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Ulm/Neu-Ulm: Ein Rundgang: Das hat das Donaufest 2024 zu bieten

Ulm/Neu-Ulm

Ein Rundgang: Das hat das Donaufest 2024 zu bieten

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Der Markt der Donauländer wurde am Freitagabend eröffnet. Kunsthandwerkerinnen und -handwerker aus acht Donauländern verkaufen dort ihre handgemachten Produkte.
    Der Markt der Donauländer wurde am Freitagabend eröffnet. Kunsthandwerkerinnen und -handwerker aus acht Donauländern verkaufen dort ihre handgemachten Produkte. Foto: Franziska Wolfinger

    Die Donaufest-Fahnen wehen auf der Herdbrücke und am Flussufer. Am Freitagnachnachmittag schlenderten schon Stunden vor dem offiziellen Festbeginn Interessierte über den beliebten der Donauländer. Die ersten Schmuckstücke wechselten bereits den Besitzer. Zu entdecken gibt es dort heuer jedenfalls wieder einiges, vor allem altes Handwerk mit einem neuen Twist.

    Blaudruck-Manufaktur aus Tolna ist zum ersten Mal beim Donaufest dabei

    Balazs Horvath und seine Familie tun zum Beispiel genau das. Sie üben die alte Kunst des Blaudrucks aus, Kekfestö auf Ungarisch. Die Familienmanufaktur im ungarischen Tolna gibt es schon seit 1810, erzählt der junge Mann. Während dort früher fast ausschließlich Meterware produziert wurde, aus der die Kunden sich dann selbst das Gewünschte nähten, bieten die Horvaths heute fertige Kleidungsstücke, Taschen und Tücher an, die modernen Ansprüchen gerecht werden und die den Stand der Familie ganz in der Nähe des Metzgerturms schmücken.

    Balazs Horvaths Familie betreibt seit 1802 eine Blaudruck-Manufaktur. Diese Betriebe sind selten geworden.
    Balazs Horvaths Familie betreibt seit 1802 eine Blaudruck-Manufaktur. Diese Betriebe sind selten geworden. Foto: Franziska Wolfinger

    Auch im Material hat sich die Manufaktur etwas von der Tradition entfernt, erzählt Balazs Horvath. Die blaue Indigofarbe – ein Naturprodukt – und die weißen Muster halten auf allen natürlichen Fasern, auch auf Seidentüchern. Die feinen Muster wiederrum entsprechen ganz der Tradition. Sie entstehen mit Metallstempeln. „Jede Manufaktur hat ihre eigenen“, erklärt Horvath. „Wir verwenden nur die traditionellen unserer Familie.“

    Der Blaudruckmanufaktur der Familie Horvath ist heuer zum ersten Mal auf dem Donaufest dabei. Man habe zwar immer wieder von der Veranstaltung in Ulm gehört, doch bisher hatten die Horvaths die lange Anfahrt gescheut. Doch als Tamás Szalay, Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums, vor einigen Monaten in Tolna die Manufaktur besuchte, überzeugte er die Familie, den Weg auf sich zu nehmen. Und bisher gefalle es ihnen hier sehr gut, sagt Balazs Horvath.

    Sie ist die einzige Österreicherin auf dem Kunsthandwerkermarkt

    Ebenfalls zum ersten Mal mit dabei ist Ruth Reisenhofer. Der Taschenmacherin aus Hollabrunn nahe Wien fällt es zu, die österreichische Flagge auf dem Kunsthandwerkermarkt, auf dem heuer die Ungarn dominieren, hochzuhalten. Sie ist dort die einzige aus unserem Nachbarland. Sie verkauft handgemachte Taschen, vorwiegend aus Leder, doch auch sie passt ihr Sortiment der Zeit an und verwendet inzwischen auch Upcycling-Materialien wie Fahrradschläuche. Ihr erster Eindruck vom Donaufest: „Was hier auf die Beine gestellt wird, ist echt beeindruckend.“

    

Ruth Reisenhofer ist zum ersten Mal beim Donaufest dabei. Die Österreicherin verkauft Taschen aus Leder und Upcycling-Materialien.
    Ruth Reisenhofer ist zum ersten Mal beim Donaufest dabei. Die Österreicherin verkauft Taschen aus Leder und Upcycling-Materialien. Foto: Franziska Wolfinger

