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Ulm: Nach Satire-Aktion gegen Corona-Leugner: Vorglühbar-Betreiber erhält Drohungen

Ulm

Nach Satire-Aktion gegen Corona-Leugner: Vorglühbar-Betreiber erhält Drohungen

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    Mit diesem Foto täuschte der Vorglühbar-Betreiber vor, eine "Kirche des Heiligen Bieres" gründen zu wollen. Eigentlich wollte er nur den Corona-Leugnern eins auswischen.
    Mit diesem Foto täuschte der Vorglühbar-Betreiber vor, eine "Kirche des Heiligen Bieres" gründen zu wollen. Eigentlich wollte er nur den Corona-Leugnern eins auswischen. Foto: Vorglühbar

    Die Satire-Aktion der Vorglühbar in Ulm hat Wellen geschlagen. Der Betreiber der Kneipe wollte mit seinem Facebook-Post nach eigenen Angaben Corona-Leugner in die Irre führen, ihnen eins auswischen. Dass ihm das offenbar gelungen ist, zeigen ihm jetzt widerliche Reaktionen. Er habe im Nachgang auch Drohungen erhalten, sagt Oliver Gomez. Unter anderem hätten sich anonyme Anrufer gemeldet: Sie wollen die Bar in Brand setzen.

    Für Gomez seien diese Aussagen zwar zum Teil "erschreckend". Er selbst halte aber nicht viel davon. Die Polizei wolle er deshalb nicht einschalten. "Ich nehme das nicht ernst", sagt er. Ohnehin habe er damit gerechnet. "Die fühlen sich jetzt im Ehrgefühl verletzt"Auseinandersetzen müsse er sich allein damit. Schließlich habe er sich die Sache auch allein ausgedacht und ins Rollen gebracht: "Das musste ich, sonst hätte es nicht so funktioniert. Ich musste es unter dem Radar halten."

    Die Querdenker in Ulm kotzen ihn an

    Sein Antrieb für die Aktion, das gibt er offen zu: "Die Querdenker in Ulm kotzen mich an", sagt er. Für ihn habe die Bewegung "Züge einer Sekte", deren Köpfe wie der Ulmer Anwalt Markus Haintz "als Messias" gefeiert werden. Demonstrationen der Corona-Kritker wie am Wochenende auf dem Ulmer Münsterplatz habe er schon mehrfach beobachtet. Er habe sich daher überlegt, wie er diesen einen Denkzettel verpassen könne, den sie auch wahrnehmen.

    Auf dem Satire-Portal "Der Postillion" habe er Tage zuvor ähnliche Meldungen entdeckt, die ihn dann auf die Idee brachten, so zu tun, als würde er die "Kirche des Heiligen Bieres" aufrufen wollen, um den Gastro-Lockdown umgehen zu können. "Das ist simpler Populismus", sagt er. "Das ist ein gefundenes Fressen für die. Wenn es in ihre Welt passt, dann verbreiten sie es auch."

    Gegen die Meinungsblase der Corona-Leugner

    Gomez wollte bewusst, dass die Corona-Leugner die vorgetäuschte Meldung zur "Bier-Messe" in den sozialen Medien liken, teilen und kommentieren. Er habe in deren "Meinungsblase" einstechen wollen. Und das sei ihm auch gelungen. Bundesweit hätten auch AfD-Kreisverbände demnach seinen Post, aber auch die anschließende Auflösung der Satire-Aktion mit der Kritik an den Corona-Leugnern verbreitet. "Das hat wohl nicht jedem gefallen und es wird in bestimmten Kreisen jetzt auch davor gewarnt", sagt er. Anders könne er sich nicht erklären, dass die Anzahl der geteilten Posts jetzt abnehme.

    Vorglühbar in Ulm ist nicht politisch

    Dass die Aktion schwerwiegendere Folgen für seine Bar haben könnte, glaubt er nicht. "Die Leute, die zu uns kommen, die kennen uns", sagt Gomez. Seit 2009 betreibt er die Vorglühbar, damals noch am Kornhausplatz. 2017 zog die Kneipe um in die Pfauengasse. Ein Großteil der Zielgruppe machte hier die Laufkundschaft der Clubs wie Theatro, Myers und Stitz Club aus. Doch mit Corona fiel diese Kundschaft weg. Um wieder mehr im Geschehen des Nachtlebens zu sein, wechselte die Vorglühbar erst kürzlich in die Kronengasse am Marktplatz.

    Gomez beschreibt sich selbst als "liberaler Typ". Seine Vorglühbar sei nicht politisch. "Jeder soll machen, was er will", sagt der Kneipen-Betreiber mit spanischen Wurzeln. "Aber unsere Gesellschaft entwickelt sich in eine Richtung, die nicht gut ist." Mit der Satire-Aktion habe er die Menschen zum Nachdenken anregen wollen.

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