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Ulm: Ein Ulmer Musiker und sein Traum vom Fliegen

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Ein Ulmer Musiker und sein Traum vom Fliegen

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    Markus Munzer-Dorn ist ein vielseitiger Künstler, der gerne improvisiert und etwas ausprobiert.
    Markus Munzer-Dorn ist ein vielseitiger Künstler, der gerne improvisiert und etwas ausprobiert. Foto: Dagmar Hub

    Bei ihm war der Schritt zum Freiberufler nicht unbedingt vorgezeichnet, aber der Ulmer Komponist und Gitarrist Markus Munzer-Dorn bereut ihn nicht. Obwohl drei Kinder durchs Studium zu bringen waren, und obwohl man mit Zeiten sehr guter Auftragslage schon auch dürrere Zeiten überbrücken muss, wie er sagt. Dass er Musiker werden würde, stand für den 1955 in Ingolstadt geborenen Munzer-Dorn schon früh fest, und seine ersten Einkünfte verdiente er sich bereits vor dem Abitur am Stadttheater seiner Heimatstadt. Die erste feste Anstellung war dann das Theater Ulm – als Schauspielmusiker unter Intendant Pavel Fieber feierte er Erfolge.

    Markus Munzer-Dorn spielt auch Mandoline, Zither, Banjo und Klavier

    Markus Munzer-Dorn wurde ans Badische Landestheater Karlsruhe berufen, die Familie blieb in Ulm. Weil sich die Fernbeziehung zu Frau Elke und den Kindern nicht gut anfühlte, wollte der Musiker zurück an die Donau – doch die Stelle des Schauspielmusikers war inzwischen wegrationalisiert. Was tun? Wenn einer so vielseitig ist wie er, ist eine feste Anstellung vielleicht nicht alles. Munzer-Dorn, der Germanistik, Romanistik, Musikwissenschaften und Klassische Gitarre studierte, kennt musikalisch wenig Grenzen: Kleinkunst und große Auftragskompositionen, Librettos verfassen, Weltmusik machen, vertonte Lyrik der Renaissance auf der Laute nachfühlbar machen und als Liedermacher auf der Bühne stehen, und er spielt – nach Bedarf – neben der Konzertgitarre und der Laute auch Mandoline, Zither, E-Bass, Banjo, Concertina, Keyboard und Klavier. Nur ein Charakteristikum zieht sich konsequent durch seine Arbeit: Einfühlsamkeit macht ihn aus, gleich ob er Balladen mit Tiefgang komponiert und singt oder als Textdichter arbeitet.

    Und so machte er sich selbstständig. Sein erstes großes Musical war „Luftsprünge“, 2000 geschrieben und im Großen Haus des Theaters Ulm viel bejubelt aufgeführt. „Das Fliegen ist mir so zugeflogen“, schmunzelt der 64-Jährige, dessen Musicals und Lieder tatsächlich seitdem immer wieder vom Fliegen und von Fliegern handeln – ob mit Flugzeug oder bei der ins Lied gefassten Überlegung „Wenn ich zwei Vöglein wär‘“. Tja, dann könnte Munzer-Dorn einen ganz eigenen Traum vom Fliegen verwirklichen und neben sich herfliegen, schrieb er im Text des Liedes.

    Manchmal hat ein Arbeitstag bei ihm 14 Stunden

    Die Vielfalt der Kreativität ist für ihn ein großer Anreiz, erzählt Munzer-Dorn. Freilich gibt es Phasen, in denen sein Arbeitstag 14 Stunden hat, beispielsweise wenn ein neues Musical einstudiert wird und auf die Bühne kommt. Doch gerade ein solches Werk von der ersten Idee bis zur Aufführung zu begleiten, gebe ihm Energie, sagt der Komponist. Nur sei es dann auch gut, wenn nach der harten Phase eine Zeit kommt, in der er „einfach nur“ Lieder für sein eigenes Repertoire schreiben kann.

    Manchmal muss das Komponieren auch ganz schnell gehen. So wie jüngst im bolivianischen Cochabamba, wohin Munzer-Dorn von Frank Weber – dem Gründer des „Centro Educativo Richard von Weizsäcker“ – zur Leitung eines Musikprojekts eingeladen worden war. Diese Schule für Kinder aus sehr armen Familien, die sich Bildung sonst nicht leisten könnten, ist eine Partnerschule des Pfuhler Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, wo Munzer-Dorns Frau Elke unterrichtet. Fürs Benefizprojekt verzichtete der Komponist nicht nur auf Honorar und bezahlte einen Teil des Flugpreises selbst, er schrieb auch vor Ort gleich Songs für die etwa 80 Kinder und Jugendlichen, die sich angemeldet hatten für musikalische Workshops. Denn der Komponist aus Europa sollte auch europäische Musik und Lieder in deutscher Sprache mitbringen.

    Der Ulmer würde gerne ein Musical über Jesus oder Humboldt schreiben

    Wie so ein Lied entsteht? „Beim Improvisieren“, erzählt der Musiker. Die Idee kommt ganz schnell, und sie muss aufgeschrieben werden, bevor beim Improvisieren andere Themen die entdeckte Phrase überlagern. Meist, erzählt Munzer-Dorn, fragen Auftraggeber bei ihm an. Doch gehört zu seiner Arbeit auch Kontaktpflege, ein Netzwerk zu unterhalten, um Aufträge zu bekommen. Denn ein Musical einfach so ins Blaue hinein zu schreiben und um einen Abnehmer zu werben - das wäre seine Vorgehensweise nicht. Wenn Munzer-Dorn an all die Flieger und Erfinder denkt, denen er mit seiner Musik und seinen hintergründigen Texten schon ein musikalisches Denkmal gesetzt hat, dann stellt sich die Frage, wen er sich selbst als zentrale Figur eines Musicals erträumt.

    Die Antwort kommt spontan: „Ich würde tatsächlich sehr, sehr gern ein Musical komponieren und auf die Bühne bringen über Jesus!“, sagt er. Oder ganz irdisch über große Pioniere der Menschheit. „Humboldt, das wäre für mich auch so eine Figur. Ich setze mich gern mit Visionären auseinander. Mit Leuten, die über die Ignoranz ihrer Zeit hinaus ihre Ideen verfolgt haben.“

    Markus Munzer-Dorn tritt mit dem Weltmusik-Trio Trias am 17. November im Stadthaus Ulm auf.

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