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Ulm: Münster statt Schwörhaus: OB Czisch hält historische Schwörrede

Ulm

Münster statt Schwörhaus: OB Czisch hält historische Schwörrede

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    Premiere für OB Gunter Czisch im Ulmer Münster: Erstmals im Gotteshaus schwur er "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt."
    Premiere für OB Gunter Czisch im Ulmer Münster: Erstmals im Gotteshaus schwur er "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt." Foto: Alexander Kaya

    Weil der Wetterdienst Sturmböen von 80 bis 100 Stundenkilometern angekündigt hatte, musste Ulms OB Gunter Czisch den Schwörbalkon mit der Kanzel tauschen. Nicht jenen erhöhten Predigtstuhl mit dem turmartigen Aufbau über dem Platz, sondern ganz eben auf Augenhöhe mit der Bürgerschaft. 

    Obwohl die wetterbedingte Verlagerung kurzfristig getroffen wurde - auf dem Weinhof war bereits aufgestuhlt - war das Münster rammelvoll. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass das Ulmer Stadtoberhaupt im Gotteshaus schwört, Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein. Auf Anhieb wusste selbst Czisch nicht, wann die Schwörformel zuletzt unter dem höchsten Kirchturm der Welt formuliert wurde. Ziemlich sicher ist sich Ulms Pressesprecherin Marlies Gildehaus nur, dass die beiden Czisch-Vorgänger - Ivo Gönner und Ernst Ludwig - ausschließlich auf dem Weinhof schworen. 

    24.07.2023, Baden-Württemberg, Ulm: Gunter Czisch (CDU), Oberbürgermeister von Ulm, erneuert im Münster seinen Amtseid. Seit rund 600 Jahren schwört das Stadtoberhaupt Ulms am vorletzten Montag im Juli einen Eid auf die Stadtverfassung. Danach wird in der Stadt groß gefeiert. Foto: Stefan Puchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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    Weinhof statt Münster: Witterungsbedingt ist die Schwörrede von Ulms OB Gunter Czisch vom Schwörhaus ins Ulmer Münster verlegt worden. Das sind unsere Bilder.

    Auch der Bindertanz, der nur alle vier Jahre aufgeführt wird, musste ausweichen. Statt auf dem Weinhof wurde das Fass der Fassmacher auf dem Münsterplatz gerollt. Kaum war die Tanztruppe in ihren historischen Kostümen abgezogen, begann es zu schütten. Gerade noch trockenen Fußes schaffte es die Festgesellschaft zum Empfang ins Rathaus. 

    Zuvor hatte OB Czisch im Ulmer Münster noch die Schwörrede gehalten. Weil das Stadtoberhaupt aufgrund der schwierigen Akustik in den historischen Gemäuern bewusst langsam redete, erklang die Schwörglocke mit Verspätung erst zehn Minuten nach zwölf. 

    Schwörrede: Czisch und der Weg in Richtung "Ulm 2030"

    Ein klein wenig klang seine Rede nach Wahlkampf, vor allem jener Part als Czisch sechs Handlungsfelder auf dem Weg zu "Ulm 2030" skizzierte. Die Landesgartenschau, die in sieben Jahren beginnt, bezeichnete Czisch als eine Jahrhundertchance für die Stadt. Bis 2030 erhalte die Stadt ein neues Gesicht, einen neuen Stadteingang. Czisch: "Das ist eine großartige Perspektive - auch wenn der Weg mit Baustellen gepflastert ist." 

    Konkret werde in Ulm die Fußgängerzone neu gestaltet und unter dem Label "Ulm blüht auf" die Stadt grüner. Viel tat und tut sich auch rund um den Hauptbahnhof: Im Bahnhofsumfeld habe die Stadt in den vergangenen Jahren 130 Millionen Euro investiert. Der Bahnhofsplatz werde voraussichtlich noch in diesem Jahr fertig, der Neubau des Zentralen Omnibusbahnhofes folge dann im nächsten Schritt. 

    Schwörmontag 2023: Die Herausforderungen für Ulm

    Auch wenn die erhoffte große Lösung der Bahn in Sachen Bahnhofsgebäude eingespart wurde: Czisch betonte, dass die Bahn in den Jahren 2024 bis 2026 in die Erneuerung des Empfangsgebäudes investiere. Dazu komme ein Parkhaus an der Schillerstraße mit 400 Stellplätzen und 450 Fahrradabstellplätzen. Und im Herbst werde die SWU ihr neues Kundencenter in der neuen Passage bei den Sedelhöfen eröffnen. 

    Als größte Herausforderung seit Jahrzehnten bezeichnete Czisch den Wohnungsbau. 2035 rechne das Rathaus mit 143.000 Einwohnern, heute seien es schon 129.000. Der Grund: Ulm und die Region habe sich zu einem starken Wirtschaftsstandort entwickelt. In den wichtigsten Rankings der Städte und Regionen in Deutschland und Europa belege Ulm führende Plätze. Ulm habe über 100.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, das bedeute Vollbeschäftigung. Ein ausgewogener Branchenmix sei das Erfolgs- und Stabilitätsrezept. 

    Die Anziehungskraft übt aber Druck auf den Immobilienmarkt aus. 3.500 Wohnungen seien seit 2016 fertiggestellt worden. Die Stadtverwaltung habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2026 weitere 3.400 Wohneinheiten zu ermöglichen. In diesem und im nächsten Jahr werden in Ulm mit rund 800 Wohnungen fast doppelt so viele Wohnungen auf den Markt kommen wie in den Jahren zuvor. Genug sei das aber nicht. "Das Ziel, Wohnraum für alle, ist nur erreichbar, wenn überdies wieder einfaches, effizientes Bauen für den sozialen Wohnungsbau möglich wird; wenn baurechtliche Hindernisse abgebaut werden; wenn die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden; wenn die Wohnbauförderung wieder in Gang kommt." Als Czisch das sagte, wusste er noch nicht, ob der Schwörmontag ebenso wenig in Gang kommt: Eine Absage des Nabada stand bis zur erlösenden Nachricht um 14.30 Uhr im Raum. 

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