Mit einem Kaufpreis von 5,1 Millionen Euro ist die noch nicht fertig gestellte Villa des Elchinger Arztes Konstantin Sintschikin derzeit die teuerste Immobilie in der Region rund um Ulm, die in entsprechenden Online-Portalen angeboten wird. Es ist dort aber nicht das einzige Inserat aus dem höheren Preissegment. Zwar ist eine Summe von einer Million Euro für ein eher gewöhnliches Einfamilienhaus fast schon normal. Es gibt aber auch Anwesen, die sich abheben. Darunter auch die Villa einer Frau, die den Konzern von Drogeriekönig Erwin Müller viele Jahre begleitete.
Villa am Schloss in Reutti für 3,19 Millionen Euro
Gemeint ist eine Immobilie, die sich in direkter Nachbarschaft des Reuttier Schlosses befindet. Sie gehörte Lieselotte Tegethoff. Seit 1963 und über Jahrzehnte hinweg war sie an der Seite des inzwischen 90-jährigen Patriarchen Erwin Müller gestanden, und eng in die Geschäfte des Drogeriekonzerns eingebunden gewesen sein. In der im Internet aufgeführten Firmenhistorie des Unternehmens ist der Name Tegethoff noch immer zu finden. Doch wie so viele warf auch sie 2006 im Beirat das Handtuch. Im Oktober 2021 starb Tegethoff, einen Monat vor ihrem 84. Geburtstag.
Nun steht die Villa zum Verkauf. Der Preis liegt bei knapp 3,19 Millionen Euro. Das 1995 erbaute und 2014 zuletzt sanierte Anwesen verfügt über 2930 Quadratmeter Grund- und 400 Quadratmeter Wohnfläche. Es hat zehn Zimmer, weitere drei Schlaf- sowie drei Badezimmer. Die ins Netz gestellten Bilder zeigen einen sorgfältig gepflegten Garten. Ein gepflasterter Weg führt vorbei an Teichen und größeren Bäumen. Drinnen lassen Kronleuchter an der Decke, goldenfarbene Treppengeländer und ein Marmorboden alles eher etwas in die Jahre gekommen wirken. Prunkvoll wirkt hingegen die "außergewöhnliche Wellnessoase" mit Jacuzzi und Sauna. "Wer pure Exklusivität sucht, findet hier seinen individuellen Immobilientraum", heißt es im Inserat. Die Besitzer hätten keine weiteren Angaben dazu machen wollen, sagt die zuständige Maklerin von Engel und Völkers in Ulm.
Villa in Ulm-Böfingen für 2,16 Millionen Euro
"Villa zentral und ruhig mit toller Aussicht", lautet der Titel eines 1972 erbauten Anwesens im Braunland in Ulm-Böfingen, das für 2,19 Millionen Euro zu haben ist. Auf 1639 Quadratmeter Grundstück und 473 Quadratmeter Wohnfläche stehen acht Zimmer sowie fünf Schlaf- und vier Badezimmer zur Verfügung. Die Ausstattung, unter anderem mit goldenen Wasserhähnen, wirkt rustikal. Viel dunkles Holz. Neben einem Pool gibt es auch eine "Bauernstube". Es gebe bereits konkrete Interessenten, berichtet der zuständige Makler Andreas Hehl von Tentschert Immobilien. Die Eigentümer habe aber darum gebeten, diskret vorzugehen.
Eine derartige "verdeckte Vermarktung" – neudeutsch: "secret sale" – würden nicht nur die Besitzer schätzen. "Auch Käufer in der Preiskategorie von zwei oder drei Millionen finden es gut, wenn es nicht durch die ganze Nachbarschaft geht." Zwischen 150 bis 200 Objekte würde Tentschert Immobilien im Schnitt jährlich vermitteln. Darunter seien vielleicht zehn, die aufgrund ihrer Exklusivität quasi unter der Hand ohne eine Veröffentlichung an vorgemerkte Kunden gehen. Ein Einfamilienhaus in der Preiskategorie wie die besagte in Villa in Elchingen hätten sie derzeit nicht im Angebot. Bei den angegebenen Summen im Internet gibt Hehl zu bedenken: "Aufs Preisschild schreiben können sie alles."
