Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Ulm/Landkreis Neu-Ulm: Fotovoltaik? Wärmepumpe? Energieberater gibt Tipps für Haus und Wohnung

Ulm/Landkreis Neu-Ulm

Fotovoltaik? Wärmepumpe? Energieberater gibt Tipps für Haus und Wohnung

    • |
    Ab wann lohnt sich eine Fotovoltaikanlage? Welche ist die beste Heizung? Roland Mäckle, Geschäftsführer der Regionalen Energieagentur Ulm, gibt Tipps.
    Ab wann lohnt sich eine Fotovoltaikanlage? Welche ist die beste Heizung? Roland Mäckle, Geschäftsführer der Regionalen Energieagentur Ulm, gibt Tipps. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Wie sähe das perfekte "Energie-Haus" von heute aus – und was kostet das?
    ROLAND MÄCKLE: Es ist ein "100-Prozent-Sonnenenergiehaus". Über den Sommer wird Wärmeenergie in einem großen Puffer-Schichtenspeicher gesammelt und über den Winter wieder verwendet. Zusätzlich bereitet eine Fotovoltaik-Anlage (PV) in Kombination mit einem Batteriespeicher den Strom für die Haushaltsgeräte. Die geringeren Mehrkosten werden über den Nutzungszeitraum eingespielt, da die Sonne keine Rechnung stellt – zumindest bislang.

    Ab wann lohnt sich eine PV-Anlage?
    ROLAND MÄCKLE: In der Regel zwischen zehn und 15 Jahren. Nur leider sind die Module gerade überteuert. Mittlerweile aber wird Überschussstrom anstatt ins Netz auch in Wärme umgewandelt mittels Wärmepumpen oder Heizpatrone. Dadurch kann zusätzlich Heizenergie eingespart werden. Bei den momentanen Energiepreisen ist das wirtschaftlicher als eine aktuelle EEG-Vergütung.

    Roland Mäckle, Geschäftsführer der Regionale Energieagentur Ulm.
    Roland Mäckle, Geschäftsführer der Regionale Energieagentur Ulm. Foto: REA Ulm

    Was ist bei Speichern zu beachten?
    ROLAND MÄCKLE: Speicher sollten nicht überdimensioniert werden. E-Speicher wollen "arbeiten". Zusätzlich gibt es mittlerweile auch ökologische Belange bei Speichern, dass sie zum Beispiel keine Edelmetalle oder dergleichen benötigen.

    Zu welcher Form von Heizung raten Sie?
    ROLAND MÄCKLE: Es gibt auch heute nicht die eine richtige Heizung.Hohe Energiepreise: So fördert der Staat die HeizungserneuerungLesertelefon Das muss individuell auf das Gebäude und die Nutzer betrachtet werden. Meines Erachtens muss es eine Erneuerbare sein, sonst sind die Klimaziele - egal ob Paris oder in Bayern und/oder Baden-Württemberg - nicht erreichbar. Wenn heute eine neue Heizung eingebaut wird, bedeutet das, dass diese bei einer durchschnittlichen Laufzeit von rund 20 Jahren – also im Jahr 2042 – ausgetauscht werden müsste. Von 2040 an wollen wir aber treibhausneutral sein. Das können wir mit einer Standardtechnik auf Basis alter Energieträger nicht schaffen.

    Was heißt das konkret?
    ROLAND MÄCKLE: Erneuerbare Heizungen sind: Wärmepumpen, sofern sie mindestens eine Jahresarbeitszahl von 3,5 im Betrieb aufweisen und an ein Niedertemperatursystem angeschlossen sind – ansonsten sind das Stromheizungen. Holz-Pelletheizungen,Heizen mit Holzpellets liegt im TrendEnergiekolumne die sind gut bei hohen Systemtemperaturen wie Heizkörpern. Zunehmend werden wir auch Wärmenetze zwischen mehreren Haushalten benötigen. Bei korrekter Auslegung ist die Effizienz höher, als wenn jeder einen eigenen Wärmeerzeuger installiert. Es wird aber sicher auch einige neue und weitere Formen geben müssen.

