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Ulm: „Gedichte sind wie Kaugummis“: Neuer Automat hat Lyrik im Angebot

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„Gedichte sind wie Kaugummis“: Neuer Automat hat Lyrik im Angebot

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    Rosa Keck (links) und Laura Winter dichten gemeinsam. Nun haben sie den Pocket Poem-Automaten in der Ulmer Innenstadt eingerichtet.
    Rosa Keck (links) und Laura Winter dichten gemeinsam. Nun haben sie den Pocket Poem-Automaten in der Ulmer Innenstadt eingerichtet. Foto: Florian L. Arnold

    Ulm ist um eine Attraktion reicher. Diese ist zwar klein und kostet gerade einmal 50 Cent, aber es ist eine Liebeserklärung ans Gedicht und an das geschriebene Wort. Laura Winter und Rosa Keck (eigentlich: Rosalie Bertele) haben den „Pocket Poem“-Automaten ins Leben gerufen, der ab sofort an der Westfassade des Stadthauses Lyrik im Gegenwert von 50 Cent ausspuckt. Das Gedicht kommt in einem kleinen durchsichtigen Plastikball den man – Nachhaltigkeit gilt auch für die Literatur! - nach dem Auspacken der Kleinstlyrik in einem Recycling-Rohr zurückgeben kann.

    „Gedichte sind wie Kaugummis: Sie sind klein und handlich, erfrischend für Zwischendurch und verderben nicht den Appetit“, dichtet das Poesie-Tandem Winter/Keck zur Inbetriebnahme des Poesieautomaten. „Auf dem ein oder anderen kaut man länger herum. Manchmal verliert es seinen Geschmack; dann braucht man ein neues. Regelmäßig angewendet fördert es die Konzentration und Kreativität.“ Die Idee zu dieser Initiative kam den beiden jungen Dichterinnen schon in der Corona-Zeit, 2023 stellten sie schließlich einen Antrag auf Förderung beim Ulmer Kulturamt. Jetzt hängt der Automat, der der Idee der „Kunstautomaten“ folgt, wo man für wenige Euro wie früher aus den Zigarettenautomaten Kunst ziehen kann – klein, handlich, günstig. Das wollten Keck und Winter auch in Sachen Lyrik anbieten. Der Automat ist ein Kellerfund, der mithilfe von Freunden fit gemacht wurde für seine neue Aufgabe. In frischem Grün mit Violettakzenten leuchtet er nun.

    Auch Ulmerinnen und Ulmer sollen Gedichte beitragen können

    Es ist ein kalter, windiger Samstagmorgen, ringsum ist Wochenmarkt. Die Lyrik-Interessierten stehen in kleiner Runde um den Automaten, von irgendwoher kommen Tangoklänge. Luftballons in den Farben des Pocket-Poem-Projekts trägt der Wind weg. Dann werden die Automaten befüllt; der Erste, der ein Gedicht erwirbt, ist der Ulmer Lyriker Marco Kerler. „Noch sind nur unsere Gedichte im Automaten“, erklären die Dichterinnen, spielen aber schon mit der Idee, auch Ulmerinnen und Uler teilhaben zu lassen, die „schöne Gedichte schreiben und beitragen“ mögen. Auch Kinder und Jugendliche sollen in einem zukünftigen Schritt zur Teilnahme eingeladen werden. Und, wer weiß, vielleicht wird es einmal einen zweiten Automaten geben. Die Initiatorinnen hoffen, das viele Menschen Lust haben, für kleines Geld ein Gedicht zu erwerben – und immer wieder kommen und zu „sammeln“ anfangen. Vielleicht ist es wie im Gedicht, das die Pocket-Poem-Mütter ihrem „Kind“ mit auf den Weg geben: „Jemand anderem ein Gedicht zu überreichen schafft Verbindungen und ist Klebstoff zwischen Menschen, wenn auch nur für einen kurzen Moment.“

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