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Ulm/Landkreis Neu-Ulm: Wie 300 Menschen aus Ulm/Neu-Ulm den Klimawandel bekämpfen

Ulm/Landkreis Neu-Ulm

Wie 300 Menschen aus Ulm/Neu-Ulm den Klimawandel bekämpfen

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    Ein Anfang: Beim Kloster Roggenburg läuft sei Kurzem eine Fotovoltaikanlage, Bürgergenossenschaften sehen im Kreis Neu-Ulm und Ulm aber weit mehr Potenzial für erneuerbare Energie.
    Ein Anfang: Beim Kloster Roggenburg läuft sei Kurzem eine Fotovoltaikanlage, Bürgergenossenschaften sehen im Kreis Neu-Ulm und Ulm aber weit mehr Potenzial für erneuerbare Energie. Foto: Alexander Kaya

    Dass die erste Million die schwierigste ist, weiß Eugen Schlachter noch aus langjährigen beruflichen Beobachtungen: Der diplomierte Diplom-Bankbetriebswirt führte 25 Jahre mehrere VR-Banken in der Region. Ganz ähnlich wie beim Thema Geld sieht der Vorstand der Bürger-Energie-Genossenschaft das Vermehrungsverhalten von Solarstromanlagen: Wenn die erste erfolgreich mit dem Segen der Stadt Ulm läuft, kommen weitere quasi von allein. Von Neu-

    Doch noch ist es nicht so weit. Der im August vergangenen Jahres gegründete Zusammenschluss sei aber in vielversprechenden Gesprächen. Das konkrete Projekt: eine Fotovoltaik-Anlage auf der Mensa der Robert-Bosch-Schule in Ulm. Woran es fehlt? "An einem Pachtvertrag", sagt Schlachter, der als ehemaliger Landtagsabgeordneter (Grüne) neben Finanzfachverstand auch politische Erfahrung in die Waagschale werfen kann. Im Gegensatz zu ländlichen Regionen seien derartige Verträge in Großstädten wie Ulm schwerer abzuschließen. Zumal auch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) hier noch ein Wörtchen mitzureden hätten. "Wo genau, ist mir allerdings noch nicht ganz klar", sagt der 66-Jährige. Mit dem städtischen Gebäudemanagement in Ulm sei die Genossenschaft längst einig. "Wir sind etwas ernüchtert, dass es nicht vorwärtsgeht." Ein Gespräch mit dem neuen OB Martin Ansbacher sei terminiert, "Ich könnte mir vorstellen, dass es dann vorangeht." Sein Ziel ist eindeutig: Im Sommer soll die erste Anlage laufen. 

    Umsetzung der Energiewende in Ulm und Neu-Ulm

    Schlachter und seinen Mitstreitern, inzwischen seien es 300 in der Genossenschaft, geht es um nicht mehr oder weniger als die Umsetzung der Energiewende. "Schwierige Verwaltungsstrukturen" seien dem Vorhaben, endlich "die PS auf die Straße zu bringen" nicht förderlich. Mit PS meint Schlachter Geld, das die Mitglieder der Genossenschaft Donau-Energie anvertrauten, um – gegen eine in ein paar Jahren mögliche Dividende – die

    Eugen Schlachter, Vorstand der Genossenschaft Donau-Energie.
    Eugen Schlachter, Vorstand der Genossenschaft Donau-Energie. Foto: Donau-Energie

    Auch mit der Stadt Neu-Ulm stehen Schlachter und seine Mitstreiter schon in Kontakt: Auf dem Dach der Erich-Kästner-Grundschule in Ludwigsfeld wollen sie Solarstrom erzeugen. Auch hier ist ein Vertragswerk noch nicht unterschriftsreif, das ebenfalls mit den Stadtwerken abgestimmt werden müsse. Ein Hemmschuh sei hier möglicherweise, so Schlachter, dass die Stadt Neu-Ulm seit Jahresbeginn für den ÖPNV im Stadtgebiet zuständig ist, das binde Verwaltungskräfte. Die Hoffnung von Schlachter: Wenn die Anlage in Ulm läuft, kommt Neu-Ulm. Und dann das Umland. 

    Rund um Illertissen gibt es schon eine Energiegenossenschaft

    Auch die sieben Gemeinden der ILE Iller-Roth-Biber Illertissen, Roggenburg, Oberroth, Unterroth, Osterberg, Kellmünz und Buch haben längst ein gemeinsames Projekt auf den Weg gebracht. "Wir begrüßen das", sagt Schlachter. Schließlich gehe es um das Anliegen, die Energiewende in Bürgerhand zu geben. Schlachter freut sich, dass das Thema Energiegenossenschaft immer größer werde: In Weißenhorn sei derzeit eine im Entstehen. Donau-Energie stehe immer bereit für Kooperationen. Ein Drittel der 300 Mitglieder komme schließlich aus dem Kreis Neu-Ulm.

    Derweil ist Schlachter auch mit der in Ulm ansässigen Landesverwaltung für Bauen und Immobilien in Kontakt. "Die haben wahnsinnig viel Dächer." Die Genossenschaft Donau-Energie werde ab sofort an Ausschreibungen rund um den Solarstrom teilnehmen. Außerdem wollen sie auf vom Land angemieteten Häusern, beziehungsweise deren Dächer, Fotovoltaikanlagen errichten. Infrage kommen etwa Seniorenstifte. Die Genossenschaft würde als Dienstleister dem Land -beziehungsweise dem Seniorenstift – den Strom verkaufen. Es mache gerade in solchen Fällen Sinn, dass bei den meist nicht finanzkräftigen sozialen Einrichtungen die Investition in erneuerbare Energie von externer Hand wie einer Bürger-Energie-Genossenschaft kommen. 

    "Uns geht es nicht um den Profit", sagt Schlachter. Zumindest nicht um einen solchen, wie er bei der Orientierung von Anlagen am Kapitalmarkt möglich wäre. Vielmehr wollten mehr und mehr Menschen ihr Geld sinnvoll anlegen. Lediglich für Rücklagen für zukünftige Projekte und eine mögliche Dividende, die mehr Kapital anziehen solle, würde von der ehrenamtlich geführten Genossenschaft etwas Geld angespart. 

    Schlachter denkt groß: Aus dem Kreis der Mitglieder sieht er die Kraft, Projekte von einem Volumen bis 30 Millionen Euro zu stemmen. Gerne auch in Kooperation mit der ILE-Genossenschaft, so Schlachter. Diese kündigte jüngst an, dass in Kürze die Möglichkeit bestehen soll, Genossenschaftsanteile zu zeichnen. Bisher hätten knapp 150 Personen konkretes Interesse bekundet. 

    Was Investitionen in Klimaschutz angeht, habe "sich der Wind gedreht", so die Beobachtung von Schlachter. Während man vor fünf Jahren aus allerlei Ecken noch verbale Prügel bezogen habe, wenn man ein Windrad rund um Weißenhorn aufstellen wollte, kämen nun die Kommunen auf den Regionalverband zu, um zusätzliche Windflächen auszuweisen. "Es gibt im positiven Sinne einen Stimmungswandel." 

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