    Inwiefern kann ein Haushalt überhaupt energetisch autark werden?
    ROLAND MÄCKLE: Wirklich "autark" geht wirtschaftlich eigentlich nicht. Man muss immer den Verbrauch bei der elektrischen Energie (Strom) und der Wärme voneinander getrennt betrachten. Das kann im Neubau durch ein "Plusenergiehaus" bilanziell erfolgen - also dass insgesamt mehr Energie erzeugt wurde als benötigt. Im Bestand ist das allerdings äußerst schwierig. Rein auf den Stromverbrauch kann ein hoher Autarkiegrad mit einer PV-Anlage erreicht werden, das Stromnetz benötigen wir aber trotzdem. Stichwort: Gleichzeitigkeit der Erzeugung und Verbrauch – bilanziell wird die Strommenge übers Jahr erzeugt, das geht bei vielen Gebäuden problemlos. Jedoch reicht der PV-Strom im Winter nicht aus und im Sommer wird zu viel erzeugt.

    Wer über Erneuerbare Energien spricht, bekommt oft zu hören: "Lohnt sich finanziell nicht". Ab wann lohnt es sich umzusteigen?
    ROLAND MÄCKLE: Gegenfrage: Wann lohnt sich ein Auto, das zu 99 Prozent in der Garage oder auf einem Parkplatz steht? Warmwasser und Raumwärme benötigen wir, das wurde schon immer bereitgestellt und saniert. Hat sich vor 30 oder 40 Jahren ein Bauherr gefragt, ob sich eine Ölheizung rechnet – nein, da war der neu gewonnene Komfort im Vordergrund, ebenso bei Gasheizungen. Wir müssen einfach umdenken.

    Wie steht es aktuell um Förderungen?
    ROLAND MÄCKLE: Sehr gut, zumindest beim Bestand. Beim Neubau ist die KfW-Förderung leider ausgesetzt. Da wird wieder etwas kommen, wir wissen nur noch nicht wann. Beim Austausch einer Heizungsanlage kann die Förderhöhe bei bis zu 55 Prozent liegen - je nachdem wie hoch der Anteil der Erneuerbaren Energie ist und von welchem Energieträger ich wechsle. Weg von einer Ölheizung kann einen Zehn-Prozent-Bonus geben. Aber ich muss bedenken, dass ich nicht in jedes Haus einfach eine Wärmepumpe einbauen kann. Da können fehlen: eine gute Isolierung, das entsprechende Heizsystem wie beispielweise eine Fußbodenheizung oder auch die Wärmequelle. Das Illertal zum Beispiel ist für eine WärmepumpeGrundwasser-Wärmepumpen: Wie ein umgekehrter KühlschrankEnergiekolumne aufgrund des Grundwassers hervorragend geeignet. Für PV gibt es in Bayern derzeit keine Förderungen. Das rechnet sich von alleine.

    Was sollten Menschen, die jetzt um- oder nachrüsten wollen, beachten? In welche "Fallen" tappen Verbraucher?
    ROLAND MÄCKLE: Schnell, schnell und keine Gegenangebote mit definierten Leistungen einholen, ist ein häufiger Fehler. Es wird viel "Internet-Halbwissen" an uns herangetragen, die Foren sind da oft mit schlechten Informationen bestückt. Jedes Gebäude wurde individuell durch einen Architekten geplant – und so individuell müssen wir die Gebäude modernisieren. Eine Beratung im Voraus ist unumgänglich – nur aus dem Bauchgefühl heraus wird eine gesamtheitliche Modernisierung nicht mehr funktionieren. Die Vielfalt an individuellen Möglichkeiten ist zu groß.

    Zur Person

    Roland Mäckle ist Geschäftsführer der Regionalen Energieberatung (REA) Ulm. Die REA ist eine neutrale und unabhängige Beratungsstelle zu Fragen der Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien bei Gebäuden. Die gemeinnützige Gesellschaft mit insgesamt fünf Beschäftigten wird von den Kreisen Neu-

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden