Sportzentrum sticht einem plötzlich der Gestank von Urin in die Nase. Dixi-Toiletten und Pissoirs stehen hier unmittelbar vor dem Container, in dem Floßreste und Schlauchboote gesammelt werden. Für ein Fässer-Floß scheint der Zugang durch die Pissoirs verbaut. Es liegt nur daneben.

    Auf der Ulmer Donauwiese ist der Müll querbeet verteilt

    Auf einer Bank auf dem Weg zur Stadtmauer schläft eine Frau ihren Rausch aus. Auf Höhe des Bootshauses kuschelt ein Pärchen auf den Liegen. Scherben auf dem Radweg entlang der Stadtmauer werden zum Ärgernis. „Das ist doch zum Kotzen hier“, sagt eine Frau, die mit ihrem Rennrad kurz vor der Herdbrücke anhält und trotz Klickpedalen lieber absteigt, um nicht einen platten Reifen zu riskieren. Auf der Donauwiese ist der Müll querbeet verteilt. Es gibt eigentlich keinen Quadratmeter, wo kein Verpackungspapier, eine Flasche oder ein Strohhalm herumliegt.

    Anders sieht es zu dieser Zeit innerhalb der Stadtmauern aus. Hier haben 25 EBU-Mitarbeiter gegen 7 Uhr die größten Hinterlassenschaften bereits beseitigt. Im Bereich Münsterplatz, Marktplatz und Altstadt sind kaputte Flaschen und Plastikbecher nur noch in den schwer zugänglichen Ecken zu finden. Um 1 Uhr bekam die Stadtreinigung einen Anruf von der Polizei loslegen zu können. Kehrmaschinen unterwegs. Drei große und vier kleine Kehrmaschinen waren im Einsatz, um den Dreck in einen in der Neuen Mitte abgestellten Container zu leeren. Mert Bilgic räumt seit 29 Jahren schon den Müll der Feiernden am Schwörwochenende weg. „Es wird jedes Jahr mehr, nicht weniger“, sagt er. Viel habe vor allem dort gelegen, wo auch viel Party gemacht wurde. Gefeiert hätten er und sein Kollege Rosario Di Costa nicht. „Nur Arbeit“, sagen sie. Um 20 Uhr ging‘s für sie ins Bett.

    Müll vom Schwörmontag: EBU-Mitarbeiter durchkämmen in Gummi-Hosen die Blau

    Für Oliver Janik ist es der vierte Schwörmontag, an dem er den Müll anderer aufsammeln darf. Mit zwei weiteren Kollegen durchkämmt er in Gummihose bis zur Hüfte die Blau im Fischerviertel. Auffällig viel sei dort dieses Mal hineingeworfen worden. Warum? „Aus Dummheit“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Flaschen, Becher, Chipstüten und Kässpätzle-Besteck sind im Wasser zu erkennen. Auch hier lockt es Enten an. Dreimal im Jahr machen sie eine solche Säubungstour, erzählt Janik. Werden auch besondere Funde gemacht? Manchmal seien Reste eines Taschendiebstahls dabei. Dinge, wie Geldbeutel, bringen sie dann zur Polizei. Anderes, wie Jacken, die keiner mehr will, landen in der Tonne. „Baustellenschilder sind Standard“, meint der EBU-Mitarbeiter.

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    20 Bilder
    Bei gutem Wetter und toller Stimmung feierten Tausende Besucherinnen und Besucher den Schwörmontag 2024.

    Wenn sie in der Stadt fertig sind, geht es für sie alle in Richtung Donauwiese und von dort gemeinsam an der Donau entlang auf Müll-Jagd. Der Gedanke daran lässt bei Mert Bilgic und Rosario Di Costa die Augen verdrehen. „Wir lassen uns überraschen“, sagen sie.

    28,25 Tonnen Müll kommen beim Schwörmontag 2024 zusammen

    2023 fiel die Müll-Bilanz der EBU zum Schwörmontag mehr als ernüchternd aus. Trotz großangelegter Vermeidungskampagne ("Schwör dem Müll ab") und schlechten Wetters kamen insgesamt 23 Tonnen zusammen. Es waren zwar zwei Tonnen weniger als im Rekordjahr zuvor (25 Tonnen). Bei der EBU aber war man sich sicher: "Wäre das Wetter beständiger gewesen, hätte die Müllmenge sicher einen neuen Rekordwert erreicht", sagte damals der EBU-Abfallberater Thomas Dombeck.

    Und 2024? Insgesamt 28,25 Tonnen kamen in diesem Jahr zusammen, berichtet Wolfgang Grund, der zuständige Einsatzleiter bei der Ulmer Stadtreinigung. „Das ist neuer Rekord“, weiß der mit seinen 35 Dienstjahren sehr erfahrene Müll-Beseitiger. Er führt das hohe Gewicht darauf zurück, dass heuer mehr zusammengebaute Flöße von den EBU beseitigt wurden. Da seien drei, vier große dabei gewesen, meint Grund. Bis etwa 12 Uhr hätten die Aufräumarbeiten angedauert. Was der Einsatz kostet, wisse er auf die Schnelle nicht. Besondere Vorkommnisse gebe es nicht zu berichten. „Der ganz normale Wahnsinn halt.“

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