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Ulm: Neue Ausstellung: Schinks "Unter Wasser" enthüllt verborgene Naturwunder

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Neue Ausstellung: Schinks "Unter Wasser" enthüllt verborgene Naturwunder

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    Hans-Christian Schink zählt zu Deutschlands bekanntesten Landschaftsfotografen. Im Stadthaus zeigt er seinen besonderen Einblick in die Unterwasserwelt deutscher Seen.
    Hans-Christian Schink zählt zu Deutschlands bekanntesten Landschaftsfotografen. Im Stadthaus zeigt er seinen besonderen Einblick in die Unterwasserwelt deutscher Seen. Foto: Dagmar Hub

    Seit einiger Zeit kreisen Stadthaus-Ausstellungen im Sommer um Themen, die mit dem Verhältnis von Mensch und Natur, von Mensch und Pflanze zu tun haben. Es ist ein Vorausblick Richtung Ulmer Landesgartenschau 2030 – doch es sei auch ein Vorausblick, der Dinge thematisiert, die möglicherweise bei der Landesgartenschau zu kurz kommen, so Stadthaus-Chefin Karla Nieraad. In der aktuellen Kabinett-Ausstellung zeigt Hans-Christian Schink beeindruckend schöne Fotografien seiner „Unter Wasser“-Serie.

    „Eine Welt für sich“

    Schink, geboren in Erfurt und seit 2016 wohnhaft in Mecklenburg-Vorpommern, ist einer der bekanntesten Landschaftsfotografen der Republik. Für sein Projekt „Unter Wasser“ glitt er auf dem Bauch liegend auf dem Stand up-Paddle über Seen, ging in Gummistiefeln an Drainage-Gräben und an kreisrunde vernässte Toteislöcher, Sölle genannt, die Kamera stets in einem wasserdichten Unterwassergehäuse. „Eine Welt für sich“ hat er dabei entdeckt, erzählt der 63-jährige Fotograf. 2.200 Seen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, die sich hauptsächlich bildeten, als ein globaler Temperaturanstieg die sich auf dem europäischen Kontinent weit nach Süden erstreckende arktische Eisschicht abschmelzen ließ. Auch diese Sölle genannten Senken bildeten sich durch den Schmelzprozess. Biotope mit ganz spezifischer Flora und Fauna entstanden so.

    Die Stille unter Wasser und die Poesie dieser unbetitelten Aufnahmen korrespondiert perfekt mit der Stille der Kabinett-Räume des Stadthauses, ein Stück abseits des sonstigen Ausstellungsbetriebes: Die von Raimund Kast kuratierte Fotoausstellung, die am Sonntag, 7. Juli, um 11.30 Uhr eröffnet wird und bis zum 22. September zu sehen ist, zeigt die Ästhetik dessen, was man sonst nicht unbedingt als „schön“ empfindet: ein Gespinst von Fadenalgen um absterbende Schilfstängel herum, das Faulgasblasen festhält, das leuchtende, fast unnatürliche Grün von Fadenalgen, Wasserpest und das Muster, das die Fraßspuren von Schnecken in ein alterndes Seerosenblatt gezogen haben. Algen, die kleinen Fischchen ideale Laichbedingungen geben – und die trotzdem im Kopf Fragen aufwerfen wie jene, wie sehr die Bildung dieser Algen durch den Eintrag von Dünger beeinflusst worden sein könnte, wie schnell sie aber vielleicht auch durch verrottende und zu Boden sinkende Pflanzenteile genährt werden.

    Fotograf erklärt, wie seine Bilder entstehen

    Aber wie macht man solche Bilder? „Kontrollierten Zufall“ nennt der Fotograf Hans-Christian Schink das Prinzip, nach dem er für diese Aufnahmen gearbeitet hat. Er ließ die Kamera bewusst an Stellen ins Wasser, an denen er durch über der Wasseroberfläche sichtbare Pflanzenteile den Eindruck hatte, dass es sich an diesem Fleck lohnen könnte – und nahm jeweils hunderte Bilder auf, von denen dann immer wieder eines ein Volltreffer war. „Halb gewollt, halb Zufall“, sagt Schink über dieses Prinzip, das ihm sogar die „Korallen des Nordens“ – bizarr anmutende, geweihartig geformte und seltene Süßwasserschwämme – vor die Kamera brachte, die in einer Symbiose mit Grünalgen leben. Süßwasserschwämme sind Tiere, deren Vorkommen ein Indikator für besonders sauberes Wasser ist.

    Bei aller Schönheit: Diese „ganz, ganz andere“ Ausstellung lasse auch darüber nachdenken, ob sich der derzeitige Klimawandel zu einer ähnlichen Zäsur auswachsen könnte wie jener Klimawandel, der die Eiszeit enden ließ und der die Gestalt der Erde stark veränderte, so Karla Nieraad. Sie frage sich, wie lange die Erde in diesem Fall für den Menschen bewohnbar bleibe.

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