Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Bahnausbau Ulm-Augsburg: ICE-Trasse: So positionieren sich die Kommunen entlang der gesamten Strecke

Bahnausbau Ulm-Augsburg

ICE-Trasse: So positionieren sich die Kommunen entlang der gesamten Strecke

    • |
    Die geplante ICE-Neubaustrecke wird Kommunen, die bereits an den Zugverkehr gewöhnt sind, noch mehr belasten. In vielen Orten setzen sich Bürgerinitiativen für die Belange der Bewohner ein.
    Die geplante ICE-Neubaustrecke wird Kommunen, die bereits an den Zugverkehr gewöhnt sind, noch mehr belasten. In vielen Orten setzen sich Bürgerinitiativen für die Belange der Bewohner ein. Foto: Bernhard Weizenegger, Marcus Merk (Archivbilder)

    In Neu-Ulm gibt es Ärger wegen der violettfarbenen Trassenvariante, im Augsburger Land und im Kreis Günzburg hingegen sind vor allem die Anwohnerinnen und Anwohner, die an der A8 und der Bestandsstrecke leben, bereits stark von Lärm belastet. Die neue ICE-Trasse zwischen Ulm und Augsburg bewegt die Menschen. Vor allem interessiert sie, was unmittelbar vor ihrer Haustür passiert. Doch wie positionieren sich Kommunen im Raumordnungsverfahren (ROV), die entlang der Strecke weiter weg von einem liegen? Ein Überblick der jeweiligen Stellungnahmen der betroffenen Städte und Gemeinden mitsamt ihrer favorisierten Route sowie der Begründung – sofern sie vorliegen. 

    Neue ICE-Trasse Ulm-Augsburg: So positionieren sich Kommunen im Kreis Neu-Ulm

    Neu-Ulm: Die Stadt Neu-Ulm wird in ihrer Stellungnahme keine Trasse favorisieren. Zwar wollte die Verwaltung die dunkelviolette Variante befürworten. Aufgrund von starkem Gegenwind, vor allem aus dem Stadtteil Burlafingen, wurde nun lediglich eine fachliche Einschätzung abgegeben – ohne dabei eine Priorisierung der jeweiligen Routen vorzunehmen.

    Nersingen: Der Nersinger Gemeinderat hat bereits Anfang Januar ein einstimmiges Votum abgegeben und hält auch jetzt daran fest. Das Gremium sprach sich für die im Plan violett eingezeichnete Trasse aus, die sich im Bereich von Nersingen stark an die bestehende Strecke anlehnt.

    Das Bild zeigt die aktuelle Zugstrecke zwischen Pfuhl und Burlafingen. Gibt es hier bald vier statt zwei Gleisen?
    Das Bild zeigt die aktuelle Zugstrecke zwischen Pfuhl und Burlafingen. Gibt es hier bald vier statt zwei Gleisen? Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Pfaffenhofen an der Roth: Der Markt Pfaffenhofen an der Roth hat sich in seiner Stellungnahme nicht auf eine Variante festgelegt. Die Kommune wird lediglich dann beeinträchtigt, wenn die blau-grüne Trasse ausgewählt wird. Für den Fall wurden Bedingungen ausgearbeitet.

    Holzheim: Die Gemeinde Holzheim will der Deutschen Bahn keine Stellungnahme zukommen lassen.

    ICE-Trasse Ulm-Augsburg: So positionieren sich betroffene Kommunen im Kreis Günzburg

    Bibertal: Zusammen mit den Nachbargemeinden Kötz und Kammeltal hat Bibertal einen Anwalt beauftragt, der die Unterlagen im Raumordnungsverfahren prüfen soll. Gemeinsam spricht man sich für die autobahnnahe violettfarbene A8-Route aus. Auch hier hatte man sich für die Fristverlängerung eingesetzt.

    Bubesheim: Für die kommunalen Entscheidungsträger in Bubesheim ist klar, dass die beiden autobahnnahen Varianten orange und violett abgelehnt werden. Vor allem die violettfarbene Route würde die Wasserversorgung der Gemeinde betreffen. Vorhandene Bodendenkmäler könnten nicht mehr geschützt werden. Das Landschaftsschutzgebiet Günzriedweiher wäre ebenfalls massiv betroffen.

    Burgau: Der Schriftsatz, der an die Regierung von Schwaben geht, kommt zum Ergebnis: "Alle durch das Gebiet von Burgau verlaufenden Trassen sind nicht raum- und umweltverträglich" – und werden daher kompromisslos abgelehnt.

    Günzburg: Die Stadt Günzburg hat keine Trasse favorisiert. Die Varianten violett und orange hätten direkte Auswirkungen auf das Stadtgebiet, sie verlaufen im Bereich Günzburg quasi parallel zur A8.

    Die Träger öffentlicher Belange

    Bei einem so komplexen Projekt wie es der Neu- und Ausbau der ICE-Strecke zwischen Ulm und Augsburg ist, sind die Interessen vieler unterschiedlicher Akteure betroffen. Deshalb haben Kommunen, Verbände und Behörden die Möglichkeit, zu dem Vorhaben während des Raumordnungserfahrens eine Stellungnahme abzugeben. Gefragt ist das Landratsamt Günzburg ebenso wie die Gemeinde Kötz oder das Staatliche Bauamt in Krumbach. Aber auch der Landesfischereiverband Bayern, der Naturpark Augsburg Westliche Wälder und der Wanderverband Bayern gehören zu den Trägern öffentlicher Belange. Sie dürfen sich alle äußern. 

    Auf Fragen zum Raumordnungsfragen hat uns die Regierung von Schwaben am späten Freitagnachmittag folgende Antworten gegeben: Am Raumordnungsverfahren wurden mehr als 90 Träger öffentlicher Belange und sonstige Stellen beteiligt, davon circa 15 im Landkreis Günzburg.

    Bislang sind mehr als 110 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange und sonstiger Stellen sowie der Öffentlichkeit eingegangen. Den Stellungnahmen der Öffentlichkeit lagen mehrere Unterschriftenlisten mit insgesamt circa 1300 Unterschriften bei.

    Insgesamt haben 25 Träger öffentlicher Belange, sonstige Stellen und Bürgerinitiativen um eine Fristverlängerung über den 31. Oktober hinaus gebeten. (ioa) 

    Ichenhausen: In Ichenhausen werden die Trassen, die durch das Stadtgebiet führen würden, kompromisslos abgelehnt. Das wären blau-grün und türkis. Der Eingriff in die Natur sowie die Zerschneidung der Landschaft seien enorm hoch. Einzig vorstellbar wäre eine autobahnbegleitende Trasse (orange oder violett).

    Jettingen-Scheppach: Beim Bahnausbau Ulm–Augsburg kommt nur eine autobahnnahe Trasse nördlich der A8 infrage. Alle anderen Varianten würden die Gemeinde massiv beeinträchtigen und am Ende sogar zwei Ortsteile zerreißen. Bei dieser Haltung bleibt die Kommune auch im Zuge der Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren.

    Kammeltal: Die Gemeinde Kammeltal befürwortet von den vorliegenden Varianten nur die nördlichste Varianteviolettfarbene entlang der A8. Alle anderen Routen werden abgelehnt. Massiv betroffen wäre die Gemeinde von den Varianten türkis und blau-grün. Beide würden den Ortsteil Hammerstetten vom übrigen Gemeindegebiet trennen.

    Kötz: Nichts zu rütteln gibt es seitens des Gemeinderats an der Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren. Von den geplanten Trassen kommt für die Gemeinde Kötz nur eine infrage: die violette Variante entlang der A8.

    Landensberg: Die Gemeinde sprach sich in ihrer Stellungnahme klar gegen die türkisfarbene Variante aus. Der Scheppacher Forst werde bereits durch Windenergie und die Autobahn beeinträchtigt. Bevorzugt wird eine Trasse entlang der A8, doch die Gemeinde hat sich auch der Petition aus Zusmarshausen angeschlossen.

    Leipheim: Der Stadtrat bekräftigt nochmals die bereits im Dezember 2021 beschlossene Resolution. Darin wird die violette Trassenführung von der Stadt abgelehnt. "Diese mögliche Trasse führt diagonal durch unsere letzten landwirtschaftlichen Flächen mit hoher Bonität und den letzten künftigen Ent­wick­lungs­flächen der Stadt Leipheim für Sied­lung und Infrastruktur."

    Haldenwang und Burtenbachwären von keiner der derzeitigen Trassierungen direkt betroffen.

    Neue ICE-Trasse Ulm-Augsburg: So positionieren sich Kommunen im Kreis Augsburg

    Altenmünster: Die Gemeinde liegt nicht direkt an einer der vier Trassen. Sie könnte aber von möglichem Lärm der türkisfarbenen Strecke betroffen sein, die nördlich der Autobahn verläuft. Daher lehnt Altenmünster diese Bahntrasse ab.

    Welden: Der Markt Welden ist von keiner Trasse direkt betroffen. Der Marktgemeinderat aber spricht sich für einen künftigen Bahnhalt im Regionalverkehr auf dem Gemeindegebiet Zusmarshausen oder Adelsried aus.

    Adelsried: Die Gemeinde favorisiert den Ausbau der heutigen Bahnstrecke Ulm-Augsburg. Die türkisfarbene Trasse, die nahe der Autobahn verlaufen würde und damit an Adelsried vorbeikäme, lehnt die Gemeinde ab. Adelsried plant ein Gewerbegebiet an der A8, die türkise Variante würde dieses Gewerbegebiet durchschneiden.

    Horgau: Die Gemeinde Horgau spricht sich für die Variante blau-grün aus, also einen Ausbau der dortigen Bestandsstrecke. Abgelehnt wird vor allem die sogenannte violette Trasse. Sie würde durch das Naturschutzgebiet Schmuttertal führen und in Teilen durch Diedorf und Neusäß verlaufen.

    Blick auf Freihalden, Gemeinde Jettingen-Scheppach. Im Norden des Ortsteils soll die ICE Neubautrasse führen und dabei ein Waldstück untertunnelt werden.
    Icon Galerie
    28 Bilder
    Plakataktionen, Bürgerinitiativen und Landschaftsbilder: Wir haben Eindrücke zu den ICE-Trassenplanungen zwischen Ulm und Augsburg in einer Bildergalerie gesammelt.

    Kutzenhausen: Kutzenhausen lehnt einen vierspurigen Ausbau auf seinem Gemeindegebiet ab. Das würde die Trassen violett und blau-grün betreffen. Die violette Variante gilt hier als der größere Eingriff in die Natur. Der blau-grünen Variante werde nur bei einem dreispurigen Ausbau zugestimmt. Denn, der parallele Betrieb des Regionalbahnhofs müsste gesichert bleiben. Neben zwei neuen Schnellbahngleisen könnte das baulich nicht zu realisieren sein.

    Gessertshausen: Der Gemeinderat Gessertshausen lehnt einen Ausbau der Bestandsstrecke (blau-grün) ab. Befürchtet wird eine zusätzliche Belastung der Ortschaften. Es wird für eine Trasse an der A8 plädiert (türkis und orange).

    Diedorf: Die Routen orange und türkis tangieren die Marktgemeinde Diedorf nicht. Bei einem blau-grünen sowie violetten Trassenverlauf (Ausbau der Bestandsstrecke) wird das Gemeindegebiet zerschnitten. Sollte es dazu kommen, wird unter anderem gefordert, die geplante Ortsumfahrung der B300 in Diedorf mitzuberücksichtigen.

    Neusäß: Eine veränderte orangefarbene Variante mit einem weiteren Bogen um Täfertingen sowie die türkise Variante könnten für Neusäß bessere Varianten darstellen. Dabei handelt es sich jeweils um Neubaustrecken mehr oder weniger entlang der Autobahn (türkis und orange). Die orangefarbene Variante mache einen geplanten Ausbau des Gewerbegebiets in

    Stadtbergen: Stadtbergen erhebt keine Einwände, das Gemeindegebiet sei kaum betroffen. Für den Ortsteil Deuringen erhofft man sogar weniger Lärm als bisher, sollte die neue Trasse tatsächlich neben den bisherigen Regionalgleisen verlaufen.

    Stadt Augsburg: Die Stadt Augsburg würde im Stadtgebiet eine Neubaustrecke zwischen dem Bärenkeller und dem Güterverkehrszentrum bevorzugen. Favorisiert wird demnach eine Trasse entlang der Autobahn. In der Abwägung sei diese Variante (türkis) am besten, heißt es.

    Kommunen aus Kreisen Günzburg und Augsburg mit Petition zur neuen ICE-Trasse

    Zusmarshausen: Die Marktgemeinde Zusmarshausen hatte eine Petition gestartet, um im Raumordnungsverfahren mehr Zeit für eine Stellungnahme zu bekommen. Die Petition mit über 2000 Unterschriften und 17 unterstützenden Kommunen zur Fristverlängerung wurde aufgrund eines Beschlusses des Marktgemeinderates bereits mit einem Schreiben an den Bayerischen Landtag in der letzten Adventswoche zurückgenommen. Ende Dezember reichte die Marktgemeinde dann ihre die Stellungnahme ein. Dazu gehörten vier Gutachten zur Lärmtechnik, Verkehr und Umwelt, Jagd sowie Naturschutz.

    Das Ergebnis: Am wenigsten würden Mensch und Natur, Landschaft und viele weitere Schutzgüter im Bereich von Zusmarshausen noch beeinträchtigt werden, wenn die orange Variante mit Tiefbahnhof gebaut werden würde.

    Neue ICE-Trasse Ulm-Augsburg: Diese Variante bevorzugen andere Institutionen

    IHK: Zur Suche nach einer Trasse für eine Bahn-Neubaustrecke hat sich die IHK für eine Kombi-Lösung aus den Trassenvarianten türkis und orange mit einem möglichen Regionalbahnhof in Tallage in Zusmarshausen ausgesprochen. Dies ist der Kern der Stellungnahme der Kammer zu dem Raumordnungsverfahren, mit dem die Bezirksregierung die aus landesplanerischer Sicht „verträglichste“ Variante sucht. 

    Bund Naturschutz: Acht Seiten lang ist die Stellungnahme des Bund Naturschutz (BN) zum Raumordnungsverfahren. Aus Sicht des BN kann im Landkreis Neu-Ulm nur ein Ausbau der Bestandstrasse und in den Landkreisen Günzburg und Augsburg eine Trasse eng an der Autobahn A8 als raumverträglich angesehen werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden