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Glühweinpreise Weihnachtsmarkt Ulm: Zu teuer oder gerechtfertigt?

Ulm/Landkreis Neu-Ulm

Die Tasse für über fünf Euro: Ist Glühwein auf Weihnachtsmärkten zu teuer?

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    Das Heißgetränk auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt kann ein kostspieliges Vergnügen sein. Andernorts ist Glühwein und Co. meist deutlich günstiger.
    Das Heißgetränk auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt kann ein kostspieliges Vergnügen sein. Andernorts ist Glühwein und Co. meist deutlich günstiger. Foto: Alexander Kaya

    Im Großmarkt kostet der Liter Glühwein deutlich unter drei Euro. Auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt locker fünf Euro oder mehr die Tasse mit 0,2 Liter. Ist das zu teuer? Was Teile der Kundschaft sicherlich mit Ja beantworten, sieht die Ulmer-Glühwein-Institution anders. 

    Die Ulmer Glühwein-Institution ist entspannt: "In München kostet die Tasse sechs Euro", sagt Gabriele Hirschberg. Die 79-jährige Illertisserin steht seit 39 Jahren Jahr für Jahr auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. Fünf Euro pro Tasse hat sie in fast vier Jahrzehnten noch nicht verlangt. Etwas speziellere Varianten 5,50 Euro. Aus der Ruhe bringt sie das nicht: "Alles wird teurer."

    Die Ulmer Glühwein-Institution stammt aus Illertissen: Nächstes Jahr feiert Gabriele Hirschberg ihr 40. Jubiläum auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. Oder übernächstes Jahr: Denn der Markt fiel wegen der Pandemie einmal aus.
    Die Ulmer Glühwein-Institution stammt aus Illertissen: Nächstes Jahr feiert Gabriele Hirschberg ihr 40. Jubiläum auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. Oder übernächstes Jahr: Denn der Markt fiel wegen der Pandemie einmal aus. Foto: Oliver Helmstädter

    Bei den Hirschbergs gebe es zudem eine ausgesprochen hochwertige Variante. "Wer dazu eine Feuerwurst ist, kann 'runterkippen, was er will. Der schmeckt eh nichts", sagt sie über die Vier-Euro-Glühweine an dem ein oder anderen Essensstand. Fünf Euro für eine Tasse Glühwein eines eher kleinen Winzers sei "normal in der heutigen Zeit".

    Verkauf von Glühwein auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt sei "keine Goldgrube"

    Der Glühwein-Verkauf sei "keine Goldgrube". Höhere Kosten für die Rohwaren, Wein, Personal bis Energie schlagen sich auf den Preis nieder. Im Kundengespräch sei der Preis "kein Thema" im Verkauf, sagt Hirschberg. Eine Frau aus Neu-Ulm, die sich eine Tasse über die Theke reichen lässt, bestätigt das indirekt: "Wenn's mir zu teuer wäre, würde ich ja keinen kaufen." Die 79-Jährige findet aber, dass es "etwas ruhiger geworden ". Der Andrang sei nicht so wie früher. Auch, weil es schlicht mehr Glühweinstände gibt als in früheren Jahren. 

    Neu ist etwa die "Blumenwerkstatt La Fleur". Aber auch hier gibt es Glühwein. 4,50 Euro kostet die normale Variante, fünf Euro "Winzer Rosé". La-Fleur-Chef, der Neu-Ulmer Markus Müller, bekommt sogar Lob dafür, wie günstig das noch sei: "Gestern waren Gäste aus Leipzig da. Dort gibt's keinen Glühwein unter fünf Euro." Müller rechtfertigt seine Preise vor allem mit "massiven Stromkosten". Eine Goldgrube sei der Verkauf vor dem Hintergrund "extremer Nebenkosten" nicht. Gedeckelt seien Kilowattstunde (kWh) nicht auf 40 Cent, er müsse fast das Doppelte bezahlen. Sein Anspruch an das erste Jahr auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt ist deshalb in finanzieller Hinsicht gering: "Ich bin froh, wenn ich durchkomme." 