    Ein paar Schritte weiter erregen Schuhe, geflochten aus Pflanzenfasern, die Aufmerksamkeit der Marktbesucher. Auch Dutzende Sonnenhüte hat die Ungarin mitgebracht. Seit sie zehn Jahre alt ist, flicht sie Dinge aus der Wasserpflanze, die sie Papyrus nennt, erzählt sie. Das Handwerk habe sie von ihrem Vater gelernt. Sie sammelt die Stängel selbst in der Donau, sagt die Frau, die ihren Namen nicht verraten will. Sie möchte, dass nicht sie als Person, sondern ihr Handwerk im Vordergrund steht. Aber sie freut sich, heuer wieder mit dabei zu sein. Denn sie hat schon einige Donaufest hinter sich und hat auch bereits Stammkunden in Ulm, die alle zwei Jahre wieder zu ihrem Stand kommen.

    

Die Sonnenhüte aus geflochtenen Papyrus bietet eine ungarische Kunsthandwerkerin an.
    Die Sonnenhüte aus geflochtenen Papyrus bietet eine ungarische Kunsthandwerkerin an. Foto: Franziska Wolfinger

    Ebenfalls ein Verkaufsschläger auf dem Donaufest seien seine Schnapsgläser aus Horn, berichtet Taibor Morvai. Er verabeitet Knochen und Horn ungarischer Kühe und macht Trinkgefäße, Schmuck und Kämme daraus. Seit zehn Jahren kommt er nach Ulm zum Donaufest, Sohn David hilft beim Verkauf.

    David und Taibor Morvai waren schon oft beim Donaufest. Die beiden Ungarn haben Produkte aus Horn und Knochen im Angebot.
    David und Taibor Morvai waren schon oft beim Donaufest. Die beiden Ungarn haben Produkte aus Horn und Knochen im Angebot. Foto: Franziska Wolfinger

    Die Stände stehen wieder dicht an dicht auf der Ulmer Donauwiese. Schmuck, Kleidung und Spielzeug wechseln sich ab mit dem kulinarischen Angebot, das ebenfalls aus verschiedenen Donauländern stammt. Dazwischen eine Bühne - auch kulturell ist das Donaufest breit aufgestellt. Etwas weniger Gedränge finden die Besucher in der Regel auf der Neu-Ulmer Uferseite vor. Auch wenn der Weg zu Fuß über die Herdbrücke oder die Eisenbahnbrücke etwas Zeit in Anspruch nimmt: Der Ausflug lohnt sich, außerdem ist die Abkürzung mit Donaufähre oder Zillentaxi auch dieses Jahr wieder möglich.

    In Neu-Ulm wartet ukrainisches Kunsthandwerk

    In Neu-Ulm warten unter anderem Alex und Olga Zavalniuk auf Besucherinnen und Besucher. Sie haben unter anderem traditionelle ukrainische Ostereier, die Pysanka, im Angebot, die mit einer Batiktechnik verziert werden, daneben bieten sie auch Kissen aus selbst bedrucktem Stoff an. Olga Zavalniuk verwendet bei ihren Handarbeiten nur Naturfarben, wie sie berichtet. Ihr Mann Alex erzählt währenddessen, was es mit dem modern anmutenden geometrischen Gebilde aus Strohhalmen auf sich hat, das in ihrem Ausstellerzelt hängt. Modern ist das nämlich überhaupt nicht, sondern ganz alte Tradition. Die „Spinne“ wurde in der Ukraine immer von Weihnachten bis Ostern aufgehängt und sollte alle negativen Energien und bösen Geister auffangen, ehe sie verbrannt wurde.

    Die „Spinne“ funktioniert wie ein Traumfänger. Sie soll die bösen Geister einfangen, ehe sie zu Ostern verbrannt wird, erklärt Alex Zavalniuk aus der Ukraine.
    Die „Spinne“ funktioniert wie ein Traumfänger. Sie soll die bösen Geister einfangen, ehe sie zu Ostern verbrannt wird, erklärt Alex Zavalniuk aus der Ukraine. Foto: Franziska Wolfinger

    Noch mehr traditionell ukrainisches gibt es direkt nebenan bei Juliia Mrushko. Bunt bemalte Magnete, Kreisel, Schlüsselanhänger und Taschen warten darauf, gekauft zu werden. In Workshops gibt es an dem Stand zudem die Gelegenheit, sich selbst unter Anleitung einer ukrainischen Künstlerin an ukrainischen Mustern auszuprobieren – täglich von 11 bis 22 Uhr, sagt Mrushko.

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