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Ulm: Ulmer Club verkauft "Kater-Wundermittel" Elotrans: Apothekerin ist entsetzt

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Ulmer Club verkauft "Kater-Wundermittel" Elotrans: Apothekerin ist entsetzt

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    Bei Partygängern ist Elotrans hoch im Kurs, auch ein Club verkauft es. Dass das Pulver ein apothekenpflichtiges Medikament ist, wissen viele gar nicht.
    Bei Partygängern ist Elotrans hoch im Kurs, auch ein Club verkauft es. Dass das Pulver ein apothekenpflichtiges Medikament ist, wissen viele gar nicht. Foto: Franziska Wolfinger

    Der Hype, der besonders im Netz um das Elektrolyt-Pulver Elotrans entbrannt ist, ist groß. Angeblich soll es nach einer durchzechten Nacht vor jedem noch so großen Kater schützen. "Quatsch", sagt Franziska Utzinger. Sie ist Sprecherin der Apotheken in den Landkreisen Neu-Ulm und Unterallgäu. Dass jetzt sogar ein Ulmer Club das Präparat kurzfristig auf seine Getränkekarte gesetzt hat, verurteilt sie aufs Schärfste.

    Angebliches Wundermittel gegen den Kater: So wirkt Elotrans

    Das Medikament Elotrans ist eigentlich dafür gedacht, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust bei einer Durchfallerkrankung wieder auszugleichen. Es liefere dem Körper "Salze, Mineralstoffe und Glucose in der optimalen Zusammensetzung und unterstützt so die Regeneration", wirbt Hersteller Stada. Wirkstoffe sind D-Glucose, Kaliumchlorid, Natriumchlorid und Natriumcitrat.

    Im Internet überschlagen sich Nutzer mit Lobeshymnen auf das Pulver. "Dieser magische Feenstaub ist quasi der heilige Gral für den gefürchteten Horrorkater", schreibt ein Nutzer. "Dieses Zeug ist einfach fantastisch. Selbst nach 7 Maß Bier und gefühlt 25 Schnäpsen und dem Verlust sämtlicher motorischer Fähigkeiten hilft es perfekt", meint ein anderer in den Kommentarspalten von Amazon, wo das Präparat angeboten wird. Unter einem Eintrag finden sich mehr als 5000 Rezensionen, die sich allesamt mit Elotrans und seiner Wirkung nach Alkoholkonsum befassen.

    Präparat darf nur in Apotheken verkauft werden

    Problem an der Sache: Das Präparat des Pharmakonzerns Stada ist eigentlich apothekenpflichtig. Das bestätigt auch eine Sprecherin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Das heißt, dass Elotrans zwar ohne Rezept, aber ausschließlich in Apotheken abgegeben werden darf. Von den Amazonkunden scheint das aber niemanden zu interessieren, vermutlich wissen es viele gar nicht.

    So wie der Besitzer eines Ulmer Clubs, der das Präparat kurzerhand an seiner Bar angeboten hat. Die 24-jährige Clubbesucherin Sophia gehörte zu jenen, die das Angebot gerne angenommen haben. Für 3,50 Euro bekam sie ein Glas Leitungswasser und ein Tütchen des Medikaments – an derselben Theke, an der sie kurz zuvor noch einen Longdrink bestellt hatte. Die junge Frau glaubt an die katerhemmende Wirkung des Pulvers, das in Wasser aufgelöst und dann getrunken wird. Es sei nicht das erste Mal, dass sie Elotrans zu diesem Zweck nimmt. Bisher habe es ihr immer geholfen. "Ich finde es ja eigentlich eine gute Idee des Clubs, dass man schon mal an den nächsten Tag denkt", sagt sie.

    "Medikamente sind nicht ohne Grund apothekenpflichtig"

    Für gar keine gute Idee hält Apothekerin Utzinger die Sache. "Es gibt ja Gründe, warum das nur in Apotheken verkauft werden darf." Sie warnt eindringlich vor einem zu laschen Umgang mit vermeintlich harmlosen Präparaten. "Das ist immer noch ein Medikament. Dazu gehört Beratung." Zu Letzterem seien sie und ihre Berufskollegen auch verpflichtet.

    Als Katerprävention würde die Expertin das Mittel im Übrigen nicht verkaufen. Die Heilsversprechen, die diesbezüglich im Internet kursieren, sind der Apothekerin zufolge allesamt falsch. "Das ist kein Wundermittel", sagt sie. Elotrans ersetze zwar Spurenelemente, aber wenn man dazu nicht genügend Wasser aufnehme, bringe das alles nichts. Es als Katerpräparat anzubieten, sei reine "Geldmacherei".

    Ulmer Apothekerin gibt Tipps: Was wirklich gegen einen Kater hilft

    Utzingers schlichter Tipp gegen Kater: trinken, trinken, trinken. "Zu jedem Schnaps ein Glas Wasser." Denn: Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit, was zu den typischen Symptomen wie beispielsweise Kopfschmerzen führt.

    Auf irgendwelche Zusätze, die ins Wasser gerührt werden, könne dabei getrost verzichtet werden. Auch Mineral- oder Leitungswasser enthält schon Spurenelemente. Wer gezielt Wasser für einen Partyabend besorgen will, kann beim Kauf darauf achten, eine besonders natriumhaltige Marke auszuwählen. Angaben dazu finden sich auf jedem Flaschenetikett.

    An der Schnapsbar des Ulmer Clubs wird es Elotrans künftig nicht mehr geben. Nachdem der Betreiber darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Elotrons nicht einfach ein harmloses Pülverchen, sondern ein apothekenpflichtiges Medikament ist, sagte er zu, es künftig nicht mehr zu verkaufen.

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