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Ulm/Neu-Ulm/Günzburg: Nahverkehr zwischen Neu-Ulm und Günzburg: Eine Strecke, zwei Monatskarten

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Nahverkehr zwischen Neu-Ulm und Günzburg: Eine Strecke, zwei Monatskarten

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    Für die Bahnstrecke gibt es auch landkreisübergreifende Monatstickets. Kommen aber Bus oder Straßenbahn ins Spiel, wird es für Pendler mitunter kompliziert.
    Für die Bahnstrecke gibt es auch landkreisübergreifende Monatstickets. Kommen aber Bus oder Straßenbahn ins Spiel, wird es für Pendler mitunter kompliziert.

    Ein Jahr hat sich Mark Bittmann für seinen Versuch gegeben. Ein Jahr lang nimmt er in Kauf, dass er länger unterwegs ist und mehr bezahlen muss. Danach will der Ingenieur Bilanz ziehen und sich entscheiden, ob er weiter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit fährt oder doch wieder das Auto nimmt – so wie früher. Bittmanns größte Hürde ist die Landkreisgrenze zwischen Neu-Ulm und Günzburg. Eine Grenze, die ein einziges Monatsticket für den gesamten Fahrtweg verhindert und monatlich geschätzt rund 50 Euro Mehrkosten ausmacht.

    Täglich 10.000 Pendler zwischen dem Kreis Günzburg und der Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm

    Das Beispiel von Mark Bittmann ist nur eines von vielen: Nach Angaben der Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH (Ding) sind täglich 10.000 Pendler zwischen dem Kreis Günzburg und dem Ding-Gebiet rund um die Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm unterwegs. Ebenso viele Menschen pendeln aus dem Landkreis Günzburg nach Augsburg. Die Zahlen stammen aus dem im Jahr 2018 veröffentlichten

    Zwei Monatstickets: Leipheim nach Nersingen und Nersingen Ulm

    Der Verkehrsverbund Ding umfasst den Kreis Neu-Ulm, die Stadt Ulm und die baden-württembergischen Landkreise Alb-Donau und Biberach. Mit den Netzen der Nachbarlandkreise gibt es Kooperationen – Pendler können ein Monatsticket vom Startort bis zum Zielort buchen. Einzige Ausnahme: Zwischen Ding und dem Verkehrsverbund Mittelschwaben (VVM) der Landkreise Günzburg und Unterallgäu gibt es keine Zusammenarbeit. Für Mark Bittmann heißt das: Er braucht ein Monatsticket oder Einzelfahrkarten für die Fünf-Minuten-Strecke von seinem Wohnort Leipheim bis nach Nersingen, wo das Ding-Gebiet beginnt. Und er braucht ein Monatsticket, das für die Strecke von

    Ticketwelten wie in den 80er-Jahren

    Würde der VVM dem Ding beitreten oder mit dem Ding kooperieren, müsste Bittmann nach dem geltenden System vermutlich vier statt wie bisher drei Tarifwaben bezahlen und käme monatlich auf einen Preis von knapp hundert Euro. Der Ingenieur stört sich nicht nur an den Mehrkosten, sondern auch am umständlichen System: Er fühle sich angesichts zweier getrennter Ticketwelten wie in den 80er-Jahren.

    Beim Ding sieht man das Landratsamt Günzburg in der Pflicht: Da aus dem Raum Günzburg regelmäßig Wünsche wie der von Mark Bittmann an den Ding herangetragen würden, stehe man für Gespräche zur Erweiterung des Verbundtarifes gerne zur Verfügung, teilt Unternehmenssprecher Markus Zimmermann mit. Dieser Prozess müsse aber vom Landratsamt ausgehen. Beim Verkehrsverbund sieht man große Chancen in einer Erweiterung des Tarifnetzes: Mehr Autofahrer könnten auf Bus und Bahn umsteigen. „Mit der Stückelung von Einzeltarifen, wie dies in dem Fall heute erforderlich ist, werden deutlich weniger Fahrgästen erreicht als mit durchgängigen Verbundtarifangeboten“, kommentiert der Ding-Sprecher.

    Die Verkehrsgesellschaft Agilis, die die Züge von Ulm über Günzburg nach Regensburg betreibt, zeigt sich aufgeschlossen gegenüber einer Erweiterung des Verbunds. Ein solcher verspreche oftmals ein einfacheres und günstigeres Tarifangebot, begründet eine Sprecherin: „Das macht den Umstieg auf und zwischen Bus und Bahn für die Fahrgäste aus der Region interessanter.“ Der öffentliche Nahverkehr und der Standort an sich könnten attraktiver werden. Alles hänge aber vom genauen Konzept ab.

    Schwabenbund Services auch eine Option?

    VVM-Geschäftsführer Christoph Langer spielt den Ball zurück: „Ding würde uns mit offenen Armen empfangen. Aber wir würden Ding auch mit offenen Armen bei Schwabenbund Services empfangen.“ Der

    In einem Verkehrsverbund wie Ding verständigen sich die Mitglieder auf niedrigere Preise und hoffen auf mehr Fahrgäste. Bei Schwabenbund Services werden die Ticketpreise aus den unterschiedlichen Verbünden addiert. Der Nutzer muss also nur einmal buchen, einen günstigeren Preis bekommt er aber nicht. VVM-Geschäftsführer will Kritik an diesem Modell nicht gelten lassen. Denn: Der Nahverkehr ist nicht kostendeckend. Die Landkreise gleichen Fehlbeträge der Verkehrsunternehmen aus, als Gegenleistung für Schülertransport und andere Dienstleistungen, die für eine Region wichtig sind. Bei billigeren Tickets, so Langer, käme zwar der Einzelne günstiger weg. Der Landkreis müsste aber mehr Geld bezahlen, das dann womöglich an anderen Stellen fehle. Außerdem sei der Preis nicht das einzige Argument: „Dem Kunden ist ja vor allem wichtig, dass er mit einem Ticket fahren kann und nicht mit fünf.“

    Günzburg: Zwischen Ulm und Augsburg

    An seiner Strategie will der VVM nicht rütteln. Geschäftsführer Christoph Langer, der zugleich Leiter des Amts für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Günzburger Landratsamt ist, betont: „Unser Bestreben ist derzeit nicht, sich einem Verbund anzuschließen.“ Zumal die Orientierung für den Kreis nicht leicht sei: Während viele Pendler aus dem Landkreisnorden nach Ulm fahren, seien viele aus dem Süden jeden Tag in Richtung Augsburg oder Kempten unterwegs.

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