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Ulm: 75 Jahre Schwörmontag: So wurde Ulms Stadtfest, was es heute ist

Ulm

75 Jahre Schwörmontag: So wurde Ulms Stadtfest, was es heute ist

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    Der Schwörmontag mit dem Nabada in seiner heutigen Foirm gibt es erst seit 75 Jahren.
    Der Schwörmontag mit dem Nabada in seiner heutigen Foirm gibt es erst seit 75 Jahren. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    In Ulm steht weltweit das einzige Gebäude, das einzig zu dem Zweck erbaut wurde, dass sich Bürgermeister und Bürger gegenseitig Loyalität schwören. Der Schwörakt selbst entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die Schwörformel, allen ein gemeiner Mann zu sein, taucht erstmals 1345 auf. Den Schwörmontag in seiner heutigen Form gibt es aber erst seit 75 Jahren. Daran erinnert eine Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte, also im Schwörhausturm selbst. 

    Ivo Gönner war eine beliebte Figur bei den Nabada-Booten. Er ist zusammen mit Theodor Pfizer Rekordhalter im Schwören.
    Ivo Gönner war eine beliebte Figur bei den Nabada-Booten. Er ist zusammen mit Theodor Pfizer Rekordhalter im Schwören. Foto: Horst Hörger

    Irgendwelche Anfänge eines von der Bevölkerung initiierten Nabada muss es rasch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegeben haben. Der damalige Oberbürgermeister Robert Scholl lehnte es aber ab, den Schwörmontag zu feiern, weil die stadtgeschichtliche Tradition von den Nationalsozialisten missbraucht worden war. Sein Nachfolger Theodor Pfizer war es, der den Feiertag in seiner heutigen Form schuf, erklärt Stadtarchivdirektor Michael Wettengel. Pfizer habe den Schwörmontag als ein Fest der Demokratie begriffen, ideal, um die Spaltung der Nachkriegsgesellschaft zu überwinden, nicht zuletzt wegen der Schwörformel. "Das Fest in der Form, wie wir es heute feiern, mit dem Schwörakt, dem Läuten der Schwörglocke, dem Gang ins Rathaus und dem Nabada geht zu hundert Prozent auf Theodor Pfizer zurück", so der Historiker. 

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    Etliche Themenboote, traditionelle Zillen und viele Schlauchboote waren am Schwörmontag in Ulm auf der Donau unterwegs. Wir zeigen die schönsten Bilder.

    Die Ausstellung "Schwören und Feiern", die bis zum 14. September zu sehen ist, stellt die 75-jährige Geschichte des heutigen Schwörmontags, aber auch seine jahrhundertelange und wechselvolle Geschichte zwischen dem 14. Jahrhundert und der Zeit des Nationalsozialismus dar. Manch Amüsantes haben die Ausstellungsmacher zudem herausgefunden: Absolute Spitzenreiter bei Rechenschaftsbericht und Schwur sind die beiden Oberbürgermeister Theodor Pfizer selbst und Ivo Gönner, die es auf jeweils 24 Mal bringen. 

    Und das Problem Alkohol gibt es offenbar auch schon ziemlich lange, denn im Jahr 1707 verlegte man das Schwörritual vom traditionellen Zeitpunkt um 12 Uhr mittags auf zehn Uhr am Vormittag und verhängte ein absolutes Alkoholverbot, weil ein Teil der Männer mittags so betrunken war, dass sie nicht mehr schwörfähig waren. Gebechert werden durfte dann erst nach dem Schwur. Damals hatten übrigens nur Männer Zutritt zur Feier, was Frauen und Jugendliche bisweilen störte, denn sie hätten manchmal Unruhe gestiftet, so ein Ausstellungstext. 

    Ausstellung in Ulm: Der Schwörmontag im Wandel der Zeit

    Der ursprüngliche Schwörakt im 14. Jahrhundert hatte dazu gedient, die Kämpfe zwischen den herrschenden Patriziern und den Mitsprache fordernden Zünften zu beruhigen. Der Bürgermeister, der damals Patrizier war, und die Bürger - Männer - legten den Schwöreid gegenseitig ab, ursprünglich am Georgstag, dem 23. April, und ab 1558 an einem Montag im August. Kaiser Karl V. hatte das Ritual abgelehnt. Im Jahr 1549 baten die Ulmer am kaiserlichen Hof darum, wieder ihren Schwörtag feiern zu dürfen. Das durften sie ab 1558 wieder, was dann mit einer Verschiebung des Termins in den Sommer einherging. 1612/13 riss man den Luginsland ab, einen auf dem Weinhof stehenden Wachturm aus staufischer Zeit, und baute ein repräsentatives Schwörhaus an der Stelle der einstigen Pfalzkirche zum Heiligen Kreuz, von der das Schwörhaus noch Mauern beinhaltet. 

    Während der bayerischen Zeit Ulms gefiel den weißblauen Behörden manches an dem Fest nicht, doch nach dem Ende dieser Epoche ging die Party - oder damals "Parte" - weiter, wie historischen Zeitungsanzeigen zu entnehmen ist. Und die Schwörglocke, die zum Schwur um 12 Uhr mit einem Hanfseil geläutet wird und die noch aus der Zeit vor dem Münsterbau stammt, hat alle Wandel der Zeitläufe überstanden - nur ein Riss musste mal gekittet werden.

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