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Ulm/Neu-Ulm: Drei Kunstperspektiven im Herbst: Zwischen Decollage und Traumwelten

Ulm/Neu-Ulm

Drei Kunstperspektiven im Herbst: Zwischen Decollage und Traumwelten

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    Werke von Martin Krampen, dessen Name in Ulm auch fest mit der HfG verwoben ist, sind aktuell im Kunstraum West zu sehen.
    Werke von Martin Krampen, dessen Name in Ulm auch fest mit der HfG verwoben ist, sind aktuell im Kunstraum West zu sehen. Foto: Stefan Kümmritz

    Aus der Menge von Ausstellungen, die es speziell jetzt in der kalten Jahreszeit in Ulm zu sehen gibt, haben wir drei ausgewählt, die in gewisser Hinsicht sehr unterschiedlich, aber alle sehenswert sind und deshalb hier etwas vorgestellt werden.

    Kunstraum West zeigt Martin Krampen

    Im Kunstraum West hat zwar nicht das gesamte Lebenswerk des verstorbenen Martin Krampen Platz, aber immerhin ein Überblick über das Schaffen des Künstlers. Der 1928 in Siegen geborene Krampen studierte zunächst Theologie, Psychologie und Kunstgeschichte, dann ab 1950 Malerei in Florenz. Krampen, der viele Jahre bis zu seinem Tod vor gut neun Jahren in Ulm verbrachte, hatte auch Verbindungen zur früheren Hochschule für Gestaltung (HfG). Nach einem Praktikum bei Otl Aicher hatte er unter anderem bei Max Bill Unterricht. 1957 machte er an der HfG sein Diplom und betrieb weitere Studien. In den USA und Kanada wirkte er als Professor für Design und Psychologie, ab 1967 unterrichtete Krampen an der HfG in Ulm, später an der HfG in Schwäbisch Gmünd. Zwischen 1977 und 1993 lehrte er visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin. In den letzten Jahren seines Lebens fand er sehr viel Gefallen an Decollagen.

    Im Kunstraum West werden nun einige Decollagen, also Abrisse von Litfaßsäulen oder Werbetafeln, gezeigt, dazu klar geformte geometrische Arbeiten (Quadrate), Ausdrucke farbiger Kurven, die sehr reduziert dargestellt sind, aber viel Harmonie versprühen, Tapetenbilder (zum Beispiel mit „Pingpong“) und ein Foto-Porträt des Künstlers aus früheren Jahren. Ein wunderbarer Querschnitt vor allem von dem, was Martin Krampen geschaffen hat, seit er sich ab 1998 wieder stärker dem künstlerischen Schaffen hingab. Die Ausstellung geht bis zum 2. November, die Öffnungszeiten sind Montag und Dienstag 9 bis 17 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung.

    In der Galerie Tobias Schrade lautet das Motto derzeit „Dreamers“

    Eine beeindruckende Ausstellung gibt es in der Galerie Tobias Schrade im Fischerviertel. Zum Thema „Dreamers“ haben acht Künstlerinnen und Künstler, die von der Galerie vertreten werden, Arbeiten der verschiedensten Art abgeliefert. Zeigt die Berlinerin Kathrin Landa etwa gemalte Porträts von Menschen, die offensichtlich im Tagträumen verharren, widmet sich der Stuttgarter Jörg Mandernach Werken, die eine Mischung aus Papierschnitt, Collage, Zeichnung, Malerei und Druckgrafik darstellen und mit Raffinesse, zum Beispiel bei einem mit einem gepixelten Porträt einer Frau im Hintergrund angefertigt wurden. Dann sind da Zellulose-Plastiken von Annette Meincke-Nagy (Hamburg), die letztlich Porträts von in sich ruhenden Menschen sind. Isabelle Roth aus Geretstried ihrerseits zeigt Bilder, die sie mit Öl, Acryl und Kohle auf Leinwand gemalt hat. Die weibliche Figur auf diesen erscheint immer als die gleiche, aber in verschiedenen Situationen, doch immer eine gewisse Ruhe und Friedfertigkeit ausstrahlend.

    Silvia Siemes hat präzise gearbeitete Frauenfiguren zur Ausstellung „Dreamers“ in der Galerie Schrade beigesteuert.
    Silvia Siemes hat präzise gearbeitete Frauenfiguren zur Ausstellung „Dreamers“ in der Galerie Schrade beigesteuert. Foto: Stefan Kuemmritz

    Marina Sailer aus Düsseldorf wartet mit neobarocken, fantastischen und sehr opulenten Bildern auf, die den Betrachter in eine Traumwelt entführen. Ausgesprochen präzise, vor allem die Gesichter, sind die Frauen-Skulpturen von Silvia Siemes aus Tengen ausgearbeitet. Tamara Suhr (Ludwigsburg) präsentiert anrührende Kinderfiguren aus Bronze, wobei die Träume der Kleinen meist gut zu erraten sind. Der in Krefeld lebende Chinese Xianwei Zhu zeigt Acrylbilder, die von seiner Verbundenheit mit der Natur zeugen und einfach zum Träumen einladen. Eine wunderbare, abwechslungsreiche Schau, die noch bis zum 19. Oktober zu sehen ist. Die Öffnungszeiten der Galerie: Mittwoch bis Freitag 13 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr.

    Im Künstlerhaus sind Objekte des Schweizer Bernhard Licini zu sehen

    Sind einige Arbeiten von Martin Krampen reduziert in ihrer Darstellung, so treibt es der 1956 in Zürich geborene Bernhard Licini mit seinen Wandobjekten quasi auf die Spitze. Glas und Stahl sind die Materialien, mit denen er bei seinen Werken für klare Konturen sorgt. Die recht kalt wirkenden Objekte bestechen aber durch ihre perfekte Geometrie, einige durch ihren farbigen Glanz. Licini zeigt vorwiegend Serien. Zum Beispiel eine Zweier-Serie mit Scheiben, wobei eine schwarz auf blauem Hintergrund und eine blau auf schwarzem Hintergrund ist, jeweils in der Mitte mit einem Loch versehen, so dass man unwillkürlich an Schallplatten denkt.

    Wandobjekte von Bernhard Licini im Ulmer Künstlerhaus
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    Wandobjekte von Bernhard Licini im Ulmer Künstlerhaus - Foto: Stefan Kümmritz

    Auffällig sind zwei große Stahlplatten, die pulverbeschichtet und in den Farben des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier gehalten sind. Bei aller Wucht der gezeigten Arbeiten lässt sich doch eine unübersehbare Dezentheit in der Anordnung der Objektteile entdecken. Die Ausstellung geht noch bis 20. Oktober, geöffnet ist das Künstlerhaus immer donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr. 

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