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Ulm: "Ich lag auf ihm": Anwohner sprechen über Machetenangriff in Ulm

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"Ich lag auf ihm": Anwohner sprechen über Machetenangriff in Ulm

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    Der Vorfall in der Friedenstraße in Ulm ereignete sich am Montagabend.
    Der Vorfall in der Friedenstraße in Ulm ereignete sich am Montagabend. Foto: Alexander Kaya

    Die Polizei hat ihr Flatterband bereits entfernt. Die Blutflecken auf dem Gehweg in der Friedenstraße aber sind noch zu sehen. Nur wenige Stunden ist der Machetenangriff in der Ulmer Oststadt her, da beginnt es leicht zu tröpfeln. Anwohner treffen sich dennoch auf der Straße und verweilen. Sie sprechen über das, was passiert ist. "Ich musste meine Kinder vom Fenster fernhalten", sagt eine. "Das ging alles so schnell", sagt ein anderer, der dabei half, den Mann mit der Machete zu überwältigen. Was sich wohl binnen weniger Sekunden abgespielt hatte, wird ihnen erst nach mehreren Gesprächen bewusst. Und obwohl sie eigentlich mittendrin waren, bleiben noch viele Fragen offen. Auch die Polizei steht am Abend noch vor einem Rätsel.

    "Ich stand da gerade am Parkplatz bei meinem Auto und hörte nur so Schreie - wie sich halt Jugendliche schlägern. Ich dachte mir erst, das wäre nur Spaß", schildert der Mann seine Beobachtungen. "Aber dann habe ich den Typen mit der Machete gesehen." Ein

    Auf wem er da aber gelegen war, wusste er nicht. Die Anwohnerin, die ihre Kinder mit dem Fernseher ablenken konnte, gab jedoch an zu wissen, wer das war. Der Mann solle in jenem Wohnhaus leben, in dem später die Polizisten in weißen Overalls bis in den Abend hinein Spuren sicherten. Das bestätigt auch ein Bewohner eines Nachbarhauses. "Der ist mit der Machete hinter denen her. Er sei komplett ausgeraubt worden, hat er gesagt. Ich habe ihn beruhigen müssen", berichtet er von der schwer zu überblickenden Situation. Ob er wisse, woher der Mann die Machete haben könnte? "Keine Ahnung, warum der so ein Teil bei sich zu Hause hat."

    Der Autofahrer, der an der Ampel stand, habe noch jemanden bis zu einem Auto verfolgt. Ein anderer sei derweil mit der Machete geflüchtet in Richtung Alter Friedhof, berichten die Anwohner übereinstimmend.

    Machetenangriff in Ulm: Polizei steht noch vor einem Rätsel

    Es ist ein durchaus rätselhafter Fall, der die Polizei in Ulm seit Montagabend beschäftigt. Noch am Abend ist unklar, wie viele Personen daran tatsächlich beteiligt waren. Die Rollen von Opfer und Täter scheinen sich zu vermischen.

    Nach mindestens einer Person, die mit einem Auto vom Tatort geflüchtet war, wurde am Abend noch gesucht, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Bei dem Fahrzeug soll es sich um einen grauen Opel Corsa mit Günzburger Kennzeichen handeln. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Ob weitere Personen in dem Auto saßen - und wenn ja, wie viele, war am Abend unklar. Möglich ist auch, dass Personen zu Fuß geflohen sind.

    Zwei Personen vorläufig festgenommen: Ihre Rolle ist jedoch unklar

    Am Dienstagmorgen meldete die Polizei zwei vorläufige Festnahmen. Zwei Männer seien nun in Gewahrsam, welche Rolle sie bei dem Vorfall gespielt haben, blieb dabei zunächst unklar. Wohl sollen sich die Menschen schon am Vorabend am Tatort befunden haben, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage unserer Redaktion.

    Laut Polizei habe sich der Rettungsdienst um drei Männer und eine Frau kümmern müssen. Die Frau habe offenbar unter Schock gestanden, die Männer hätten Verletzungen aufgewiesen. Welche Art von Verletzungen sowie deren Schwere sei unklar, das soll im Krankenhaus festgestellt werden.

    Nach ersten Erkenntnissen der Polizei sollen gegen 17.45 Uhr zunächst Unbekannte an der Tür einer Wohnung in der König-Wilhelm-Straße geklingelt haben. Wie ein Anwohner im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, sollen es mindestens drei Männer und eine Frau gewesen sein. Die hätten zuvor schon bei ihm und anderen Hausbewohnern geklingelt und nach jenem gefragt, der in dem besagten Haus in der

    In der besagten Wohnung seien laut Polizei zwei Bewohner und eine Frau gewesen. Als einer der beiden Männer die Tür geöffnet habe, sei er sofort von den Personen draußen angegriffen worden. Ihm soll angeblich die Nase gebrochen worden sein, berichtet ein Anwohner. Der andere Bewohner habe daraufhin eine Machete ergriffen, um sich zur Wehr setzen zu können.

    Polizeieinsatz in der Friedenstraße in Ulm: Drei Männer werden verletzt

    Die unbekannten Angreifer hätten daraufhin die Flucht ergriffen. Der Mann mit der Machete sei ihnen gefolgt. Über die König-Wilhelm-Straße ging es am Café Omar vorbei in die Friedenstraße - vielleicht 50 Meter. Dort entstand laut Polizei ein Gerangel. Hierbei sei einer der Angreifer sowie der Hausbewohner verletzt worden. Ob die Machete bei der Auseinandersetzung eingesetzt wurde, sei den Ermittlern bislang nicht bekannt. Ein Anwohner berichtet, der Macheten-Mann habe auf einen der mutmaßlichen Angreifer am Boden liegend eingetreten. Die Frau, die in der besagten Wohnung zu Besuch war, habe sich während des Angriffs in Sicherheit gebracht. Sie überstand die Attacke mit einem Schock. Die Machete aber fehle seither, so die Polizei.

    Der Wirt des Cafés stand nach der Tat vor seiner Bar und berichtete, er habe von dem Streit in unmittelbarer Nähe des Lokals erst erfahren, als die Polizei mit mehreren Wagen und Blaulicht vorgefahren sei. Polizisten seien schwer bewaffnet am Lokal vorbeigegangen. Wohl waren die Einsatzkräfte deshalb so zahlreich und so schnell vor Ort, weil zeitgleich wieder einer der als "Spaziergänge" deklarierten und nicht angemeldeten Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen in der Ulmer Innenstadt stattfand.

    Wie die Anwohner stehen die Ermittler noch vor zahlreichen ungeklärten Fragen: Was wollten die Unbekannten in der Wohnung? Was brachte den Mann dazu, auf jene mit einer Machete loszugehen? Was war der Grund für eine derartige Eskalation? Wer war daran alles beteiligt? Wo sind die noch flüchtigen Personen? Wo ist die Machtete? Zwar berichten Anwohner, dass es hin und wieder zu kleineren Tumulten im Viertel komme. Konflikte krimineller Banden oder Ähnliches seien dort aber nicht bekannt, wie ein Polizeisprecher sagte. Die gab bereits kurz nach der Tat Entwarnung. Gefahr für andere Menschen bestehe nicht.

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