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Ein Neujahrskonzert mit überraschenden Gags
![Maria Rosendorfsky begeistert beim Neujahrskonzert neben gesanglichem auch mit komödiantischem Talent. Felix Bender dirigiert. Maria Rosendorfsky begeistert beim Neujahrskonzert neben gesanglichem auch mit komödiantischem Talent. Felix Bender dirigiert.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Mit den Ulmer Philharmonikern, Sopranistin Maria Rosendorfsky und Klassikern aus Operette wie Musical startet das Publikum bestens unterhalten und gut gelaunt ins neue Jahr.
Ein volles Großes Haus ist seit Corona nicht mehr unbedingt die Normalität am Theater Ulm. Das bejubelte ausverkaufte Neujahrskonzert, das bis Ende des Monats noch neunmal zu hören sein wird, bringt das Erlebnis eines vollen Zuschauerraumes zurück. Auch die Tickets für einige der kommenden Aufführungen sind schon vergriffen. Generalmusikdirektor Felix Bender und Moderator Benjamin Künzel pushen beim Neujahrskonzert mit Stargast Maria Rosendorfsky das Publikum zu immer neuen Beifallsstürmen.
Die Auswahl der Werke dieses Neujahrskonzerts ist klug getroffen: Da gibt es die beliebten Stücke, ohne die ein solches Ereignis zum Jahresbeginn kaum denkbar ist. Franz Léhars Lied des erotisch begabten, charakterlich aber eher unangenehmen Waldgeistes Vilja aus "Die lustige Witwe" gehört dazu, das "Lied an den Mond" des wasseraffinen Waldwesen-Gegenbildes Rusalka aus Antonín Dvoráks "Rusalka" oder Johann Strauss' dreizehnminütiger "Kaiserwalzer", der ursprünglich "Hand in Hand" heißen sollte und sich auf die beiden Kaiser Wilhelm II. (Preußen) und Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn) bezog. Zum Neujahrskonzert gehört natürlich auch, dass Moderator Benjamin Künzel seinen Einmal-im-Jahr-Smoking anzieht und kenntnisreich und mit einer gewissen Ironie kommentiert, was die Ulmer Philharmoniker aufführen.
Plötzlich leuchtet ein E.T.-Finger
Ein Muss des Events ist auch (mindestens) ein Stargast aus dem eigenen Haus, in diesem Jahr die Sopranistin Maria Rosendorfsky, die nach der Pause neben ihren stimmlichen gerade auch ihre komödiantischen Fähigkeiten voll ausspielen, in insgesamt vier Abendkleidern in Glitzersilber, Nachtblau, Gold und Schwarz glänzen und mit ihrem Können das Publikum zu Jubelstürmen bringen durfte. Und, unverzichtbar: Zu einem gelungenen Neujahrskonzert gehören einige Gags, über die die Zuschauer herzlich lachen oder staunen können. In diesem Jahr verblüfft das bestens gelaunte Orchester bei vom John Williams komponierten "Flying Theme" aus dem 1982er Kinokassenschlager "E.T." mit dem Leuchtfinger des niedlichen Außerirdischen und damit, dass die Musiker und Musikerinnen beim "Vilja"-Lied sogar als – ziemlich guter – Chor agieren dürfen.
Musicalmelodien begeistern nach der Pause
Gehört der erste Teil vor allem Mozart, Dvorák und Léhar, wird nach der Pause in erster Linie Musik aus dem 20. Jahrhundert gefeiert – Andrew Lloyd Webbers legendäres "Memory" aus dem Musical "Cats" und George Gershwins den Astaire-Geschwistern auf den Leib geschriebenes Musical "Funny Face" oder der Jupiter-Satz aus Gustav Holsts Planeten-Suite. Dramaturgisch geschickt kommt der Clou zum Schluss: Als David Rossmer und Dan Lipton "They don't let you in the opera if you're a country star" für den US-Sängerin Kelli O'Hara schrieben und die Sängerin den Song 2016 erstmals aufführte, waren ihr verblüffte und begeisterte Beifallsstürme gewiss – genauso Maria Rosendorfsky mit der auf ihre Biografie umgeschriebenen deutsch-österreichischen Version des Songs, bei dem sie jodeln und Geburtswehen im Sopran zelebrieren darf.
Komödiantischer war Maria Rosendorfsky selten – und natürlich fordert das stehend feiernde Publikum zwei Zugaben ein: Johann Strauss' "Schwipslied" bringt das Publikum in der von einem Fläschchen Piccolo begleiteten Version Maria Rosendorfskys zum Toben. Und der Radetzky-Marsch, der muss halt sein, von Felix Bender so dirigiert, dass auch die klatschenden Publikumshände zu einem Teil des Orchesters werden.
Info: Für einige Neujahrskonzert-Aufführungen – zum Beispiel am 14., 20., 21. und 28. Januar – gibt es noch Karten.
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