Aufwendig saniertes Haus in Pfuhl am Kapellenberg
In Pfuhl am Kapellenberg ist keine Villa, aber ein 2021 kernsaniertes Haus mit 374 Quadratmeter Wohn- und 700 Quadratmeter Grundfläche zu haben. Als Kaufpreis sind 2,19 Millionen Euro angegeben. Über vier Etagen gibt es 14 Zimmer mit sechs Schlaf- und vier Badezimmern. Dazu vier Garagen. Darin gewohnt hat bis vor Kurzem eine Familie mit drei Kindern. Doch das Haus sei auch darauf ausgelegt, und auch so konzipiert, dass in jedem Geschoss separat gewohnt werden kann – quasi als "Vierfamilienhaus", wie es der zuständige Immobilienmakler Rainer Schulz nennt.
Der Grund für den Verkauf: Zu Beginn der Corona-Krise habe der Familienvater, ein leitender Mitarbeiter einer großen Ulmer Firma, festgestellt, dass er quasi von überall aus arbeiten kann. Und weil er ohnehin auf der ganzen Welt "herumfliegen" müsse, wurden nach drei Jahren die Zelte in Pfuhl schon wieder abgebrochen. Derzeit saniere die Familie ein Haus auf den Kanarischen Inseln.
Interessenten habe es bereits gegeben, die bis zu 1,7 Millionen Euro gezahlt hätten. Der Besitzer aber sei bei seiner Summe geblieben. Von außen wirkt die Immobilie eher unscheinbar, innen ist jedoch alles modern und neu. Ausgetauscht wurden unter anderem das Dach, die Elektrik, Heizungsrohre und Fenster. Auch das mache den Preis aus. "Wer bekommt aktuell noch Handwerker", sagt Schulz. Doch vor allem die Lage bestimme den Preis. Der Pfuhler Kapellenberg gehöre nach dem Ulmer Michelsberg, dem Galgenburg oder Söflingen zu den angesagten Gegenden.
So wisse er von einem freien Grundstück in Söflingen mit 800 Quadratmetern, das für 1,2 Millionen Euro verkauft wurde. "Mit Bodenrichtwerten hat das nichts mehr zu tun." Hinzu komme gerade bei Beschäftigten der Führungsebene der "Zeitfaktor". Jene Personen ziehen aus fremden, meist Großstädten hierher. Für eine Sanierung auf Gewerke zu warten, sei da nicht drin. "Viele kommen aus Frankfurt oder München - da ist das ein Schnäppchen."
"Außergewöhnliche" Villa mit Schwimmbad in Illertissen
Für 1,75 Millionen Euro wird seit wenigen Wochen auch eine "traumhafte Villa mit Schwimmbad" in Illertissen-Au angeboten. Wer darin wohnt und warum die derzeitigen Eigentümer das Anwesen verkaufen wollen, darf der zuständige Makler Klaus Freigassner von der Orange-Immobilienagentur auf Bitten der Besitzer nicht erzählen. Die 1980 erbaute Residenz verfügt über 2950 Quadratmeter Grundfläche und 386 Quadratmeter Wohnfläche. 16,5 Zimmer, sieben Schlaf- und drei Badezimmer sowie vier Garagen. Es gibt auch einen Parkplatz nebenan, auf dem 14 Autos abgestellt werden können.
Neben einem Pool mit Saunabereich und einem Weinkeller mit Backsteinboden dürfte aber auch die Aufmachung des Gebäudes mit größeren Räumen – unter anderem ein separater Frühstücksraum – ausschlaggebend dafür sein, dass es als "Villa" bezeichnet wird. Auch wenn der Markt dafür laut Makler "sehr dünn" ist, gibt es bereits Interessenten.