Eine Sondermarke widmete die Deutsche Post dem Flugpionier Albrecht Ludwig Berblinger nie. Die einzige Briefmarke, die an Berblingers Flugversuche erinnert, erschien in der DDR – in der Serie „Historische Flugmodelle“. Das ändert sich nun: Der Verein für Briefmarkenkunde Ulm/Neu-Ulm hat eine individuelle Sonderbriefmarke in Auftrag gegeben, von der nun 2000 Stück angefertigt wurden. Sie gingen gestern, an Berblingers 250. Geburtstag, weg wie warme Semmeln – am Sonderpostamt, das auf dem Weinhof vor dem Haus der Stadtgeschichte eingerichtet worden war. Dort konnte man sich auch gleich einen eigenen Sonderstempel, den der Verein in Auftrag gegeben hatte, auf eine Berblinger-Postkarte mit Sondermarke drucken lassen.
60 Cent ist die Berblinger-Sonderbriefmarke wert
60 Cent ist der Wert der Briefmarke, verkauft wurden sie für einen Euro – denn die Herstellung des Motivs und des Stempels kosteten Geld, erzählt Günter Thumerer vom Verein. Einen Ulmer Sonderstempel, der Berblinger ehrte, hatte es bereits zum 175. Jahrestag des Flugversuches 1986 gegeben.
Weil die Briefmarken so begehrt waren, musste Thumerer bald dafür sorgen, dass jeder Käufer maximal nur ein paar der begehrten Raritäten erwerben konnte. Noch begehrter – gerade unter Flugpost-Sammlern – waren jene Briefmarken, die gestern Mittag eigens noch einen Rundflug bekamen: Vom Flugplatz Erbach aus startete ein Flugzeug, das neben Horst Teichmann vom Aero-Philatelistenklub Deutschland eine Kiste mit 500 Briefmarken auf Berblinger-Karten an Bord hatte. Das Flugzeug überflog natürlich – wie könnte es anders sein – den neuen Berblinger-Turm, und die Briefmarken hatten dann auch einen Flugplatzstempel und einen Cachet-Stempel, der auf die besondere Beförderungsart hinweist. Sie sind schon jetzt Objekte der Begierde bei Luftpost-Sammlern, wie Thumerer berichtet.
Die Berblinger-Briefmarke ist bei Sammlern beliebt
Das neue Berblinger-Motiv zeigt eine Szene einer Umlauf-Künstlerpostkarte, auf der ein blonder Berblinger an seinem Flugapparat – mit in den Ulmer Farben schwarz-weiß gestreiften Flügeln – von der Adlerbastei aus über der Donau schwebt, während unten schon die Boote warten, um ihn aus dem Wasser zu fischen. Es ist eine der wenigen alten Ansichtskarten mit einem Berblinger-Motiv, auf denen der Schneidermeister kein Zielobjekt des Spottes ist.
Eine im Haus der Stadtgeschichte geplante Ausstellung über Pioniere der Fluggeschichte auf Briefmarken, Poststempeln und Ansichtskarten musste wegen der Corona-Epidemie auf das Jahr 2021 verschoben werden. Sie hätte eigentlich zu Berblingers 250. Geburtstag gestern eröffnet werden sollen. Ein Termin steht noch nicht fest.
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