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Ulm: Kommen Solaranlagen auf Ulmer Altstadtdächer?

Ulm

Kommen Solaranlagen auf Ulmer Altstadtdächer?

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    Am Rand der Kemptener Altstadt sind Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern zu sehen, die Häuser im historischen Kern bleiben frei. In Ulm stehen solche Diskussionen nun an.
    Am Rand der Kemptener Altstadt sind Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern zu sehen, die Häuser im historischen Kern bleiben frei. In Ulm stehen solche Diskussionen nun an. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Ab 1. Juli gilt in Neu-Ulm eine Solarpflicht für bestimmte Neubauten – in Baden-Württemberg sind die Regeln strenger. Schon seit Mai müssen alle, die neu bauen, PV-Anlagen auf den Dächern errichten und im kommenden Jahr wird die Vorgabe auf Dachsanierungen ausgeweitet. Doch was ist in der Ulmer Altstadt? Bislang sind die Giebeldächer leer, ein Neubauprojekt regt jetzt die Debatten an.

    Am Saumarkt will eine Schweizer Familie ein Haus mit zehn Wohnungen und einer Gewerbefläche errichten lassen, dafür soll ein bestehendes Haus abgerissen und eine benachbarte Schotterfläche bebaut werden. Offiziell heißt der Platz Schweinmarkt, im Volksmund wird er anders genannt. Weichen muss dort den Plänen zufolge ein "bescheidenes Gebäude aus der Nachkriegszeit", wie Stadtplaner Peter Rimmele am Dienstag im Bauausschuss schilderte. Es steht an prominenter Stelle: Wer von Donau oder Stadtmauer Richtung Saumarkt und Innenstadt blickt, schaut genau auf dieses Grundstück. Tim von Winning ist von den Plänen überzeugt – auch wenn es aus der Nachbarschaft Sorgen gibt, dass andere Häuser zu stark beschattet werden und dass die Sichtachse zum Münster verloren geht. "Es hat über mehrere 100 Jahre ein so geartetes Haus an dieser Stelle gegeben und es hat jetzt 70 Jahre kein Haus gegeben", sagte der Baubürgermeister. Der Bauausschuss hat die Aufstellung des Bebauungsplans und die öffentliche Auslegung bei einer Enthaltung beschlossen.

    Auf den Grundstücken Schweinmarkt 6 und 8 – die Schotterfläche und das weiße Haus – soll ein Neubau entstehen.
    Auf den Grundstücken Schweinmarkt 6 und 8 – die Schotterfläche und das weiße Haus – soll ein Neubau entstehen. Foto: Alexander Kaya

    Am Saumarkt in Ulm soll ein Wohnhaus in historischem Stil entstehen

    Zwei hochgewachsene Bäume vor dem Neubau sollen bleiben, ein dritter müsste gefällt und ersetzt werden. Auch Parkplätze auf dem Saumarkt fallen wohl weg, zudem wird die Garage des Hauses nur Platz für vier Autos bieten – bei drei Wohnungen. Denkbar ist, dass die Tiefgarage Fischerviertel im Lauf der Zeit mehr und mehr zu einem Parkhaus für die Anwohner wird, während Besucherinnen und Besucher auf die neu gebaute Tiefgarage am Bahnhof ausweichen sollen.

    Die Firsthöhe des neuen Hauses soll gleich hoch sein wie jene der benachbarten Galerie am Saumarkt. Weil das Gelände geneigt ist, wird das Gebäude selbst laut Plan aber etwa 1,20 Meter niedriger. Entstehen soll ein dreigeschossiger Bau mit drei Giebeln, bei Tür und Fenstern sollen heimische Hölzer zum Einsatz kommen. Die Putzstruktur soll nach den Plänen des Ulmer Architekturbüros Hochstrasser zum klassischen Stil im Fischerviertel passen. Und das Dach? Eine Solaranlage ist derzeit nicht geplant. Es gebe Risiken mit Blick auf das Erscheinungsbild in der Altstadt, begründete der Baubürgermeister.

    Denkmalschutz sieht PV-Anlagen in der Altstadt kritisch

    Was ist mit der Pflicht für solche Anlagen bei Neubauten? Von Winning verwies auf die Obere Denkmalschutzbehörde, die beim Regierungspräsidium Tübingen angesiedelt ist. Sie habe das letzte Wort. Er wolle sich aber erkundigen, welche Möglichkeiten es gibt. "Wir werden in den nächsten Monaten in die Diskussion gehen, wie wir mit PV in der Altstadt umgehen können", versprach er. Eine Diskussion, die schon begonnen hat.

    Grünen-Rätin Lena Schwelling verwies auf das Landesrecht: Seit 1. Januar müssen in Baden-Württemberg auf Nichtwohngebäuden und über Parkplätzen für mehr als 35 Fahrzeuge Solaranlagen aufgestellt werden, seit 1. Mai sind auch Erbauerinnen und Erbauer von Wohnhäusern in der Pflicht. Ab 1. Januar 2023 gilt die Regelung auch bei Dachsanierungen. Überall müssen 60 Prozent der Dachfläche entsprechend genutzt werden. In Neu-Ulm gibt es eine kommunale Solarpflicht. Aber die gilt nur für Neubauten und nur dann, wenn die Stadt Grundstücke verkauft oder neues Baurecht für Wohnbebauung schafft. Als Quote sieht die Stadt 50 Prozent vor, Stichtag ist der 1. Juli.

    Ulm will über Solaranlagen auf Altstadt-Dächern diskutieren

    Die Ulmer Grünen wünschen sich Solaranlagen nicht nur auf neuen Häusern in der Altstadt: "Es gibt sehr viele Dächer, die man nur vom Münster aus sieht. Da sollten wir noch mal drüber nachdenken, ob wir nicht Flächen in der Altstadt für Fotovoltaik nutzen", argumentierte Schwelling. Man dürfe da nicht so etepetete sein. Bei einem Neubau müsse es doch erst recht möglich sein. "Wir sind eine Stadt, wir haben nicht viele Flächen für erneuerbare Energiequellen. Wir können ja kein Windrad auf den Münsterplatz stellen", sagte sie.

    Bleibt die Sorge über die Blickachsen. In Ulm ist das Münster von vielen Orten aus zu sehen, in anderen historischen Städten gibt es oft viel weniger Perspektiven auf das jeweilige Wahrzeichen. Grünen-Stadtrat Ulrich Metzger nannte die Befürchtungen aus der Nachbarschaft berechtigt, er enthielt sich – auch, weil die Ergebnisse eines Beschattungsgutachtens noch nicht vorliegen. SPD-Frau Dorothee Kühne meinte, man müsse nicht alle Sichtbeziehungen erhalten: "Wir sollten es riskieren." Dass sich das Gebäude an die Historie anlehnt, kam im Gremium gut an. "Diese Giebelhäuser gefallen uns besser als quadratisch, praktisch, gut", sagte Winfried Walter (CDU/UfA).

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