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Ulm: Bahnhof-Umbau verzögert sich und sorgt für Frust bei Gastro-Betreibern

Ulm

Bahnhof-Umbau verzögert sich und sorgt für Frust bei Gastro-Betreibern

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    Der Ulmer Hauptbahnhof wird sich stark verändern. Unser Bild zeigt, wie sich die Haupthalle wandeln soll. Letzter Geschäftstag der Geschäfte im Bahnhof ist der 21. Mai.
    Der Ulmer Hauptbahnhof wird sich stark verändern. Unser Bild zeigt, wie sich die Haupthalle wandeln soll. Letzter Geschäftstag der Geschäfte im Bahnhof ist der 21. Mai. Foto: Alexander Kaya/DB AG

    Eigentlich passieren täglich 40.000 Reisende den Ulmer Hauptbahnhof. Wenn gestreikt wird, wie an diesem Wochenende, herrscht gähnende Leere. Dann bleiben auch der Spar-Supermarkt, der Currywurst-Express und die Bierbar zu. Der Kiosk von Mohamed Ayup hat auf. Und er hat Zeit, seinen Frust über den kommenden Umbau zu erläutern. 

    "Wir wissen nicht, wie es weitergeht", sagt der 63-Jährige, der seit 22 Jahren hier am Durchgang in der Bahnhofshalle Reisende versorgt. "Ich habe mir hier alle Knochen kaputt gemacht." Doch nun werde ihm böse mitgespielt. Täglich soll er nach Stuttgart pendeln. Doch das kommt für den Ulmer nicht infrage. "Das Menschliche kommt hier unter die Räder", bestärkt ihn seine Kollegin Carola Künne. Die seit Monaten anhaltende Unsicherheit belaste. 

    Wegen des Streiks der Lokführer ist am Wochenende viel geschlossen am Ulmer Hauptbahnhof.
    Wegen des Streiks der Lokführer ist am Wochenende viel geschlossen am Ulmer Hauptbahnhof. Foto: Oliver Helmstädter

    Eigentlich hätte die Bahnhofsgastronomie, die vom Unternehmen SSP geführt wird, wegen des Umbaus Ende 2023 schließen sollen. Nun bleibt sie erst mal bis 21. Mai offen. Es sollen zwar keine Beschäftigten entlassen werden, doch zum Stuttgarter Hauptbahnhof wolle kaum einer der 24 Beschäftigten der SSP pendeln. Eine Einigungsstelle, ein betriebsverfassungsrechtliches Hilfsorgan, muss jetzt unter Beteiligung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am 22. Januar eine Einigung bringen. Konkret geht es um Bonuszahlungen für Beschäftigte, die bereit sind, nach Stuttgart zu pendeln, und Abfindungen für die anderen, wie Michael Gutmann, der Geschäftsführer der NGG Region Ulm auf Nachfrage sagt. 

    Das plant die Bahn am Hauptbahnhof in Ulm

    Hintergrund des ganzen Ärgers sind geplante Sanierungsarbeiten der Bahn am Ulmer Hauptbahnhof. Wie ein Bahnsprecher auf Anfrage mitteilt, geht das Unternehmen aktuell von einem Baustart in der Haupthalle im Oktober aus. Zuvor werden bereits ab Frühjahr Container auf dem Bahnhofsvorplatz erstellt. 

    Der Plan der Bahn: Ab Sommer dieses Jahres soll die Querhalle des Gebäudes gesperrt und dort mit Rückbauarbeiten begonnen werden. Der Start der Sanierungsarbeiten ist im April vorgesehen, dann, wenn auch die Container stehen. Die Arbeiten in der Haupthalle – mit dem Zugang zur Unterführung – waren und sind ab Oktober geplant. Die Gesamtkosten beziffert die Bahn mit 33 Millionen Euro. Weitere anstehende Arbeiten, insbesondere in den Obergeschossen, seien in dieser Summe nicht enthalten.

    Vorher-Nachher-Vergleich zeigt: So wird der Ulmer Hauptbahnhof umgebaut

    Nach derzeitigen Planungen der Bahn müssen alle Geschäfte im Bahnhof nach dem 21. Mai schließen. In einer Containeranlage am südlichen Zugang („bayrischer Bahnhof“) gegenüber dem Steg sind laut Bahn zwei Geschäfte (Backwaren sowie Presse/Tabak) geplant. Auf dem Vorplatz entsteht in Containern das DB-Reisezentrum und die

    Die Bahn plant Container am Bahnhofsvorplatz

    Bis mindestens 2026 schauen die Beschäftigten der SSP nach derzeitigem Stand in die Röhre. Zumal bei den Containern die Bahn-Mieter den Vorzug haben. Zur SSP gehören nur der Kiosk, der Spar, der Currywurst-Express, die Freshbox sowie die Bierbar und die Kaffeebar. Über viele Umwege ging die SSP Deutschland letztlich aus der traditionsreichen Bahnfirma Mitropa hervor, die Jahrzehnte für den Betrieb von Schlafwägen und Bahnhofsgaststätten verantwortlich war. Heute gehört SSP einem britischen Großkonzern. 

    SSP-Mitarbeiterin Carola Künne kann nicht verstehen, dass die Stadt Ulm nicht mehr Container zulässt. Die Ulmer Stadtverwaltung hat nach Auskunft der Verwaltung lediglich zugesagt, dass die Bahn ihre Bahndienstleistungen in Containern auf dem Platz unterbringen darf, aber nicht ihre kommerziellen Mieter. "Der Platzbedarf wäre in Summe einfach zu groß gewesen, große Teile des Platzes mit Containern zugepflastert", wie Pressesprecherin Marlies Gildehaus mitteilt. Die Stadt habe der Bahn stattdessen Flächen in der Passage zu den Sedelhöfen angeboten, was aus Kostengründen abgelehnt wurde.

    Der Stadt Ulm ("Untere Baurechtsbehörde") liege inzwischen ein Bauantrag der Bahntochter "DB Station und Service" vor. Beantragt ist eine zweigeschossige, 15 Meter lange und zwölf Meter breite Containeranlage mit Treppen auf dem Bahnhofplatz nördlich des großen Daches. Der Aufbau ist im Frühjahr geplant. Brezeln und Co gibts hier nicht: In den Container werden die DB Info und der Ticketverkauf untergebracht. Zudem Büroräume, Aufenthaltsraum, ein Lager und WC-Anlagen für Beschäftigte der DB. 

    Für die Container am "bayrischen Bahnhof" für einen Bäcker und Mitnahme-Kaffee liege noch kein Bauantrag vor. Reisenden empfiehlt die Stadtverwaltung, sich in den Sedelhöfen zu versorgen. Carola Künne und ihr SSP-Team kann sich nicht vorstellen, dass das klappt. 

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