    Ein paar Schritte weiter verkauft die Fromagerie & Feinkost Maulick "Esslinger Glühwein" des Winzers Teamwerk im zweiten Jahr. "Bei uns am Stand ist der Preis kein Thema", sagt Markus Aldrian. "Wir sind mit dem Durst und dem Hunger der Besucher sehr zufrieden." 

    Wo in Ulm der Glühwein am billigsten ist

    Der günstigste Glühwein auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt kostet vier Euro die Tasse. Das Produkt der Marke Burkhardt (Gastwirt Burger: "sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis") gibt's beim Allgäuer Feuerwurst-Erfinder Peter Burger. Um 50 Cent erhöhte Burger damit den Preis des Heißgetränks. "Die 50 Cent gehen hauptsächlich auf die erhöhten Stromkosten, Personalkosten und das Platzgeld". Dass andere Gaspronomen deutlicher aufgeschlagen haben, möchte er nicht kommentieren. Dass der Kinderpunsch kaum weniger kostet als der Glühwein, liege am Hersteller. Eigentlich, so Burger, müsste er sogar mehr kosten, weil er teurer im Einkauf sei als die Alkohol-Variante. 

    Laura Hirsch Neu-Ulm  verkauft auf dem Neu-Ulmer Weihnachtsmarkt Heißgetränke umgeben von mittelalterlichem Flair.
    Laura Hirsch Neu-Ulm verkauft auf dem Neu-Ulmer Weihnachtsmarkt Heißgetränke umgeben von mittelalterlichem Flair. Foto: Alexander Kaya

    Auf dem Neu-Ulm Mittelaltermarkt ist es tendenziell günstiger

    Vier Euro für die Tasse ist in Ulm der Preisbrecher. Auf dem Neu-Ulmer Weihnachtsmarkt im Mittelalter-Look der Normalpreis. "Wir haben uns nicht an den Ulmer Preisen orientiert", sagt Laura Hirsch, die mehrere (Glühwein-) Stände auf dem Neu-Ulmer Mittelaltermarkt hat. Wer es exotischer mag, muss mehr bezahlen: Einhorn-Pipi etwa, Glühwein mit Sahnehaube und Glitzer, schlägt mit fünf Euro zu Buche. "Bei uns sind die Preise gleich geblieben." 

    Drei Euro kostet die Tasse in Weißenhorn und Illertissen

    Ebenfalls vier Euro kostet die Tasse Glühwein auf dem neuen Ludwigsfelder Wintermarkt. Je tiefer es von Ulm/Neu-Ulm nach Bayern geht, umso stärker sinken die Glühweinpreise. In Weißenhorn auf dem noch bis einschließlich Sonntag andauernden Nikolausmarkt kostet die Tasse ab drei Euro, beim Stand des wohltätigen Roten Kreuz Illertissen/Altenstadt sind es 3,50 Euro. 

    Kommt nicht jeder Glühwein vom Winzer?

    Nur hinter vorgehaltener Hand wird über die Glühweinpreise in Ulm gelästert. Man kennt sich. Als Nestbeschmutzer möchte niemand dastehen. Ein Gastronom, der seinen Namen nicht veröffentlicht haben will, empfiehlt dennoch, Begriffe wie "Winzer-Glühwein" zu hinterfragen: Denn letztlich komme auch der billigste Glühwein von irgendeinem Winzer. 

    "Die Stände können für den Glühwein verlangen, was sie wollen", sagt Jürgen Eilts, der Chef des Veranstalters des Weihnachtsmarkts, der Ulmer Messegesellschaft. Die Standgebühren, so Eilts, seien im Vergleich mit dem Vorjahr nur leicht gestiegen: zwischen drei und vier Prozent. Je nach Branche. Denn es sei nicht so, dass jeder Stand pro Quadratmeter die gleichen Platzgebühren zu begleichen habe. "Wir differenzieren hier sehr wohl", sagt Eilts. Es gebe vier Kategorien, wobei Glühweinstände und der "Vollimbiss" am meisten zu zahlen hätten. "Beim Glühwein ist die Gewinnmarge natürlich höher als bei Krippenfiguren." 

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