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Ulm: Bürgerinitiative sammelt knapp 1600 Unterschriften gegen Büroturm an der Donau

Ulm

Bürgerinitiative sammelt knapp 1600 Unterschriften gegen Büroturm an der Donau

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    Die Ulmer Bürgerinitiative Gleisdreieck will den Neubau von  SGP an der Donau verhindern.
    Die Ulmer Bürgerinitiative Gleisdreieck will den Neubau von SGP an der Donau verhindern. Foto: Alexander Kaya

    Eine Liste mit knapp 1600 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich gegen den geplanten Neubau eines Büroturms am Donauufer aussprechen, hat Kathrin Vahle-Jochner von der Bürgerinitiative (BI) "Ulmer Gleisdreieck" am Freitag an Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch übergeben. Am Dienstag berät der Bauausschuss abschließend über das Projekt, am Mittwoch fällt der Gemeinderat eine Entscheidung. Ein Antrag der Grünen-Fraktion, den Beschluss zu vertagen, hatte keinen Erfolg.

    Im Ulmer Gleisdreieck am Ziegelländeweg unweit der Eisenbahnbrücke will die Neu-Ulmer Wirtschaftskanzlei Schneider Geiwitz & Partner (SGP) in das Gebäude der früheren Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HfK+G) und in einen Büroturm ziehen, der daneben errichtet werden soll. Die Bürgerinitiative, die das Projekt verhindern will, ist von Anwohnerinnen und Anwohnern nahe gelegener Häuser gegründet worden. Unterstützerinnen und Unterstützer kommen aber inzwischen aus dem gesamten Stadtgebiet. Sie kritisieren, dass diese Stelle kein Ort für ein Gewerbegebiet sei, und sie prangern das Verhalten von Stadtverwaltung und Gemeinderat als intransparent an. Man habe der Bürgerschaft keine ausreichende Möglichkeit gegeben, sich zu äußern. Sabine Peters von der Bürgerinitiative berichtet aus Hunderten von Gesprächen an Infoständen: Die Menschen hätten mit Erstaunen und Empörung auf die Pläne reagiert. Neben der Bürgerinitiative will auch eine Interessengruppe aus der Kultur- und Bildungsszene das Projekt verhindern.

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    Zwar hat die Stadt auf ihrer Internetseite die Möglichkeit geboten, sich einzubringen. Das reiche aber nicht aus, finden die Mitglieder der BI. Der Ort sei zu prominent und in der Pandemie sei der Informationsfluss eingeschränkt. Die Möglichkeit zur Beteiligung sei kaum zu bemerken gewesen. Auch auf Fragen der Bürgerinitiative sei die Verwaltung nur spärlich eingegangen und habe manches gar nicht beantwortet. Nun setzen die Mitglieder ihre Hoffnung in die Abstimmung am Mittwoch: Das Projekt dürfe nicht beschlossen, sondern müsse neu geplant werden. Vielleicht könne man sich dann mit SGP-Chef Arndt Geiwitz auf eine gemeinsame Nutzung einigen, die auch Platz für Kultur, Bildung oder ein Bürgerzentrum biete. Was genau entstehen könne, müsse sich aber erst in einem Prozess entwickeln.

    Kathrin Vahle-Jochner von der Bürgerinitiative Gleisdreieck übergibt einen Karton mit Unterschriften an Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch.
    Kathrin Vahle-Jochner von der Bürgerinitiative Gleisdreieck übergibt einen Karton mit Unterschriften an Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch. Foto: Alexander Kaya

    Bislang ist auf dem Grundstück nur eine Sondernutzung erlaubt, Büros sind nicht zulässig. Das würde sich mit einem Satzungsbeschluss im Gemeinderat ändern. Von den ursprünglichen Zielen der Stadtentwicklung an dieser Stelle sei nicht viel geblieben, stellt Sabine Peters fest. Es gehe nicht mehr um Bildung oder soziale Zwecke, nicht mehr um Zugangsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit und auch nicht mehr um die Topografie. 31,20 Meter hoch soll der Büroturm werden. Er würde das Ex-Hochschulgebäude und die umliegenden Häuser um mehrere Meter überragen. Rund 150 Jahre alte Blutbuchen müssten fallen und rund 90 Prozent des Grundstücks würden bebaut. Werner Meule von der BI kritisiert das als unökologisch. Dass Unternehmer Geiwitz versprochen habe, die Bürgerschaft dürfe den Campus wie einen Stadtpark nutzen, zähle nicht. Von einem Park könne nicht die Rede sein. Auch die Idee, aus der Kantine abends und am Wochenende ein öffentliches Restaurant zu machen, überzeugt die Mitglieder der BI nicht. Die aktuellen Planungen sehen die Gastronomie nicht mehr auf der Donauseite. Das sei weitaus weniger attraktiv als zunächst angekündigt. Langfristig gültig seien solche Aussagen sowieso nicht.

    Kathrin Vahle-Jochner betont, dass es nicht nur um Sorgen aus der Nachbarschaft gehe: "Das ist nicht mein Vorgarten, das ist der Vorgarten der Stadt Ulm." Bei der BI versteht man nicht, wieso die Stadt das Grundstück nicht selbst erworben habe. Baubürgermeister Tim von Winning habe erst nach mehreren Nachfragen eingeräumt, dass der aufgerufene Kaufpreis für die städtische Projektentwicklungsgesellschaft PEG zu teuer gewesen sei. Vahle-Jochner fragt sich, ob sich die Stadt beim einstigen Verkauf des Grundstücks mit einem Rückkaufsrecht, einer Beteiligung oder anderen Rechten abgesichert habe. Auf eine entsprechende Anfrage habe sie keine Antwort von der Stadt erhalten, sagt sie. Ulm hatte das Grundstück 1989 von der Kaufmannsfamilie Laumayer erworben, die sich bis heute über den Tisch gezogen fühlt. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt verkaufte die Stadt das Gelände wieder, ein Gebäude für die HfG+K entstand. Die Stiftung hinter der privaten Hochschule hat das Grundstück im Sommer 2020 an eine Gesellschaft verkauft, die dort den SGP-Neubau verwirklichen will.

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