Der Ulmer Weihnachtsmarkt ist dieses Jahr so kurz wie lange nicht mehr: Weil der traditionelle Beginn, der Montag nach dem Totensonntag, dieses Jahr der 27. November ist, dauert der Budenzauber nur 27 Tage. Dafür kommt er dem Heiligen Abend nahe wie nie. Bis einschließlich Samstag, 23. Dezember, dauert dieses Jahr der Ulmer Weihnachtsmarkt. Normalerweise ist immer schon am 22. Dezember Schluss.
Damit werden an den Weihnachtsfeiertagen erstmals sämtliche Stände stehen bleiben. Den Weihnachtsmarkt bereits vor dem letzten Adventssamstag zu schließen, "hätten wir nicht vertreten können", sagt Jürgen Eilts, als Geschäftsführer der Ulmer Messegesellschaft der Veranstalter. Weder vor den Händlern noch den Besucherinnen der Ulmer Innenstadt. Weil es nicht genügend Personal gebe, die Stände am Abend des 23. Dezember sowie an Heiligabend im "Hauruck-Verfahren" abzubauen, bleiben die Holzkonstruktionen noch etwas stehen.
Die Märchenjurte der Jungen Bühne ist länger da
Das ist nicht die einzige Besonderheit der Großveranstaltung, die alljährlich von geschätzt einer Million Menschen besucht wird: Während der eigentliche Weihnachtsmarkt eher kurz ist, geht die Jurte lange wie selten. Denn das Märchenzelt startet schon am Montag, 20. November. Wie Eilts erläutert, steckt eine (Termin-)Panne hinter dem frühen Start der Festtagsjurte. Aber nachdem die Veranstalter, die Junge Bühne Ulm, mal wieder von Anfragen und Buchungen überrannt wurde, habe man sich entschieden, den Erzähltreff am Neuen Bau samt prasselndem Kaminfeuer schon früher starten zu lassen.
Von diesen terminlichen Besonderheiten abgesehen, ist der Ulmer Weihnachtsmarkt nach Jahren in Krisenzeiten wieder ganz der Alte: samt lebender Krippe. Über 120 Stände werden erwartet, damit ist die weihnachtliche Stadt in der Stadt wieder so groß wie im letzten, normalen Jahr 2019, als Themen wie Pandemie, Krieg und Energiekrise kaum jemand in Deutschland auf der Agenda hatte. Zwischenzeitlich schrumpfte die Zahl der Stände auf 90.
Die Stromrechnungen für die Anbieter würden dieses Jahr zwar steigen, sagt Eilts. Aber nicht so dramatisch, wie im vergangenen Jahr noch befürchtet. "Ich würde sagen, merklich teurer, aber noch vertretbar." Die Glasbläserhütte wird allerdings auch dieses Jahr fehlen. Eilts: "Das ist energetisch nicht mehr darstellbar."
Nach dem Corona-Abbruch 2021 und der Absage 2020 sei von einer Zurückhaltung der Standbetreibenden in diesem Jahr nichts mehr zu spüren. Somit dehnt sich der Weihnachtsmarkt wieder auf das Vorkrisen-Niveau aus. Das "Münsterplätzle" am südlichen Münsterplatz hinter dem Märchenwald wird nach Jahren der Pause wieder bespielt.
Pistenbully auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt
Die auffälligste Neuerung ist dieses Jahr wohl, dass Besucher und Besucherinnen des Märchenwalds von einem echten Pistenbully begrüßt werden. Denn der Hersteller von Raupenfahrzeugen, einer Marke der Kässbohrer Geländefahrzeug AG mit Ulmer Wurzeln, wird erstmals einen Stand betreiben. Zu sehen ist nicht nur ein historischer Pistenbully, sondern die Marke mit Kultstatus wird darüber hinaus hier einen regelrechten Fanshop präsentieren. Von Bekleidung bis hin zu kleinen Modellen. In Arbeit sind hier Kooperationen mit Skigebieten, denen hier ermöglicht werden soll, sich zu präsentieren.
Nach Jahren der Abstinenz ist ein alter Bekannter zurück, der zuletzt auf dem Ulmer Wochenmarkt die Blicke auf sich zog: Aus der La Fleur Blumenwerkstatt wird die Weihnachtswerkstatt. Auch das von dort bekannte Blumencafé wird neben floralen Kunstwerken in einer weihnachtlichen Variante auferstehen.
Ansonsten werden die Besuchenden "so gut wie alle" Beschicker des Vor-Corona-Weihnachtsmarktes 2019 finden: vom Bürstenladen bis hin zu den Krippenfiguren des Illertissers August Zinnecker. "Der ist ein Unikat, ohne den kann ich mir den Weihnachtsmarkt gar nicht vorstellen", sagt Simone Huber, bei der Ulmer Messe für den Markt verantwortlich. Peter und Angelika Burger ("Feuerwurst") werden auch dieses Jahr wieder einer der gastronomischen Fixpunkte sein. Doch wie im vergangenen Jahr leide das Gastronomenpaar aus Weinried an Personalmangel. "Die brauchen 40 Leute", sagt Eilts. Somit sei es wahrscheinlich, dass der zweistöckige Stand samt Stube wie im vergangenen Jahr nicht bespielt werden kann.
Die Ente von Christian Becker kommt zurück
Ein Comeback feiert hingegen die andere rustikale Hütte auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt: die Ente. Christian Becker wird diese beheizte Einkehrmöglichkeit am Eingang zum Märchenwald nach Jahren der Pause wiedereröffnen. Für ein "breiteres Angebot an Speisen" haben sich Eilts und Huber dieses Jahr eingesetzt. Vegetarische und vegane Gerichte, so das erklärte Ziel, sollen noch weniger als zuvor auf den etablierten Stand "Der Veganer" begrenzt bleiben. Wieder dabei: die Landkäserei Herzog aus Roggenburg mit Baguettes und Kässpätzle. Beim Stand "Feuerzangenbowle & Suppenküche" gibt es jetzt auch Knödel.