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Komponist Günter Buhles wird 80 – und feiert klein
![Komponist und Kulturjournalist Günter Buhles feiert einen Tag vor Heiligabend seinen 80. Geburtstag. Komponist und Kulturjournalist Günter Buhles feiert einen Tag vor Heiligabend seinen 80. Geburtstag.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Als Kind spielte er zunächst noch lieber Fußball als Geige, doch die Liebe zur Musik setzte sich bald durch. Auch heute im Alter von 80 Jahren schreibt der Ulmer noch neue Melodien.
Geburtstag haben am Tag vor Heiligabend ist nicht ideal: Der bekannte Komponist und Kulturjournalist Günter Buhles feiert am 23. Dezember seinen 80. Geburtstag. Ein großes Fest wird es nicht trotzdem geben – das gab es in Buhles' Leben nie zum Geburtstag, weil Familienmitglieder an diesem Tag beruflich oder privat viel Arbeit haben. Genießen werden Buhles und seine Frau den Abend dennoch – mit einem Besuch im Theater Ulm.
Günter Buhles gilt als Komponist im Grenzbereich zwischen Neuer Musik und Jazz. Er selbst verortet sich im Bereich der postmodernen zeitgenössischen Musik. Die Musik, sagt er, war ihm eigentlich – neben der Familie – immer das Wichtigste. Musik müsse sich auf der Höhe ihrer Zeit bewegen, sie soll etwas von den Umständen ihrer Entstehung und von ihrer Umgebung reflektieren, davon ist Günter Buhles zutiefst überzeugt – weswegen er in seinen Kompositionen auch Elemente der atonalen Musik verwendet, aber traditionsorientierter Harmonik zugeneigt ist. "Ich sehe mich als bewusster Vertreter der Neuen Einfachheit", sagt Buhles über sich. Zur neuen Einfachheit in der Musik werden zum Beispiel auch der Este Arvo Pärt gerechnet und der Italiener Ludovico Einaudi gerechnet.
Als Kind zog er noch Fußball der Geige vor
Günter Buhles, geboren in Homburg, wuchs als Kind einer Familie auf, in der laienmäßig musikziert wurde. Man ließ ihm Geigenunterricht angedeihen, der bei dem Jungen nicht auf die große Begeisterung stieß. "Da war mir Fußball viel wichtiger." Er kaufte sich ein Saxophon, nahm Saxophon- und Querflötenunterricht und brachte sich selbst Klavierspielen bei – und natürlich waren da Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre die Bands, für die er arrangierte. "Der Jazz hatte mich so ab 16 gepackt." Und dies vor allem der Modern Jazz. Zu jener Zeit, um 1960 herum, begann er auch zu komponieren.
"Weil mir die Blasinstrumente immer sehr wichtig waren, habe ich natürlich gern für Bläser geschrieben." Auf der Liste von Buhles' Werken stehen unter anderem sein Orchesterkonzert von 1973, das Konzert "Europäische Zustände", geschrieben 1992 für Schlagwerk und Orchester, und seine Raummusik für großes Orchester, komponiert 1994. Sein eigener Liebling unter seinen Werken ist "Prisma", geschrieben für den vor drei Jahren verstorbenen amerikanischen Modern Jazz-Saxophonisten Lee Konitz, das der Jazzmusiker mit dem Brandenburgischen Orchester Frankfurt/Oder einspielte. "Konitz war ein Idol für mich", gibt Buhles zu. Manch eines von Buhles' Werken wurde in Ulm uraufgeführt, am Theater, an der Hochschule für Gestaltung und an anderen Orten, so seine "Miniaturen für Orchester" oder das Streichquartett Nr. 5 "Beaulieu", das das New Yorker Sirius Quartett uraufführte.
Es zieht ihn wieder ans Klavier
Nach Ulm kamen Günter Buhles und seine Frau, die als Krankenschwester arbeitete, im Jahr 1980 aus beruflichen Gründen, als der Kulturjournalist bei der Schwäbischen Zeitung zu arbeiten begann. Zunächst zog man in eine Wohnung nach Söflingen, vor 40 Jahren kaufte das Ehepaar ein Haus in Böfingen. Volontiert hatte Günter Buhles bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Ein paar Jahre lang, erzählt Günter Buhles, hat er nun nichts mehr komponiert. Doch zurzeit ist er wieder kreativ, sitzt er gern am Klavier im Wohnzimmer in Böfingen, improvisiert und sucht Akkordabläufe und Motive, die ihn interessieren. Was auf diese Weise entsteht, nennt Günter Buhles zunächst "Tagesstücke", die er notiert. "Aus denen spinne ich dann Melodien aus." Nach musiktheoretischen Regeln mag er nicht komponieren, sagt Buhles – obwohl er neben mehreren Semestern Germanistik auch mehrere Semester Musikwissenschaften studiert hat. Als Avantgardist versteht er sich nicht, sondern vielmehr als ein Vertreter der in Italien begründeten Transavantgarde, die sozial und kulturell verwurzelt ist.
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