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Ulm: "Haben alles versucht": So reagiert der Veranstalter auf die Weihnachtsmarkt-Absage in Ulm

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"Haben alles versucht": So reagiert der Veranstalter auf die Weihnachtsmarkt-Absage in Ulm

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    Der Weihnachtsmarkt in Ulm hatte nur zwölf Tage geöffnet. An diesem Freitag schon ist Schluss.
    Der Weihnachtsmarkt in Ulm hatte nur zwölf Tage geöffnet. An diesem Freitag schon ist Schluss. Foto: Oliver Helmstädter

    Herr Eilts, obwohl die Landesregierung die neue Verordnung noch nicht verkündet hat, wurde nun vorzeitig der Ulmer Weihnachtsmarkt abgesagt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
    GESCHÄFTSFÜHRER JÜRGEN EILTS: Dieses Nicht-Entscheiden führt dazu, dass alles lahmgelegt wird. Wir haben uns heute vor Ort noch mal mit den ganzen Beschickern auseinandergesetzt. Es waren immer dieselben Fragen: "Wann kommt diese Verordnung? Meinst vielleicht nicht, dass Weihnachtsmärkte doch noch eine Schonfrist bekommen?" Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Sonst hätte der Ministerpräsident das unter der Woche nicht explizit erwähnt. Aber uns liegt halt noch immer nichts vor. Es hätte nichts gebracht, wenn wir am Samstag vielleicht doch noch einen Markttag gehabt hätten. Du musst ja auch Vorbereitungen treffen – auch fürs Personal. Auch den Rückbau musst du organisierten. Aber durch Corona haben wir gelernt, dass Dinge, die normalerweise wochenlange Vorbereitung benötigen, jetzt in einer Stunde umsetzbar sind. So war es auch, als wir von 2G auf 2G plus umgestellt haben.

    Die Verordnung wollten Sie aber nicht mehr abwarten?
    EILTS: Es ist eine verrückte Zeit. Am Samstag hätten wir einen Tanzball in der Donauhalle. Der Veranstalter weiß auch noch nicht, welche Regeln gelten. Der sitzt aktuell auf ganz heißen Kohlen. Ich habe ja vollstes Verständnis für die Dramatik in der aktuellen Gesamtsituation. Aber für gewisse Dinge brauchen wir einfach einen Vorlauf. Wir sind zwar extrem flexibles Arbeiten gewöhnt. Aber das, was seit Beginn der Pandemie läuft, bringt uns an den Rand der Leistungsfähigkeit. Jedes Mal wieder, wenn neue Vorgaben gemacht werden. Die ja auch Kosten und Aufwand bedeuten. Das vergisst man immer. Bis jetzt habe ich den Sicherheitsdienst für Samstag vorgehalten. Aber der sagt natürlich auch: Ein bisschen ein Ausfallgeld wäre nicht schlecht.

    Wie waren die Reaktionen der Beschicker, dass nun schon Schluss ist?
    EILTS: Das kam ja mit Ansage. Die große Aufregung war vergangene Woche, als wir von 2G auf 2G plus umgeschwenkt sind. Als die Ankündigung von Herrn Kretschmann kam, war damit zu rechnen. Und bei den Beschickern muss man auch noch unterscheiden: Wenn jemand ausschließlich am Weihnachtsmarkt sein Geld verdient und so seinen Lebensunterhalt bestreitet, macht das schon wahnsinnig. Da bekommt man Existenzängste, wenn man das zweite Jahr kein Weihnachtsgeschäft hat. Das ist schon tragisch. Wenn jemand ein normales Ladengeschäft nebenher hat, dann ist das wirtschaftlich zwar auch negativ, aber eben nicht existenziell. Besonders trifft es die Süßwarenhändler.

    Wie geht es jetzt für die Beschicker weiter?
    EILTS: Das ging an diesem verrückten Tag etwas unter. Das müssen wir nächste Woche noch mal vernünftig anpacken. Wir sind mit dem Ulmer City-Marketing im Gespräch, dass vielleicht der eine oder andere Beschicker in ein Geschäft einzieht. Aber diese Pärchen müssen zueinander passen. Das bearbeiten wir nächste Woche. Zudem wollen wir die, die einen Online-Handel haben, auch über unsere Internetseite noch mal etwas mehr unterstützen und dort hervorheben. Das ist kein Trost. Aber wir versuchen zu helfen, wo wir können.

    Wie läuft nun der Abbau ab?
    EILTS: Ganz geordnet. Und so wirtschaftlich wie möglich. Wir werden an diesem Freitagabend noch damit anfangen, innen auszuräumen. Ab Montag bauen wir dann die Hütten zurück. Erst die Kleinhütten und später die Großhütten. Denn für die brauchen wir zum Teil einen Kranwagen, der Platz braucht. Aber dieses Mal haben wir ja jetzt nicht so den Druck, dass wir Heiligabend fertig sein müssen, weil es einen gekehrten Münsterplatz braucht. Das ist immer eine höchst defizitäre Angelegenheit. Wenn wir jetzt im Familienverbund arbeiten, ist das wirtschaftlicher darstellbar.

    Was bedeutet das Weihnachtsmarkt-Aus für Ulm-Messe?
    EILTS: Defizite. Ich habe es noch nicht ganz genau ausgerechnet, nur grob. Aber wir werden die Standgebühren natürlich nur anteilig berechnen. Das heißt, für 12 Tage. Den Rest werden wir zurückbezahlen. Was aber halt auch heißt: Auf so großen Kostenblöcken wie Deko bleiben wir sitzen. Die Kosten hatten wir ja, egal wie viele Tage der Markt geöffnet war. Der Schaden wird sich zwischen 300.000 und 500.000 Euro belaufen. Jetzt werden wir versuchen, auf das Land Einfluss zu nehmen, ob denn nicht doch die Möglichkeit für Hilfen besteht. Es gibt aktuell noch kein Programm. Vergangenes Jahr hat es eins gegeben. Mal sehen, was es dieses Jahr gibt. Da werden wir nun in Stuttgart anklopfen.

    Für einige kommt die Absage jetzt viel zu spät. Glühwein-Schlürfen während auf der Intensivstation um Leben und Tod gekämpft wird, fand nicht jeder angemessen.
    EILTS: Das hat von Anfang an polarisiert – wie so vieles in dieser Corona-Zeit. Auch schon, als man in Baden-Württemberg und auch in Ulm im September sagte: Wir ziehen das durch. Wir hatten den Auftrag der Stadt und haben das als

    Zur Person

    Jürgen Eilts ist Geschäftsführer der Ulmer Messegesellschaft und Veranstalter des Ulmer Weihnachtsmarktes, der am Freitag vorzeitig abgesagt wurde.

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