Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Ulm: Ihr droht die Müllhalde: Wer will die Rutsche im Ex-Schuhhaus Ratter?

Ulm

Ihr droht die Müllhalde: Wer will die Rutsche im Ex-Schuhhaus Ratter?

    • |
    Im früheren Schuhhaus Ratter in Ulm gab und gibt es immer noch eine Rutsche. Bei Kindern war sie sehr beliebt. Jetzt soll sie raus - doch wohin?
    Im früheren Schuhhaus Ratter in Ulm gab und gibt es immer noch eine Rutsche. Bei Kindern war sie sehr beliebt. Jetzt soll sie raus - doch wohin? Foto: Martin Wies

    Die Rutsche im früheren Schuhhaus Ratter - sie weckt bei vielen noch heute Kindheitserinnerungen. Was viele nicht wissen: Obwohl das

    "Erinnerung an einen Kindheitstraum", schrieb Martin Wies Anfang der Woche in einem Facebook-Post. Mit seinem Malerbetrieb mit Sitz in Ulm-Wiblingen will er dort, wo noch bis 2009 Schuhe verkauft wurden und zuletzt ein Fotostudio beheimatet war, einen Schauraum für "hochwertige Malerarbeiten und Raumausstattungen" einrichten. Und auch wenn Wies die Rutsche gerne erhalten wollen würde, schließlich sei auch er als Kind mal darin gesessen: "Wir können sie nicht drinlassen." Laufkundschaft, die rutschen wolle, könne er nicht gebrauchen. "Mir tut das ganz arg leid."

    Mit seinem Aufruf bei Facebook hofft er, vielleicht doch ein neues Zuhause für die Rutsche zu finden. Bei vielen Nutzerinnen und Nutzern traf er damit einen Nerv. "Da bin ich als Kind auch gerne gerutscht", schrieb einer. "Und dann schnell wieder hochgerannt, weil unten immer das Licht aus war", erzählte ein anderer. "Warum abbauen? Erhalten an Ort und Stelle!", war aber auch eine Forderung.

    Der Ratter-Rutsche droht die Säge

    Sollte sich in den kommenden zwei bis drei Wochen keine Lösung auftun, "die vielen gerecht wird", will er die Säge ansetzen. "Das wäre ganz arg schade." Etliche Nachrichten habe er erhalten, aber niemandem zusagt. Er wolle die Rutsche ungern einer Privatperson überlassen. Ihm wäre eine öffentliche oder zumindest teil-öffentliche Lösung am liebsten.

    Wo einst Kinderschuhe verkauft wurden, soll nun ein Schauraum für Malerarbeiten entstehen. Doch wohin mit der Rutsche?
    Wo einst Kinderschuhe verkauft wurden, soll nun ein Schauraum für Malerarbeiten entstehen. Doch wohin mit der Rutsche? Foto: Martin Wies

    Michael Ratter, Chef des gleichnamigen Schuhhauses, Vermieter und weiterhin Eigentümer der Rutsche, hatte es unlängst bei der Stadt Ulm versucht, ob nicht eine Kindertagesstätte die Holzrutsche aufnehmen könnte. Allerdings ohne Erfolg, auch wenn Interesse da gewesen sei. "Deutschland, deine Bürokratie", sagt Ratter. Unter anderem an Sicherheitsauflagen sei es gescheitert. "Sehr schade."

    Ratter-Rutsche in Ulm sorgte für "genervte Mütter"

    Seit über 140 Jahren gibt es das Schuhhaus Ratter in Ulm. In den 1970er Jahren kam die Rutsche als "Maßanfertigung" in die Kinderabteilung. Im Zuge von Umbauarbeiten im Innenraum in den 80er Jahren wurde sie von neun auf zwölf Meter verlängert. "Das war damals ein Magnet bei uns" , erinnert sich Ratter, "eine Sensation". Wenngleich es auch zu "genervten Müttern" führte und bei Verkaufsmitarbeitern "Geduld gefragt" war. Eine weitere Erinnerung: Seine Zwillingstöchter, heute 25 Jahre alt, "missbrauchte" er einst als Fotomodelle und setzte sie in die Rutsche. "Das ist super angekommen."

    Eine Rutsche gab es auch im "Neher - Haus des Kindes"

    Eine Rutsche wie im Schuhhaus Ratter gab es auch zeitweise im "Neher - Haus des Kindes". Das war in der Neuen Straße 105 in Ulm untergebracht, einem Vorläufer des heutigen "Hoppala"-Fachmarktes für Babyausstattung in Neu-Ulm.

    Wie sich Hoppala-Geschäftsführer Andreas Neher erinnert, existierte von 1971 bis 2005 eine "baugleiche" Rutsche im damaligen Geschäft in der Ulmer Innenstadt. Hergestellt worden sei die von einer Stuttgarter Firma, die sich auf solche Rutschen spezialisiert hatte.

    Als er 1995 die Rutsche habe renoviereren wollen, gab es die Stuttgarter Firma jedoch schon nicht mehr. Die Schreinerei Ruess in Unterelchingen habe den Auftrag erhalten.

    2005 - 100 Jahre nachdem Großvater Heinrich Neher das einstige Korbwaren-Geschäft in der Ulmer Mitte eröffnete - wurde der Laden in der Neuen Straße geschlossen. Die Rutsche ging dann an eine Kinder-/Jugendorganisation in Blaubeuren. "Ich war froh, dass das Ding weg war", sagt Andreas Neher. (krom)

    Doch wie Ratter selbst sagt: "Handel ist im Wandel", "alles hat seine Zeit". Seit 2007 gibt es im Schuhhaus auch keine Kinderschuhabteilung mehr - wegen rückläufiger Umsätze. Es würde ihn freuen, wenn es noch Verwendung für die Rutsche gibt. Doch auch wenn er sie - mit einem Augenzwinkern - ein "Kulturdenkmal" nennt und viele Menschen aus Ulm und Umgebung etwas damit verbinden, für einen Platz im Ulmer Stadtarchiv reicht das nicht. Archivleiter Michael Wettengel kann sich aber vorstellen, dass Spielzeug-Museen für so etwas zu haben sind. Es könnte zu einem beliebten Ausflugsziel werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden