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Ulm/Neu-Ulm: Kleinbrauermarkt in Ulm: Die Dürre am südlichen Münsterplatz ist vorbei

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Kleinbrauermarkt in Ulm: Die Dürre am südlichen Münsterplatz ist vorbei

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    Die ganz kleinen Brauereien der Region stehen im Fokus des Kleinbrauermarkts, der von Freitag bis Sonntag in Ulm stattfindet.
    Die ganz kleinen Brauereien der Region stehen im Fokus des Kleinbrauermarkts, der von Freitag bis Sonntag in Ulm stattfindet. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Mao Zedong hat einmal abschätzig über die Deutschen gesagt, sie hätten es kein einziges Mal geschafft, eine Revolution erfolgreich zu Ende zu bringen. Er kannte die bayerische Geschichte nicht sonderlich gut: 1844 brach in München die sogenannte Bierrevolution aus, weil König Ludwig I. den staatlich festgesetzten Preis für das Getränk um einen Pfennig erhöht hatte. Daraufhin stürmten rund 2000 Menschen die Münchner Brauereien, randalierten und zwangen schließlich Seine Majestät, die Erhöhung rückgängig zu machen. Der Aufstand ging als Münchner Bierrevolution in die Historie ein. Ludwig hatte eigentlich gute Gründe gehabt, den Preis anzuheben, denn die Rohstoffpreise waren deutlich gestiegen. Das droht wegen des Ukraine-Kriegs auch diesmal wieder, und zwar ungewöhnlich drastisch. Wobei mit Ausschreitungen diesmal eher nicht zu rechnen ist.

    Preiserhöhungen treffen Kleinbrauer besonders hart

    Vor allem die kleinen Brauereien trifft die allgemeine Preiserhöhung massiv. Doch deshalb wollen sie sich zumindest an diesem Wochenende die Stimmung nicht vermiesen lassen, denn da findet zum ersten Mal seit vier Jahren wieder ein Kleinbrauermarkt im Schatten des Ulmer Münsters statt - etwas kompakter als früher: Präsentierten normalerweise rund 14 Produzenten ihre Produkte, sind es diesmal nur acht. Die geben sich dafür besonders optimistisch, denn die Voraussetzungen sind gut.

    Stefan Dobler, Chef des Bräuhauses Ummendorf sprach am Dienstag von einem "olympischen Takt", der den Veranstaltern diesmal aufgezwungen wurde. Vor vier Jahren fand der Kleinbrauermarkt zuletzt statt. Einmal fiel er dem Wetter zum Opfer, zweimal dem Coronavirus. Diesmal jedoch soll alles wie früher sein, deshalb spricht Christa Zoller, Chefin der Offenhauser Schlössle-Brauerei von "acht Optimisten". Die kommen von etwas weiter her als sonst. Die weiteste Anreise hat die Brauprojekt GmbH, ein Zusammenschluss des Hopfenguts Tettnang und der dortigen Kronenbrauerei. Sechs angestammte Anbieter sind diesmal nicht dabei, etwa die Brauereien aus Meßhofen, Biberach oder Hörvelsingen.

    Auf das Gelingen des Kleinbrauermarktes stießen am Dienstag Vertreterinnen und Vertreter der Branche im Garten des Offenhauser Schlössle an.
    Auf das Gelingen des Kleinbrauermarktes stießen am Dienstag Vertreterinnen und Vertreter der Branche im Garten des Offenhauser Schlössle an. Foto: Ronald Hinzpeter

    Das Virus hat die Branche enorm unter Druck gesetzt. Von 1100 deutschen Kleinproduzenten haben 40 in jüngster Zeit ihre Sudkessel dauerhaft stillgelegt, erklärt Thomas Scheffold vom Verband Private Brauereien Bayern. Da in den vergangenen Jahren so ziemlich alle Feste ausgefallen waren, bei denen Fassbier ausgeschenkt wurde, brachen die Umsätze teils massiv ein. Jetzt ging es langsam wieder aufwärts - und dann überfielen Putins Soldaten die Ukraine und die Inflationsspirale begann sich schwindelerregend schnell zu drehen. Bei den Brauern gingen die Preise durch die Decke: für Rohstoffe, für Energie, für Transport, einfach für alles. Der Kleinbrauerverband sieht bereits die deutsche Bierkultur bedroht.

    Bei den Kleinbrauern geht der Trend zum Hellen

    Dabei geht der Trend schon länger zu regionalen Produkten von kleinen Herstellern. Die stellen nach den Worten von Christa Zoller eben Biere "mit Ecken und Kanten" her. Allerdings muss es wohl nicht mehr ganz so eckig sein: Manche Craftbierproduzenten - als solche sehen sich auch die Kleinbrauer - haben sich als etwas sehr experimentierfreudig erwiesen. Scheffold formuliert es so: Der Hang zu "extremen Geschmacksrichtungen" habe sich abgeschwächt, die Menschen bevorzugten wieder traditionelleres Gebräu, wie etwa das klassische bayerische Helle, das mittlerweile sogar schon in nord- und westdeutschen Kesseln köchelt.

    Zum Bier spielt diesmal der DJ auf

    Mit welchen neuen Bieren die acht beim Kleinbrauermarkt vertretenen Hersteller aufwarten, davon können sich die Freundinnen und Freunde der gehopften Kaltschale von Freitag an überzeugen. Um 16 Uhr zapft Oberbürgermeister Gunter Czisch das erste Fass an. Danach strömt das Bier drei Tage lang: am Freitag von 16 bis 21 Uhr, Samstag von 11 bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Statt standesgemäßer Blasmusik - nur am Freitag spielt der Musikverein Waldstetten auf - servieren DJs am Samstag und Sonntag Klänge aus der Konserve, um möglichst viele Zielgruppen zu bedienen - doch bierkompatibel soll es sein, verspricht Stefan Dobler. Und: Diesmal soll zumindest samstags und sonntags das Wetter stimmen. Christa Zoller: "Über 20 Grad hatten wir selten."

    Info: Diese Brauereien sind heuer beim Kleinbrauermarkt dabei: Böhringer Hirschbrauerei Schilling, Moosbeurer Adlerbräu, Bräuhaus Ummendorf, Brauerei-Gasthaus Schlössle, Kronenbrauerei Söflingen, Hirschbräu Leipheim, Brauerei und Gasthof Schwanen sowie das Brauprojekt aus Tettnang.

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