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Ulm: Der Berblinger-Turm an der Adlerbastei steht

Ulm

Der Berblinger-Turm an der Adlerbastei steht

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    Gehalten von starken Seilen eines großen Krans schwebt die Spitze des Ulmer Berblinger-Turms schon recht dicht über den anderen beiden Teilen. Wenn sie aufgesetzt und verschraubt ist, ist das Berblinger-Denkmal fertig.
    Gehalten von starken Seilen eines großen Krans schwebt die Spitze des Ulmer Berblinger-Turms schon recht dicht über den anderen beiden Teilen. Wenn sie aufgesetzt und verschraubt ist, ist das Berblinger-Denkmal fertig.

    Es ist vollbracht. Da steht er nun oder besser gesagt: Da schwebt er nun, der Berblinger-Turm an der Ulmer Adlerbastei. Er reckt sich luftig, schwungvoll und ein wenig keck Richtung Donau und Neu-Ulm. Der Turm sieht aus, als ob das Fluggerät von Albrecht Ludwig Berblinger, der einst genau von dieser Stelle aus den Versuch wagte, über den Fluss zu fliegen, aber in die Fluten der Donau stürzte, wie ein Akkordeon auseinandergezogen ist.

    Der mittlere Teil des Berblinger-Turms wird fest mit dem unteren verschraubt. Später folgt der obere Teil.
    Der mittlere Teil des Berblinger-Turms wird fest mit dem unteren verschraubt. Später folgt der obere Teil.

    Am Mittwoch wurde der Turm in stundenlanger Arbeit fertigmontiert und Ulms Kulturbürgermeisterin Iris Mann kam nicht umhin, anerkennend zu sagen: „Der Berblinger-Turm hat das Potenzial, ein neues Ulmer Wahrzeichen zu werden. Er ist ein Kulturvermittlungsobjekt und ein Sinnbild fürs Wagnis.“ Derweil jubelten die an der Entstehung des Denkmals Beteiligten, als die letzte Schraube festgezogen war. Ulms Baubürgermeister Tim von Winning und der Projektleiter der Stadt Ulm, Boris Spegel, klatschten ausgelassen Beifall und die beiden Münchner Künstler Johannes Brunner (ursprünglich aus Pfullendorf stammend) sowie Raimund Ritz (ein Ex-Friedrichshafener), die das moderne Denkmal geschaffen haben, wurden von den Umstehenden mit einer kurzen Ovation bedacht: „Glückwunsch!“

    Die Teile des Berblinger-Turms werden per Kran installiert

    Die Basis des aus drei Teilen bestehenden, insgesamt 16 Tonnen schweren Berblinger-Turms wurde bereits vor einer Woche installiert, am Mittwoch ging es um die anderen beiden Teile. Zunächst galt es morgens, die eine Hälfte des Sockels in Position zu bringen, was sich nicht als Kinderspiel entpuppte. Der zweite Teil, das Gegenstück mit einer integrierten Tafel zu Albrecht Ludwig Berblinger, konnte erst später eingefügt werden, weil in dem darunter liegenden Kasten noch die Kabel – zum Beispiel für die Beleuchtung der Stufen – verlegt werden mussten.

    Etwas schneller als gedacht wurde dann das Mittelstück des Turms mit der Besucherterrasse von einem 50 Meter hohen Kran hochgehievt und aufgesetzt. Gleiches passierte schließlich unter recht großem Aufwand am Mittag mit der Spitze und kurz vor 14 Uhr war der Berblinger-Turm fertiggestellt und alle, die den Akt mit großer Spannung verfolgt hatten, befanden, dass er ein Prachtstück geworden ist.

    Ulms Baubürgermeister Tim von Winning (rechts) und Projektleiter der Stadt, Boris Spegel, klatschen spontan Beifall.
    Ulms Baubürgermeister Tim von Winning (rechts) und Projektleiter der Stadt, Boris Spegel, klatschen spontan Beifall.

    Für Johannes Brunner und Raimund Ritz war der Aufbau ihres Kunstwerks sehr aufregend und so tigerten sie ständig über das Gelände, schauten hier, halfen dort und filmten immer wieder die Szenen. Abgesehen von einer Reihe Medienvertreter hatte sich nur eine kleine Gruppe von Schaulustigen eingefunden, sodass die Arbeiter nicht behindert wurden. „Schon für uns Künstler war das eine Herausforderung, hier auf der alten Stadtmauer ein solches Projekt zu planen. Vor allem, was die Statik anbetrifft, verlassen wir uns auf die Spezialisten.“ Umkippen könne der „schiefe Turm von Ulm“ nicht, auch wenn er sich ziemlich gefährlich nach vorne neigt. Und wenn doch, dann landet er wie weiland Berblinger, der Schneider von Ulm, in der Donau.

    Aber die Besucher, die bis auf die kleine Aussichtsterrasse am oberen Ende des Mittelteils klettern können, müssen sich keinerlei Gedanken machen. Auch die beiden Künstler kennen sich in solchen Dingen recht gut aus. Brunner: „Wir machen auch kleinere Arbeiten, aber dies hier ist auch nicht unser erstes großes Projekt im öffentlichen Raum.“

    Brunner und Ritz wollten nicht nur ein Kunstwerk schaffen, sondern die Geschichte von Berblinger erlebbar machen, wie Ersterer betont. „Es ist ein benutzbares Kunstwerk. Die Farben sind ein Erkennungsmerkmal und die Besteigung soll ein Erlebnis sein.“ Sein Kollege Raimund Ritz fügt an: „Tagsüber wird für die Besucher eine Art Berblinger-Hörspiel im Loop abgespielt, wobei ein Computer die Playlist erstellt.“ So werde es zu einer begehbaren Klangskulptur.

    Der Turm in Ulm wird schnell gebaut

    Erstaunlich ist, wie schnell der Turm gebaut wurde – während der Corona-Pandemie. „Im Juli vergangenen Jahres wurde der Wettbewerb ausgeschrieben und im November haben wir den Vertrag unterzeichnet“, so Ritz. Und jetzt im Mai ist im Prinzip alles fertig. Zuvor hatten die beiden Künstler intensive Studien zu Berblinger betrieben und einige Interviews geführt, denn sie wollten bei ihrer Arbeit eine „Beziehung zum Schneider von Ulm“ aufbauen, wie Brunner ausführt. „Der Turm ist 20 Meter hoch“, so Projektleiter der Stadt Ulm, Boris Spegel. „Er ist ein echter Hingucker. Es dürfen aber nur maximal 30 Leute gleichzeitig auf ihm sein.“ Baubürgermeister Tim von Winning gestand am Mittwoch, dass es ihm fast die Sprache verschlage: „Ich kann immer wieder nur sagen: Ich bin total begeistert.“ Der Turm soll am 25. Juni offiziell eingeweiht werden.

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