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Ulm: Fast 70 Prozent der Metaller rund um Ulm sind in Kurzarbeit

Ulm

Fast 70 Prozent der Metaller rund um Ulm sind in Kurzarbeit

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    Rund ums Ulmer Münster lahmt die Konjunktur.
    Rund ums Ulmer Münster lahmt die Konjunktur. Foto: Alexander Kaya

    Der Konjunkturindex der Metall- und Elektroindustrie kennt derzeit nur eine Richtung: Steil abwärts. Im laufenden Jahr erwarten 70 Prozent der Firmen im regionalen Arbeitgeberverband Südwestmetall einen Umsatzrückgang. Nur zwölf Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen.

    Für 73 Prozent dieser Firmen sind die fehlenden beziehungsweise stornierten Aufträge der Hauptgrund für die aktuellen Schwierigkeiten. Bei einem Drittel der Firmen kommt es wegen fehlender Teile oder Material zu Produktionsbehinderungen. „Die Lieferketten sind noch brüchig“, sagte Thomas Handtmann, Geschäftsführer der Albert Handtmann Holding in Biberach und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm. Doch allzu tiefschwarz malen will Südwestmetall nicht: „Wirtschaft ist auch Psychologie“, sagt Mario Trunzer, der Geschäftsführer des Liebherr Werks Ehingen und Vorsitzender der Südwestmetall Bezirksgruppe

    Entlassungen und Stellenabbau - zumindest kaum in der Stammbelegschaft

    Auch die Zahl der Beschäftigten in der Stammbelegschaft sei ziemlich stabil: Es sei lediglich bekannt, dass die 135 Mitgliedsbetriebe 112 Stellen der Branche mit insgesamt gut 58700 Beschäftigten abbauen wollen. Die Anzahl der befristet Beschäftigten sei allerdings um 18 Prozent gesunken und 25 Prozent der Leiharbeiter verloren ihre Anstellung. Dies zeige, dass die Firmen diese „Flexibilitätsreserve“ benötigen, um auf konjunkturelle Schwankungen reagieren zu können. Trunzer: „Die Bundesregierung sollte daher von ihrem Plan ablassen, die Möglichkeit von sachgrundlosen Befristungen einzuschränken.“

    Kurzarbeit länger als ein Jahr?

    Zur Beschäftigungssicherung wird verbreitet Kurzarbeit eingesetzt. Aktuell planen oder sind zwei Drittel der Betriebe in

    Die Region Ulm lebt vom Export

    Die Zahl der Ausbildungsstellen mit Ausbildungsbeginn 2020 habe sich um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Den Glauben an die Zukunft verlieren könnte allerdings Mario Trunzer bei einem zweiten Shutdown. „Das wäre unvorstellbar. Wirtschaftlich suizidal.“ Nun sei es Aufgabe der Politik, ein Wirtschaftsleben mit dem Virus zu ermöglichen. Und dazu gehörten offene Grenzen: „Die Region ist total vom Export abhängig. Ohne Exporte haben wir keine Arbeit.“ Deswegen sei so wichtig, dass die Grenzen auch offen bleiben, selbst wenn die Infektionszahlen wieder nach oben gehen sollten. Dies sei oftmals wirkungsvoller als jedes Konjunkturprogramm.

    „Es wird überall gespart“, sagt Handtmann mit dem Hinweis auf die niedrige Investitionsbereitschaft der Betriebe. Der niedrigste Investitionsindex seit Jahren drohe eine Kettenreaktion auszulösen. Immerhin sind Polster da: „2019 war für die regionalen Metall- und Elektro-Unternehmen noch relativ gut“, sagt Trunzer, der nach 18 Jahren als Geschäftsführer mit 62 Jahren noch dieses Jahr in den Ruhestand geht und somit auch den Vorsitz bei Südwestmetall niederlegt.

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