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Ulm: Das Donaufest feiert die Vielfalt und Kultur entlang des Flusses

Ulm

Das Donaufest feiert die Vielfalt und Kultur entlang des Flusses

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    Das Donaufest hat am Freitag begonnen. Insgesamt zehn Tage wird hier Kultur und der Austausch zwischen den Donauländern zelebriert.
    Das Donaufest hat am Freitag begonnen. Insgesamt zehn Tage wird hier Kultur und der Austausch zwischen den Donauländern zelebriert. Foto: Alexander Kaya

    Am Freitagabend wurde das Donaufest in Ulm und Neu-Ulm offiziell eröffnet. Bei teils wechselhaftem Wetter wurde das erste Festwochenende trotzdem zu einem gelungenen Start. Vor allem der Markt der Donauländer war gut besucht, während die offizielle Auftaktveranstaltung im Edwin-Scharff-Haus mit dem EM-Spiel Deutschland-Spanien konkurrieren musste und daher weniger Besucherinnen und Besucher anlockte.

    „Unsere Sprachen müssen eine Ästhetik des Gemeinsamen und Gemeinschaftlichen zum Ausdruck bringen.“ Das war dort einer der Favoriten für den Satz des Tages. Formuliert hat ihn der aus Bulgarien stammende und heute in Wien lebende Schriftsteller und Weltbürger Ilija Trojanow in seiner Rede, in der er zur Wiederentdeckung des Utopischen aufforderte.

    Die Donau einmal umgekehrt betrachtet

    Trojanow nahm das Plenum mit auf einen ebenso poetischen wie historischen Streifzug, der vom Donau-Ursprung im Osten bis zur Mündung im Westen führte. Eine bewusste Verdrehung also, aber Trojanov bürstet eben gerne gegen den Strich. Er bringt dabei wundersame Erinnerungen ans Licht wie an jene Community, die sich auf einem extraterritorialen Gebiet entwickelt und als dritte Sprache Esperanto eingeführt hatte. Oft aber endet der Streifzug an Abgründen wie jenem Straflager des kommunistischen bulgarischen Regimes auf einer Donauinsel und den Blutspuren, die der Imperialismus des Zarenreichs an der Donau hinterlassen hatte.

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    Seine Sätze verströmen Glanz, sie folgen einem Leuchten, das den Donauraum lange erfüllt hatte und ihm Vorteile verschaffte, bis es im Zuge des Ersten Weltkriegs und der Destruktion nationalistischer Ideologien erlosch. Damit spielt er auf die sich nach großen Einwanderungswellen längs der Donau herausgebildeten Gesellschaften an, deren Stärke ihre Vielfalt gewesen sei. Gerade in den Nischen, so wird er am Tag darauf in einer Lesung im Stadthaus ausführen, „findet man progressive Ansätze“. Später, wenn diese wieder in Vergessenheit geraten sind, würden sie als schiere Utopien abgetan und verworfen. Eine andere Erzählung tue Not, gerade über Migration, so der Schriftstteller: „Wir müssen die besseren Geschichten liefern wie die, die an die alten Nationalismen anknüpfen“, lautet sein Beitrag zu den vergifteten Debatten der Gegenwart. Migration habe es im Donauraum immer gegeben und in einem viel größeren Ausmaß als heute: „Nur dass damals die Mitteleuropäer aufgebrochen sind.“

    Ukrainischer Pianist spielte für illegal inhaftierte Soldaten

    Das musikalische Begleitprogramm zur Auftaktveranstaltung gab einen Vorgeschmack auf das gehaltvolle Kulturprogramm, das in den folgenden Donaufesttagen noch kommen wird. Der Pianist Mike Kaufman-Portnikov gab Kostproben von dem, was er in seiner musikalischen Weltenreise eingesammelt hatte. Bekannt wurde der Ukrainer mit einer Performance auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, wo er über zwölf Stunden hinweg Variationen der ukrainischen Nationalhymne darbot und sie den illegal in Russland inhaftierten Landsleuten widmete. Begeisterung löste auch das Porter Percussion Duo und der rumänische Singer-Songwriter Armand Popa aus. Mitwirkende des Donaujugendcamps brachten symbolisch zum Ausdruck, was die beiden Stadtoberhäupter Katrin Albsteiger (Neu-Ulm) und Martin Ansbacher (Ulm) in einem Plausch mit Moderatorin Kathi Wolf später in verbalen Schleifen beschworen: den „Spirit“ und die „Freiheitsgedanken“, die von den Donaufesten als Botschaft hinausgetragen würden.

    Ulm - Donaufest 2024 - Fahnenlauf
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    Freiwillige Läuferinnen und Läufer haben die 600 Donaufestfahnen am Donnerstag bis zum Festgelände getragen. Festauftakt auf dem Marktgelände ist am Freitag, 5. Juli, um 17 Uhr.

    Zahlreich kamen die Besucherinnen und Besucher am Freitagabend, Samstag und Sonntag an die Donauufer in Ulm und Neu-Ulm. Weder vom Regen noch von den bisweilen in regelrechten Schwäremn herumschwirrenden Schnaken allzuleicht vertreiben, sondern genossen das breite Angebot des Donaufests. Essensstände, aber auch Kunsthandwerksstände und sogar die Themenzelte waren gut besucht. Und rund um das Geschehen wehen die eigens gestalteten Donaufahnen, die je nach Windrichtung in plumper Schablonenschrift die Namen der Donauländer bilden oder einen wirren Buchstabensalat ergeben. Da denkt manch einer mit Wehmut an den leuchtenden Farbverlauf, durchzogen durch ein Wellenband, den die Fahnen während vergangener Donaufeste zeigten zeigten.

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