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Thalfingen: Ein Totentanz in der Thalfinger Thomaskirche

Thalfingen

Ein Totentanz in der Thalfinger Thomaskirche

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    „Das Altern zum Tode“ heißt das Werk, das den Betrachter unmittelbar mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Bertram Bartl, der seit 1985 in Ulm lebt, stellt seine Werke zum Totentanz in Thalfingen aus.
    „Das Altern zum Tode“ heißt das Werk, das den Betrachter unmittelbar mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Bertram Bartl, der seit 1985 in Ulm lebt, stellt seine Werke zum Totentanz in Thalfingen aus. Foto: Dagmar Hub

    Die große Fläche hinter dem Altar der Thalfinger Thomaskirche füllt ein monumentales Bild: Skelette sind auf Krankenhausbetten und in einem Rollstuhl unterwegs, Knochen und Schädel vor einem türkisfarbenen Hintergrund. „Auferstehung“ nennt der in Lörrach geborene und seit 1985 in Ulm lebende Künstler Bertram Bartl das Werk.

    An der linken Seitenwand der Kirche konfrontiert das Triptychon „Das Altern zum Tode“ mit dem Unausweichlichen: Die erotische Blondine im Monokini im rötlichen Licht auf der linken Seite des dreiteiligen Werkes stirbt als eingefallene Greisin auf der rechten Seite, der Tod tanzt dazwischen einen wilden Tanz und schlägt den Takt dazu mit der Trommel.

    Auf der rechten Langseite der Kirche wird der Besucher von einem riesigen Bild ganz in Schwarz überrascht – wobei das

    Jean-Pierre Barraud holt die Totentänze in die Thalfinger Kirche

    Er wollte zum Ende des Kirchenjahres, zu diesem Ewigkeitssonntag, nicht nur mit Worten mit der Vergänglichkeit und dem Tod konfrontieren, sagt Pfarrer Jean Pierre Barraud, Kunstbeauftragter der evangelischen Kirche im Kirchenkreis. Deshalb wählte er Teile aus Bertram Bartls zwischen 1991 und 2000 entstandenen „Totentänzen“, um die Kirche bis zum 26. November in einen Raum zu verwandeln, in dem sich die Kunsttradition des mittelalterlichen Totentanzes, des „danse macabre“, mit modernen künstlerischen Techniken fortsetzt. Der Tod wird in Bartls Bilderzyklus digital – und bleibt doch unleugbar gegenwärtig wie im Barockzeitalter, dem Fortschrittsglauben zum Trotz. Bertram Bartl arbeitet zunächst mit der Tastatur des Computers, setzt die Striche einer Zeichnung auf Papier in Computergrafiken um und verpixelt so praktisch seinen Entwurf. Die Bewegungen der Menschen und des Todes scheinen auf diese Weise in Pixeln zu erstarren, in bizarren Verzerrungen, obwohl sie mit dem Pinsel ausgeführt sind.

    Bertram Bartls Werke in Thalfingen erinnern an menschliche Vergangenheit

    Diese Verzerrungslinien, die Bartl fast an die Grenzen treibt, entstehen, indem der 64-Jährige tänzerische Bewegungen vor allem in die Skelette des Sensenmannes und bisweilen auch derer legt, die der Tod sich jeweils greift. In der kompletten Reihe der monumentalen „Totentänze“-Bilder, die in der Thomaskirche nicht alle unterzubringen gewesen wären, handelt der Tod genau so wie in den mittelalterlichen Umsetzungen des Memento-Mori-Motivs – er fasst sich das junge Mädchen ebenso wie den alten Menschen, er macht keinen Unterschied zwischen Clown, Stripperin, Metzger und Soldat.

    Bertram Bartl wird beim Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag (22. November um 10 Uhr) anwesend sein. Für diesen ist aufgrund der Corona-Regeln eine Anmeldung erforderlich; Familien, die im vergangenen Jahr einen Angehörigen verloren haben, werden bei der Platzvergabe bevorzugt.

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