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Ulm: Erinnerungen: Magische Momente unterm Dach des Ulmer Zelts

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Erinnerungen: Magische Momente unterm Dach des Ulmer Zelts

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    Wohl die schrillste Band, die je im Ulmer Zelt auftrat: Die Leningrad 
Cowboys mit ihren fantastischen Frisuren und heißem Rock
    Wohl die schrillste Band, die je im Ulmer Zelt auftrat: Die Leningrad Cowboys mit ihren fantastischen Frisuren und heißem Rock Foto: Stefan Kuemmritz

    Seit 1987 stand das Ulmer Zelt Jahr für Jahr in der Ulmer Friedrichsau. Keine Hitzewelle, keine Regenmassen, keine Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaft, kein Ruder-Cup konnte den Betrieb aus der Bahn werfen – es musste erst die Corona-Pandemie kommen, die jetzt einen Strich durch alle Rechnungen gemacht hat. Der Schaden ist so groß, dass das komplette Programm mit mehr als 60 Hauptveranstaltungen, Flohmarkt, Kinderspielwiese und Biergarten abgesagt werden musste. Damit fehlt dieses Jahr ein wesentlicher Teil des Ulmer Kulturprogramms, ein Höhepunkt, der immer Tausende Menschen auch von weiter her angelockt hatte. 

    Ein Jahr ohne Ulmer Zelt, das Programm hätte von 19. Mai bis 4. Juli über die Bühne gehen sollen, ist für Veranstalter, Künstler und Besucher eigentlich undenkbar – aber nun Realität. Wenn das Zelt-Programm, das immer stark auf Musik, Kabarett und Varieté ausgerichtet war, ohne andere Genres außer Acht zu lassen, mitten im Frühsommer auf Eis liegt, kann man vorerst nur in Erinnerungen schwelgen. Was das Zelt seit 1987 an Höhepunkten zu bieten hatte, lässt sich kaum aufzählen. Vieles ist aber stark in Erinnerung geblieben. Könnte man auch nur mit den bekanntesten Musikern und Bands aus der Rock- und Popbranche, die im Ulmer Zelt schon auftraten, heute ein Festival ins Leben rufen, wäre es garantiert eines der größten, bedeutendsten der Welt. 

    Auch ein echter "Rolling Stone" spielte im Ulmer Zelt

    In früheren Jahren, deren Programme vom Autor nicht aufzutreiben waren, ihm aber noch als ständigem Zeltbesucher gut in Erinnerung sind, boten auf jeden Fall weltbekannte Stars genug Grund, in die Au und ins Zelt zu pilgern: der beste weiße Bluessänger aller Zeiten, Eric Burdon (1998), Rockröhre Roger Chapman (1999), Manfred Mann’s Earthband, die sensationellen Leningrad Cowboys mit ihren fantastischen Frisuren (beide 2001), die Kings of Soul, die Temptations, Willy de Ville, Bob Geldof (beide 2002), Saxofonistin Candy Dulfer (2003), Steve Winwood, Lambchop, Ex-Rolling-Stone Bill Wyman mit den Rhythm Kings (alle 2004) oder auch Altmeister Taj Mahal, um viele, aber längst nicht alle der bekanntesten Musiker zu nennen. Aufregung gab es beim Konzert der Italienerin Gianna Nannini, die während ihres Konzerts zusammenbrach und wegen gesundheitlicher Probleme längere Zeit nicht mehr auftrat. 

    Auch Bob Geldof zählt zu den Größen, die schon im Ulmer Zelt auftraten.
    Auch Bob Geldof zählt zu den Größen, die schon im Ulmer Zelt auftraten. Foto: Stefan Kuemmritz

    Auch in den vergangenen Jahren gelang es den Machern des Ulmer Zelts stets, neben Aufsteigern und bekannten Bands aus der Region, namhafte Gruppen und Solointerpreten zu verpflichten. 2006 zum Beispiel gleich eine ganze Reihe: Kraan mit Helmut Hattler, Spitzengitarrist Joe Satriani, Revolverheld, Calexico oder das Herbie Hancock Quartett. Ein Höhepunkt 2007 war der Auftritt der alten Bluesband „Ten Years After“, die es richtig krachen ließ. Mehrere Höhepunkte gab es 2008: Nazareth, die Ulmer Band „Die Happy“ mit Sängerin Martha Jandova, Konstantin Wecker und Pippo Pollina, die im Übrigen öfter im Zelt zu Gast waren, Kansas und Jazzer Al Jarreau. 2009 ließen die Spencer Davis Group, Ufo, Gary Moore und Canned Heat die Herzen vor allem der älteren Blues- und Rockfans höherschlagen. Unvergessen der Auftritt des modernen Blues-Musikers Joe Bonamassa, der 2010 die damals erst 14-jährige Gitarristin Yasi Hofer aus Ulm zum Mitspielen auf die Bühne holte.

