Am 6. November ist Premiere seiner ersten abendfüllenden Musicalkomödie „Love is …?“ – und in den Tagen davor lernt Girard Rhoden nun Text, den er selbst geschrieben hat. Denn der Tenor, der sich vor zwei Jahren am Theater Ulm in den Ruhestand verabschiedete, ersetzt nun in seinem eigenen Musicalprojekt zur Premiere den erkrankten Darsteller des Familienvaters Ron Wilson – eine Hauptrolle.
Lieder geschrieben hat der in Chicago geborene Sänger, der 1987 nach Deutschland kam, schon in den frühen 80ern – doch eine musikalische Komödie mit 18 Songs und viel Text aus seiner Feder – das ist neu. Wobei ihm das Projekt „Love is ….?“ schon lange Zeit im Kopf und in der Seele umgeht. „2007 hab ich angefangen, die Texte zu schreiben“, erinnert er sich. Als etwa vier Fünftel davon fertig waren, schuf er die Musik dazu. „Die Musik zu kreieren ging einfacher“, erzählt er. Sie transportiert die Emotion, die Texte der musikalischen Komödie ein eigentlich ernstes Thema, das viel mit dem heute 68-Jährigen selbst zu tun hat. Als Jugendlicher habe er, jüngster Sohn einer Lehrersfamilie, das Gefühl gehabt, dass etwas an ihm kaputt sei, denn so sehr er das Familienmodell Vater-Mutter-Kind schätzte – er passte nicht in dieses Schema. „Ich hatte Angst vor Verurteilung“, erinnert er sich. Über seine Homosexualität zu sprechen sei nicht möglich gewesen – und so kompensierte der Jugendliche das Thema Sexualität mit enormem Einsatz in Musik und Tanz und im Sport. Erst an der Universität in Illinois traute er sich, zu sich selbst zu finden.
„Love is...?“: Darum geht‘s im Musical
Die amerikanische Lehrersfamilie, die „Love is …?“ auf die Bühne bringt, könnte durchschnittlicher kaum sein: Man gibt sich offen und tolerant und ist stolz darauf. Aber da hat man doch so seine Geheimnisse, und die nimmt Girard Rhoden pointiert auf die Schippe, indem er die Familie in ein Kuddelmuddel führt. Ron und Nora lieben einander eigentlich, aber sie merken, dass an ihrer Beziehung etwas nicht mehr stimmt. Als Nora früher als geplant nach Hause kommt, entdeckt sie Spuren, die sie auf die Idee bringen, ihr Mann Ron sei homosexuell. Wenig hilfreich ist da Noras zweimal geschiedene Freundin Emily, die Nora rät, nicht über ihre Vermutungen zu sprechen, denn Ron könnte gerade vor seinem Coming Out stehen.
Ähnliches erlebt Ron, der Noras Verhalten dahingehend interpretiert, dass sie vielleicht gerade spürt, im Grunde lesbisch zu sein. Beide sind auf dem Holzweg. Nur dass der 18-jährige Theo, der von den Eltern bewunderte Footballspieler und beste Freund des Sohnes Ray, dessen Liebespartner ist, ahnen die in ein Verwirrspiel der Gefühle geratenen Eltern nicht. Und dann gibt es da noch SAHM, eine Maschine mit künstlicher Intelligenz, die immer genau weiß, welches Familienmitglied gerade wo ist, die Licht anschaltet, Pizza bestellt und den Anrufbeantworter bedient – und manches mehr.
Wie sich die Knoten lösen, verrät Girard Rhoden nicht – aber dass das Ganze ein Happy End haben wird und nicht in einer Katastrophe mündet, dass es viel zu lachen gibt, das lässt er vorab wissen. Am Projekt, dessen Text vor acht Jahren bereits als Hörspiel am Theater Ulm aufgeführt wurde, beteiligt sind unter anderem die AdK, Joo Kraus, Tänzer Gabriel Mathéo Bellucci und Girard Rhodens Elchinger „Hope“-Chor.
Info: Premiere von „Love is …?“ ist am 6. November um 19 Uhr im Bürgerzentrum Eselsberg in Ulm, weitere Aufführungen finden am 7., 8. Und 9. November jeweils um 19 Uhr und am 10. November um 14 Uhr statt.
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