    Kim Wilde, Uriah Heep und Alphaville traten beim Ulmer Zelt auf

    Große Aufregung gab es vor dem Start der Saison 2011, der Jubiläumsspielzeit „25 Jahre Ulmer Zelt“. Blues-Legende Johnny Winter sollte den Auftakt bestreiten. Stattdessen gab es viel Streit unter anderem um die Gage und letztlich fiel das Konzert ersatzlos aus. Doch auch sonst war viel geboten, zum Beispiel die Konzerte von Thin Lizzy, Kim Wilde, Colosseum und Alphaville. Im Jahr darauf spielten zum Beispiel die 17 Hippies und Keb’ Mo in der Au, während 2013 die „New Model Army“, Stargitarrist Al die Meola und Uriah Heep („Lady in black“) sich die Ehre gaben. 2014 hatte das Publikum viel Freude an den Konzerten vom Geigen-Virtuosen Nigel Kennedy und von der Band „2raumwohnung“. 

    Die Temptations waren als eine der wichtigsten Vertreter des Soul der 
Neunzehnhundertr-Sechziger- und Siebziger-Jahre und ein bisschen 
länger im Ulmer Zelt.
    Die Temptations waren als eine der wichtigsten Vertreter des Soul der Neunzehnhundertr-Sechziger- und Siebziger-Jahre und ein bisschen länger im Ulmer Zelt. Foto: Stefan Kuemmritz

    Ein Jahr später waren Clem Clempson, ein öfter gesehener Gast wie sein Mitspieler Chris Farlowe sowie Laith Al-Deen, Calexico, die Hooters und Mark Foster in der Au, 2016 wieder einmal Ulms Spitzenklasse-Trompeter Joo Kraus und Rock-Queen Doro. Es ging mit Höhepunkten weiter: The Notwist und Kris Kristoffersen (beide 2017), Radio Doria mit Schauspieler Jan Josef Liefers, Bluesman Walter Trout und „5 Sterne Deluxe“ (alle 2018) und dann mal wieder „Get Well Soon“ und BAP sowie die Hardrocker von Axel Rudi Pell (beide 2019). 2020? Fehlanzeige wegen Corona.

    Ex-Rolling Stone Bill Wyman bei seinem Konzert mit den Rhythm Kings vor 
Jahren im Ulmer Zelt
    Ex-Rolling Stone Bill Wyman bei seinem Konzert mit den Rhythm Kings vor Jahren im Ulmer Zelt Foto: Stefan Kuemmritz

    Kabarettisten wie Bülent Ceylan traten in Ulm auf

    Stark vertreten waren in all den Jahren auch Kabarettisten wie Georg Schramm, Sigi Zimmerschied, Dieter Hildebrand mit den Philharmonischen Cellisten, Ottfried Fischer, Bülent Ceylan, Urban Priol oder Sebastian Pufpaff. Für weitere Highlights sorgten unter vielen anderen Schandmaul (2005), „Les Tambours du Bronx“ (2006), Götz Alsmann, „German Brass“, die „Violons Barbares“ mit spannungsgeladener Weltmusik (beide 2009), Blechschaden (2011), Roger Willemsen (2014) oder die grandiosen „Queenz of Piano“ (2019). Stets zweimal ausverkauft war das Zelt-Varieté und bei der Open Stage durften sich Künstler verschiedener Genres zeigen.

    Der Vorschlag des Autors: Wenn das Ulmer Zelt einige dieser Klasse-Acts auf Video hat und diese Filme seinen Fans übers Internet zeigen könnte, wäre das herrlich und ein schöner Ausgleich für das fehlende Programm in diesem Jahr. Der Mensch lebt ja auch gerne von schönen Erinnerungen.

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